1 00:00:01,967 --> 00:00:03,999 {Regieanweisungen} 2 00:00:04,000 --> 00:00:07,999 IV: Ok. Also, wir können beginnen. 3 00:00:08,000 --> 00:00:17,499 Also, die erste Frage: Wie und warum sind Sie ins Lager gekommen? 4 00:00:17,500 --> 00:00:31,532 MTF: Euh...Ich hatte gerade meine Ausbildung als Grundschullehrerin in demselben Ort beendet, wo ich auch studiert hatte, und ich sollte also meine Karriere in diesem Beruf beginnen. 5 00:00:31,533 --> 00:00:35,399 Und ich bin in einem Dorf angekommen, 6 00:00:35,400 --> 00:00:38,299 ähm...wo ich im Übrigen immer noch wohne, 7 00:00:38,300 --> 00:00:48,799 und dort habe ich ungefähr ein Jahr lang unterrichtet, weil ja es ist, ich bin am, am 1. November 1940 dort angekommen. 8 00:00:48,800 --> 00:00:53,399 Ähm...die, die deutsche Besatzung hatte begonnen 9 00:00:53,400 --> 00:01:00,332 und ich, ich stamme aus einer Familie, die die deutsche Besatzung bereits während des 1. Weltkrieges erfahren hat, 10 00:01:00,333 --> 00:01:03,966 weil das auf die meisten Leute, die im Norden Frankreichs wohnten, zutraf. 11 00:01:03,967 --> 00:01:15,299 Also...ähm...natürlich ich, ich hatte Erzählungen in, in den, in meiner Familie gehört, wie diese Besatzung verlaufen war, 12 00:01:15,300 --> 00:01:21,499 und der, es hat mich nicht überrascht wie sich die Situation entwickelte. 13 00:01:21,500 --> 00:01:33,466 Und eine Schulkameradin hat sich mit mir in Verbindung gesetzt, die...ähm... mehr oder weniger in Kontakt Stand mit Leuten, die bereits 1940 Widerstand leisteten, 14 00:01:33,467 --> 00:01:38,466 und man hat mich gefragt, ob, ob ich mich dieser Bewegung auch anschließen wollte. 15 00:01:38,467 --> 00:01:40,766 Also habe ich ja gesagt, 16 00:01:40,767 --> 00:01:47,199 und ich hatte bei mir zu Hause eine geheime Druckerei. 17 00:01:47,200 --> 00:01:56,332 Nun, eine Druckerei, das ist hoch gegriffen, weil alles bestand aus einer Schreibmaschine und einer Vervielfältigungsplatte, das war, das war nichts Großartiges. 18 00:01:56,333 --> 00:02:02,866 Aber wir hatten eine Zeitschrift auf die Füße gestellt, die alle 14 Tage erschien. 19 00:02:02,867 --> 00:02:17,799 Das war eine einfache Seite Papier...ähm...vorne und hinten bedruckt und diese...ähm... Davon wurden alle 14 Tage 400 bis 600 Exemplare herausgegeben, 20 00:02:17,800 --> 00:02:36,599 die von einer Gruppe Austräger verteilt wurde, die vor allem zu den Baustellen an der Küste gingen, weil sie seit der Ankunft der Deutschen damit begonnen hatten Befestigungsanlagen gegen einen möglichen Einfall der Engländer zu errichten. 21 00:02:36,600 --> 00:02:45,166 Nun ich, ich beschäftigte mich also mit dieser, damit während...ähm...den Ferien 22 00:02:45,167 --> 00:02:51,966 und eher in der Nacht, weil, ich wollte selbstverständlich auch die Nachbarn nicht auf den Plan bringen. 23 00:02:51,967 --> 00:02:54,899 Und das ging so ein Jahr. 24 00:02:54,900 --> 00:03:00,666 Am Anfang, half mir der Philosophielehrer des Gymnasiums von Dieppe 25 00:03:00,667 --> 00:03:03,332 und wir schrieben die Artikel gemeinsam, 26 00:03:03,333 --> 00:03:11,199 weil man musste recherchieren, man musste die Artikel schreiben, man musste die Seite gestalten, man musste sie danach drucken. 27 00:03:11,200 --> 00:03:23,699 Und dann vereinte dieser Lehrer viele Eigenschaften in sich, die der Staatsgewalt zu diesem Zeitpunkt nicht gefielen, das heißt er war Jude, er war in Sankt Petersburg geboren, 28 00:03:23,700 --> 00:03:28,532 und noch dazu war er Lehrer und Lehrer waren bei den Nazis unbeliebt, 29 00:03:28,533 --> 00:03:35,499 weil wir hatten den Ruf demokratische Ideen zu propagieren, 30 00:03:35,500 --> 00:03:41,832 die nicht mit den, selbst mit der französischen Regierung nicht übereinstimmten. 31 00:03:41,833 --> 00:03:50,432 Daher hatte die französische Regierung eine Spezialpolizei auf die Beine gestellt, die man im Übrigen Spezialpolizei, Spezialbrigaden nannte 32 00:03:50,433 --> 00:03:56,832 und die auch...ähm...in Verbindung mit Spezialgerichtshöfen standen. 33 00:03:56,833 --> 00:04:03,166 In Wirklichkeit, war es das Berufungsgericht in Rouen, das als, das als Spezialgerichtshof gedient hatte. 34 00:04:03,167 --> 00:04:08,066 Und die Leute, die verhaftet wurden, wurden von französischen Polizisten verhaftet, 35 00:04:08,067 --> 00:04:10,666 genau das ist mir passiert,...ähm... 36 00:04:10,667 --> 00:04:15,832 und wir unterlagen der französischen Gesetzgebung, die dennoch eine Ausnahmegesetzgebung war. 37 00:04:15,833 --> 00:04:31,732 Das heißt, dass...ähm...die...die, die normale Polizei...ähm...griff auf Befehl ein, aber übergab bei Propagandavergehen an die Spezialbrigade. 38 00:04:31,733 --> 00:04:35,899 IV: Erinnern Sie sich an diesen Moment der Gefangennahme? 39 00:04:35,900 --> 00:04:39,032 Erinnern Sie sich an diesen, diesen Moment der Gefangennahme? 40 00:04:39,033 --> 00:04:49,099 MTF: Ja, daran erinnere ich mich sehr gut. Ich habe meine Stelle als Grundschullehrerin unter dem Vorwand der, aus gesundheitlichen Gründen aufgegeben und war in Dieppe, 41 00:04:49,100 --> 00:04:55,699 das war 15 Kilometer entfernt von dem Dorf, wo ich wohne. 42 00:04:55,700 --> 00:05:03,032 Und...nach und nach hatte sich die, die polizeiliche Überwachung verstärkt, 43 00:05:03,033 --> 00:05:07,999 und dann hatten wir überhaupt keine Ahnung von einem Leben im Untergrund. 44 00:05:08,000 --> 00:05:15,099 Das war, das war wirklich etwas ganz Neues, was dazu führte, dass unvorsichtig gehandelt wurde. 45 00:05:15,100 --> 00:05:23,599 Die erste Leichtsinnigkeit war eine, eine Zeitschrift in regelmäßigen Abständen herauszugeben. 46 00:05:23,600 --> 00:05:28,999 Also das hat die Überwachung der Polizei sehr erleichtert, 47 00:05:29,000 --> 00:05:35,866 sie war zuerst den Austrägern auf der Spur und man hat die Spur bis zu mir zurückverfolgt. 48 00:05:35,867 --> 00:05:40,632 Angefangen hat alles mit einer...ähm...einer Denunziation. 49 00:05:40,633 --> 00:05:45,366 Ähm...ich habe im Übrigen nie wirklich gewusst, wer das gemacht hat. 50 00:05:45,367 --> 00:05:54,232 Und ich hatte Weihnachten Ende '41 im Kreise meiner Familie verbracht 51 00:05:54,233 --> 00:05:58,332 und ich wurde am 5. Januar 1942 verhaftet. 52 00:05:58,333 --> 00:06:01,466 In Wirklichkeit wollte ich nicht nach Dieppe zurück, 53 00:06:01,467 --> 00:06:05,232 weil ich erfahren hatte, dass Leute vor mir verhaftet worden waren, 54 00:06:05,233 --> 00:06:16,432 aber...ähm...ich hatte in Rouen einen Verantwortlichen getroffen, der mir gesagt hatte: "Hör zu, du musst nach Dieppe zurück um herauszufinden, wer genau verhaftet worden ist 55 00:06:16,433 --> 00:06:26,232 und was mit den Geräten der Drucker, der Druckerei passiert ist", weil wir hatten wirklich sehr, wir hatten sonst wirklich überhaupt nichts für, für diese Tätigkeit. 56 00:06:26,233 --> 00:06:32,166 Also, diszipliniert bin ich nach, nach Dieppe zurückgekehrt 57 00:06:32,167 --> 00:06:40,332 und bei dem Versuch zu einer Wohnung zu gelangen, wo ich, wie mir schien, die Nacht verbringen konnte... 58 00:06:40,333 --> 00:06:47,632 ...ähm...bin ich ein eine Falle getappt und die Polizei wartete am Fuße der Treppe der Wohnung. 59 00:06:47,633 --> 00:06:50,999 Dann bin ich aufs Polizeirevier gebracht worden, 60 00:06:51,000 --> 00:06:59,899 wo ich drei Tage war und, und dort habe ich dann Bekanntschaft mit dem Spezialkommissar gemacht, der mit der Ermittlung beauftragt worden war, 61 00:06:59,900 --> 00:07:03,066 der mich...ähm...verhört hat... 62 00:07:03,067 --> 00:07:04,699 IV: Und er war Deutscher? 63 00:07:04,700 --> 00:07:04,999 MTF: Wie bitte? 64 00:07:05,000 --> 00:07:06,132 IV: Er war Deutscher? 65 00:07:06,133 --> 00:07:06,999 MTF: Nein, er war Franzose. 66 00:07:07,000 --> 00:07:07,999 IV: Das war auch noch ein Franzose? 67 00:07:08,000 --> 00:07:12,032 MTF: Das war ein Franzose. Das alles, das waren, das alles, das war die Regierung Pétain, 68 00:07:12,033 --> 00:07:22,999 weil die deutschen Behörden...ähm...standen hinter der französischen Verwaltung, das heißt die Deutschen befahlen, die Franzosen führten aus, 69 00:07:23,000 --> 00:07:27,166 aber die Deutschen erweckten den Anschein, dass sie damit nichts zu tun hätten. 70 00:07:27,167 --> 00:07:30,932 Also, so ist es, so ist es gelaufen. 71 00:07:30,933 --> 00:07:34,766 Und ich wurde vor einen Haftrichter gebracht 72 00:07:34,767 --> 00:07:40,966 und von dort aus...ähm...wurde ich nach Rouen gebracht, in das Gefängnis von Rouen. 73 00:07:40,967 --> 00:07:51,632 Und drei Wochen später, wurde ich eben vor diesen Sondergerichtshof gebracht, ein französisches Gericht zusammengesetzt aus den Richtern und Staatsantwälten des Berufungsgerichts. 74 00:07:51,633 --> 00:07:56,432 Und ich bin zu sechs Jahren Zwangsarbeit verurteilt worden. 75 00:07:56,433 --> 00:08:02,066 Und ich war zusammen mit...ähm...den, den Austrägern, die verhaftet worden waren, 76 00:08:02,067 --> 00:08:08,299 drei Austräger...ähm...die auch zu Gefängnisstrafen verurteilt worden sind, 77 00:08:08,300 --> 00:08:16,266 aber die ins zentrale Gefängnis von Caen gebracht worden sind und die im April '42 als Geisel erschossen worden sind. 78 00:08:16,267 --> 00:08:17,999 Ich, ich habe... 79 00:08:18,000 --> 00:08:21,266 IV: Waren das Männer? Die, die Austräger, waren das Männer? 80 00:08:21,267 --> 00:08:23,299 MTF: Waren Männer, ja. 81 00:08:23,300 --> 00:08:28,999 Und ich war die einzige Frau der Gruppe und ich bin die Einzige, die zurückgekommen ist, 82 00:08:29,000 --> 00:08:33,432 weil ich von Gefängnis zu Gefängnis gebracht worden bin. 83 00:08:33,433 --> 00:08:42,999 Zunächst...ähm... Da ich zu mehr als einem, einem Jahr Gefängnis verurteilt worden war, bin ich in ein zentrales Gefängnis nach Rennes gebracht worden 84 00:08:43,000 --> 00:08:50,832 und dort war ich zusammen mit ungefähr 40 Personen, die in meiner Lage waren und die im Übrigen aus ganz Frankreich kamen. 85 00:08:50,833 --> 00:08:57,999 Und sie...natürlich kamen permanent neue...ähm...Gefangene an, 86 00:08:58,000 --> 00:09:01,999 die immer von französischen Gerichten verurteilt wurden. 87 00:09:02,000 --> 00:09:07,932 Und wir hatten französische Wärterinnen, es war eine Behörde der französischen Regierung, 88 00:09:07,933 --> 00:09:10,666 die auf Unterdrückung spezialisiert war. 89 00:09:10,667 --> 00:09:15,632 Wir wurden nicht mit den Kriminellen zusammengebracht, 90 00:09:15,633 --> 00:09:22,399 diejenigen, denen man einen Diebstahl oder, oder einen Mord anlasten konnte. Wir waren nicht mit ihnen zusammen. 91 00:09:22,400 --> 00:09:26,999 Die Deutschen hatten Befehle in den Gefängnissen gegeben, 92 00:09:27,000 --> 00:09:40,499 weil...ähm...da... Es gab Leute, die, die ein...ähm...intellektuelles oder soziales Niveau hatten...ähm....das höher war als das der Durchschnittsgefangenen, 93 00:09:40,500 --> 00:09:43,566 sie hatten große Angst vor Aufständen in den Gefängnissen, 94 00:09:43,567 --> 00:09:46,966 und wir hatten keinen Kontakt mit diesen Leuten da. 95 00:09:46,967 --> 00:09:54,399 Dann, bin ich mit...ähm...19 anderen Personen genommen worden, eine Gruppe von 20. 96 00:09:54,400 --> 00:09:58,199 Wir waren, sogenannte Rädelsführerinnen 97 00:09:58,200 --> 00:10:11,799 und man hat uns also in ein...ähm...Gefängnis gebracht...ähm...sehr viel strenger im Prinzip, in Châlons-sur-Marne, ein Gefängnis...ähm...mit Einzelhaft. 98 00:10:11,800 --> 00:10:21,266 Und dort, dort wurden wir...ähm...immer stärker schikaniert. 99 00:10:21,267 --> 00:10:30,432 Die Unterdrückung ist immer spürbarer geworden, weil der Zeitpunkt der Landung der Alliierten näher kam, 100 00:10:30,433 --> 00:10:37,666 und die Deutschen wussten es und es fiel ihnen nicht im Traum ein Leute wie uns zurückzulassen, 101 00:10:37,667 --> 00:10:48,766 die der Bevölkerung helfen könnten die Résistance zu, zu unterstützen, es war...die zu diesem Zeitpunkt eine viel größere Bedeutung gewonnen hatte. 102 00:10:48,767 --> 00:11:01,132 Wir waren also in diesem, in diesem Gefängnis von Châlons...ähm...wo wir waren... Von Januar an hatten wir einen Direktor aus der Miliz. 103 00:11:01,133 --> 00:11:13,299 Also die französische Miliz war in der Tat die französische SS, und wir hatten...ähm...immer mehr Leute aus ganz Frankreich bekommen. 104 00:11:13,300 --> 00:11:15,532 Im Gefängnis war sehr wenig Platz. 105 00:11:15,533 --> 00:11:21,599 Wir waren... Es war Platz für ungefähr zwanzig Frauen und wir waren fast hundert. 106 00:11:21,600 --> 00:11:28,199 Und bei den Männern, war Platz für...ähm...100 Personen und sie waren 700. 107 00:11:28,200 --> 00:11:37,799 Und im Gefängnis war ein Aufstand, natürlich wurden Maßnahmen, Strafmaßnahmen erteilt...ähm... 108 00:11:37,800 --> 00:11:47,399 die Drohung auf uns zu schießen...wenn wir uns den, den Dachluken zu sehr näherten, die in einer irren Höhe waren, aber die wir trotzdem zu erreichen schafften. 109 00:11:47,400 --> 00:11:55,332 Und dann, ähm, am ersten Mai '44, ließ man uns das Strafregister unterschreiben, 110 00:11:55,333 --> 00:11:59,999 das heißt das Register in dem die Namen der Gefangenen standen 111 00:12:00,000 --> 00:12:06,632 und ihr...ähm...die Daten von, von ihrer Inhaftierung nach der Verurteilung. 112 00:12:06,633 --> 00:12:09,566 Und grundsätzlich, wenn man unterschreibt, 113 00:12:09,567 --> 00:12:11,199 dann zur Entlassung. 114 00:12:11,200 --> 00:12:13,766 Und dann hat man uns aber alles andere als gehen lassen. 115 00:12:13,767 --> 00:12:18,599 Wir sind bis zum nächsten Tag dort geblieben, wo uns die Deutschen geholt haben 116 00:12:18,600 --> 00:12:21,199 und uns ins Fort von Romainville gebracht haben. 117 00:12:21,200 --> 00:12:27,799 In Romainville gruppierte man die Frauen...ähm...um die Transporte nach Ravensbrück zusammenzustellen. 118 00:12:27,800 --> 00:12:39,966 Und alle Freundinnen, die wir in Rennes, in der Zentrale in Rennes gelassen hatten, zuzüglich einer gewissen Zahl Gefangener, die im Übrigen das ganze Jahr lang eingetroffen waren, 119 00:12:39,967 --> 00:12:46,666 ...ähm...wir waren also in diesem Zug dabei, der vom Bahnhof von Pantin abgefahren ist. 120 00:12:46,667 --> 00:12:49,632 Das ist bei Paris, das ist ein Güterbahnhof. 121 00:12:49,633 --> 00:12:58,566 Man hat uns auf diese bekannten Viehwaggons verladen...ähm...die...von denen Sie bestimmt Foto, Fotografien gesehen haben. 122 00:12:58,567 --> 00:13:03,832 Und wir sind dann am 12. Mai abgefahren 123 00:13:03,833 --> 00:13:10,499 und wir sind am 17. Mai in Ravensbrück angekommen, ohne einmal aus dem Zug ausgestiegen zu sein 124 00:13:10,500 --> 00:13:22,599 und immer...ähm...von der SS bewacht, die...jedes Mal, wenn der Zug anhielt, stand die SS seitlich der Waggons Wache, um zu verhindern, dass jemand flieht. 125 00:13:22,600 --> 00:13:25,866 Und wir haben einen Brief geschrieben bevor wir abgefahren sind, 126 00:13:25,867 --> 00:13:31,566 aber wir hatten weder Briefmarken, noch ein Mittel unsere, unsere Familien zu benachrichtigen. 127 00:13:31,567 --> 00:13:39,699 Und, ich, ich habe immer noch diesen Brief, weil meine Mutter die ganze Post, die ich zu diesem Zeitpunkt geschickt hatte aufbewahrt hat, 128 00:13:39,700 --> 00:13:46,866 und ich habe ein Blatt Papier genommen und einen Briefumschlag mit der Adresse, 129 00:13:46,867 --> 00:13:53,166 einen offenen Briefumschlag und der, wir haben solche Briefe hinausgeworfen 130 00:13:53,167 --> 00:14:08,466 und meiner ist angekommen der, mit einer Briefmarke, und der Umschlag...ähm...fest zugeklebt, und dadurch wusste meine Familie, dass ich nach Deutschland fuhr, weil die Leute wurden nicht verständigt, dass die, dass die ihren weggebracht wurden. 131 00:14:08,467 --> 00:14:22,132 IV: Mh,..ähm...also,...ähm...noch eine Frage zu dieser Zeit im Gefängnis. Gab es auch Folter...ähm...im Gefängnis? 132 00:14:22,133 --> 00:14:26,332 MTF: Ähm...bei der Ankunft...ähm...in den Lagern, meinen Sie? 133 00:14:26,333 --> 00:14:28,332 IV: Nein, nein, in, in, in den Gefängnissen in Frankreich? 134 00:14:28,333 --> 00:14:34,166 MTF: In den Gefängnissen in Frankreich ja. Ich, ich hatte das Glück nicht...ähm... 135 00:14:34,167 --> 00:14:41,932 dass man mich nicht angerührt hat, aber...ähm...die Männer, ja, es war...ähm...auf den Polizeirevieren lief es nicht immer sonderlich gut. 136 00:14:41,933 --> 00:14:52,632 Und, aber danach, in den Gefängnissen, nein...es war...ähm... Es gab kein... Es bestand nur die Gefahr als, als Geisel genommen zu werden und dort erschossen zu werden. 137 00:14:52,633 --> 00:15:00,666 Aber, ansonsten, war das Leben... Das heißt, die Vorschriften waren streng, das Leben war nicht lustig, aber...ähm... 138 00:15:00,667 --> 00:15:05,866 es war...es gab keine, nicht so viele Misshandlungen. 139 00:15:05,867 --> 00:15:16,499 Die Leute wurde nicht geschlagen oder es war selten, außer...ähm...ähm in bestimmten Verhören, aber ansonsten im alltäglichen Leben nicht. 140 00:15:16,500 --> 00:15:30,099 IV: Mhm, und zum Zeitpunkt...ähm...zum, zum Zeitpunkt des Transports. Wussten Sie...ähm...etwas, hatten Sie, wie sagt man, Vorahnungen? 141 00:15:30,100 --> 00:15:35,866 MTF: Ah, aber das, wir, wir vermuteten es wohl, dass man uns, dass man uns nach Deutschland schicken wird. 142 00:15:35,867 --> 00:15:41,832 Aber wir hofften immer, angesichts des, des Zeitpunkts zu dem es passiert ist, 143 00:15:41,833 --> 00:15:46,232 wir hofften immer, dass wir so lange wie möglich im, im Gefängnis in Frankreich bleiben, 144 00:15:46,233 --> 00:15:49,299 um von den Armeetruppen, die vorrückten, befreit zu werden. 145 00:15:49,300 --> 00:15:54,066 Und, aber die Gefängnisse wurden vor der Ankunft der, der Alliierten geräumt. 146 00:15:54,067 --> 00:16:01,899 Und, es gab sogar... Der letzte Zug, der in Ravensbrück angekommen ist, muss im August 1944 angekommen sein. 147 00:16:01,900 --> 00:16:08,666 Sie hatten eine sehr harte Fahrt...ähm...mit, mit umgelenkten Gleisen, 148 00:16:08,667 --> 00:16:15,132 aber sie sind trotzdem in Deutschland angekommen, trotz der Bemühungen der Résistance die Züge anzuhalten und so. 149 00:16:15,133 --> 00:16:20,099 Ähm...das, das konnte nicht jedes Mal gelingen. 150 00:16:20,100 --> 00:16:23,799 IV: Mhm, und Sie sind also in Ravensbrück angekommen? Ähm... 151 00:16:23,800 --> 00:16:25,932 MTF: Ja, am 17. 152 00:16:25,933 --> 00:16:26,499 IV: Am 17. Mai. 153 00:16:26,500 --> 00:16:31,599 MTF: Mai, ja. Und die Landung war am 6. Juni in der Normandie. 154 00:16:31,600 --> 00:16:40,732 Und wir hatten es erfahren in der, in, in unserem...ähm...Block, wo wir zur Quarantäne waren. 155 00:16:40,733 --> 00:16:55,699 Und die, die Blockälteste selbst, die Chefin des Block, hat uns...ähm...die Sache verkündet. Sie hat uns gesagt: "Ich habe den Französinnen etwas zu sagen, aber ich verlange größte Verschwiegenheit und keinerlei öffentliches Bekunden." 156 00:16:55,700 --> 00:17:01,499 Und da, hat sie uns gesagt, dass die Alliierten in der Normandie gelandet waren. 157 00:17:01,500 --> 00:17:14,866 Und auf diese Weise haben wir es vermutlich am, am 7. oder am 8. erfahren, aber nicht, nicht gleich am Tag der Landung, nicht am 6. Juni. 158 00:17:14,867 --> 00:17:17,999 Wir haben die Nachricht, ja, ungefähr nach zwei Tagen erhalten. 159 00:17:18,000 --> 00:17:24,799 Und, dann...ähm...als wir, ich, ich bin in Ravensbrück nur drei Wochen geblieben, 160 00:17:24,800 --> 00:17:30,599 weil die Siemenswerke hatten Vertreter geschickt, die... 161 00:17:30,600 --> 00:17:37,266 ...ähm...die Personal zur Arbeit in bestimmten, in bestimmten Fabriken rekrutieren sollten. 162 00:17:37,267 --> 00:17:53,466 Und ich war unter denen, die als Erste geholt wurden, weil man musste jung sein, robust, jünger als 25 Jahre, keine grauen Haare, etc. 163 00:17:53,467 --> 00:17:58,266 Und ich wurde dann in ein Außenlager von Flossenbürg gebracht, 164 00:17:58,267 --> 00:18:03,466 das zu diesem Zeitpunkt Zwodau hieß, eine kleine Stadt in den Sudeten, 165 00:18:03,467 --> 00:18:08,132 im Norden der Tschechoslowakei, die jetzt Svatava heißt. 166 00:18:08,133 --> 00:18:12,832 Also wir wurden...ähm...zweihundert Französinnen in dieses Lager gebracht, 167 00:18:12,833 --> 00:18:18,932 das gerade erst aufgebaut worden war, weil, nach alldem, was wir zu wissen glaubten, 168 00:18:18,933 --> 00:18:23,132 das Siemenswerk, um das es geht, war eine Berliner Fabrik. 169 00:18:23,133 --> 00:18:36,966 Und die Bombenangriffe hatten das Werk dazu gezwungen sich an einem ruhigeren Ort anzusiedeln und das Lager war ganz neu erbaut worden, im Übrigen war die letzte Baracke noch nicht einmal fertig. 170 00:18:36,967 --> 00:18:43,999 Und dorthin hat man uns geschickt...ähm...ungefähr drei Wochen später. 171 00:18:44,000 --> 00:18:51,999 IV: Das heißt, dass Sie in Ravensbrück nur auf dem Quarantäneblock waren oder haben Sie auch schon gearbeitet? 172 00:18:52,000 --> 00:18:54,966 MTF: Ich habe in Ravensbrück nicht gearbeitet, überhaupt nicht. 173 00:18:54,967 --> 00:19:00,899 Nein, aber als ich, ich habe ab dem Zeitpunkt gearbeitet, ab dem ich in der Tschechoslowakei war. 174 00:19:00,900 --> 00:19:05,166 Aber es mussten, es mussten...ähm...alle möglichen Formalitäten erledigt werden. 175 00:19:05,167 --> 00:19:11,432 Man musste die Befehle auf Deutsch lernen, man musste die Kennnummer auf Deutsch lernen. 176 00:19:11,433 --> 00:19:15,899 Ähm...für Leute, die keines Wortes dieser Sprache mächtig waren, war das ein bisschen kompliziert. 177 00:19:15,900 --> 00:19:22,332 Und dann...ähm....ähm...dann wurde eine ärztliche Untersuchung durchgeführt, 178 00:19:22,333 --> 00:19:24,866 die im Übrigen furchtbar war, 179 00:19:24,867 --> 00:19:36,166 und die... Zu diesem Zeitpunkt wurden die Leute sortiert und, nach ihrer körperlichen Verfassung, in die Lager zum Arbeiten geschickt. 180 00:19:36,167 --> 00:19:38,499 Natürlich zum Arbeiten für die Armee. 181 00:19:38,500 --> 00:19:50,099 IV: Mhm, und diese ärtztliche Untersuchung, war sie...ähm...bei der...ähm...Ankunft? Im Konzentrationslager Ravensbrück oder war sie später? 182 00:19:50,100 --> 00:19:53,966 MTF: Ah, bei der Ankunft im Lager Ravensbrück. Es ist, wir sind in der Nacht angekommen. 183 00:19:53,967 --> 00:19:56,999 Ähm...man hat die Türen der Waggons aufgemacht. 184 00:19:57,000 --> 00:20:03,499 Wir mussten unsere Koffer holen, die, die wir während der Fahrt nicht bei uns hatten. 185 00:20:03,500 --> 00:20:07,099 Wir sind zu Fuß bis zum Eingang des Lagers gegangen, 186 00:20:07,100 --> 00:20:20,299 und dort haben wir...ähm...mit riesigen...ähm...Scheinwerfern, dort waren SS-Männer, SS-Frauen und sogar Häftlinge mit Stöcken, 187 00:20:20,300 --> 00:20:27,599 die... Wir haben...wir haben...später, wir haben Bekanntschaft damit gemacht...ähm...was ein Konzentrationslager ist. 188 00:20:27,600 --> 00:20:28,999 Es waren auch Hunde dort. 189 00:20:29,000 --> 00:20:40,699 Wir mussten in ein, in eine Baracke hineingehen und an der Decke waren Rohre für die, für die Duschen. 190 00:20:40,700 --> 00:20:45,499 Rohre und... Also, wir wussten bereits, dass man in Auschwitz die Leute vergaste, 191 00:20:45,500 --> 00:20:55,599 weil in, innerhalb eines Strafvollzugssytems die.. Man beginnt...man erfährt viele Sachen darüber, was anderswo passiert. 192 00:20:55,600 --> 00:20:58,632 Also haben wir zunächst gedacht, dass man uns vergasen würde. 193 00:20:58,633 --> 00:21:10,599 Und dann, dann...ähm... Wir haben gesehen, dass nichts, nichts funktionierte, aber dass, in den Ecken dieser, dieser großen Baracke Wasserhähne waren. 194 00:21:10,600 --> 00:21:14,332 Und man hat uns gesagt, trinkt ja nicht dieses Wasser, eine Deutsche ist gekommen, 195 00:21:14,333 --> 00:21:15,732 eine Lagerpolizistin, 196 00:21:15,733 --> 00:21:19,699 sie hat uns gesagt: "Man darf das Wasser nicht trinken, sonst bekommt ihr Typhus." 197 00:21:19,700 --> 00:21:29,666 Aber ich denke, dass manche trotzdem davon getrunken haben, weil, wenn man fünf Tage fast ohne etwas zu trinken unterwegs ist, dann ist der Durst etwas Furchtbares. 198 00:21:29,667 --> 00:21:42,132 Und dann sind wir, am nächsten Tag mussten wir mit unseren Koffern auf einem, auf einem Appellplatz, nehme ich an, antreten und dort wurden wir registriert und bekamen eine Nummer. 199 00:21:42,133 --> 00:21:46,866 Wir, wir betraten einen Block von einer Seite, dann stellten wir die Koffer hin. 200 00:21:46,867 --> 00:21:52,199 Wir, gut, wir gingen zu einem Tisch, wo unsere Kartei gemacht wurde...ähm... 201 00:21:52,200 --> 00:21:56,999 Nun, man fragte uns nach dem Namen, der Adresse etc... 202 00:21:57,000 --> 00:22:01,499 und dann...ähm...wer im Todesfall zu benachrichtigen sei. 203 00:22:01,500 --> 00:22:03,899 Das war schon mal tröstlich, 204 00:22:03,900 --> 00:22:06,732 und dann...ähm...die Religion. 205 00:22:06,733 --> 00:22:20,232 Nun die junge Polin, die im Übrigen sehr gut französisch sprach, die nicht, die die Kartei ausfüllte, hat uns gesagt: "Ich kenne nur zwei Religionen: katholisch oder evangelisch, ihr könnt wählen." 206 00:22:20,233 --> 00:22:26,799 Nun, man durfte nicht sagen: "ohne Religion", weil dann war man Kommunist, man durfte nicht...ähm... 207 00:22:26,800 --> 00:22:35,066 Da waren...wie sagt man...die Wehrdienstverweigerer, die Zeugen Jehovas, das durfte man auch nicht sein, 208 00:22:35,067 --> 00:22:40,466 unter uns waren noch einige jüdische Mädchen, die aufgrund ihres Engagements im Widerstand verhaftet worden waren, 209 00:22:40,467 --> 00:22:43,566 aber die als Jüdinnen unentdeckt geblieben waren, 210 00:22:43,567 --> 00:22:51,832 sie...also...sie, man war überhaupt nicht hinter ihnen her aufgrund, bis zum Ende des Krieges, der Gefangenschaft, 211 00:22:51,833 --> 00:22:55,266 man hat sie nicht zu den Jüdinnen gebracht. Sie sind bei uns geblieben. 212 00:22:55,267 --> 00:22:59,566 Wir haben sie also beschützt und keiner hat sie denunziert, niemals. 213 00:22:59,567 --> 00:23:05,166 So war das, und dann sind wir in ein anderes Zimmer gegangen. 214 00:23:05,167 --> 00:23:07,166 Man musste sich komplett ausziehen. 215 00:23:07,167 --> 00:23:15,666 Da waren Frauen, die mit, mit Scheren und Rasierern da waren, um die Haare von denen zu rasieren, die ein sehr schönes Haupthaar hatten. 216 00:23:15,667 --> 00:23:18,732 Ich hatte, ich hatte sehr kurze Haare, man hat mich durchgelassen. 217 00:23:18,733 --> 00:23:21,166 Und dann...ähm...eine Dusche. 218 00:23:21,167 --> 00:23:30,466 Und dann händigte man uns einen Packen aus mit den...den gestreiften Kittel und dann die, und dann die groben Schuhen, und dann, kurzum die, die Deportiertenkleidung, 219 00:23:30,467 --> 00:23:34,066 und dann hat man uns in den Quarantäneblock gebracht. 220 00:23:34,067 --> 00:23:38,232 Also dort war es sehr unbequem, weil wir waren viele. 221 00:23:38,233 --> 00:23:40,266 Wir waren 600 da drin, 222 00:23:40,267 --> 00:23:44,766 300 auf der einen Seite und 300 auf der anderen. Es gab zwei Schlafsäle, 223 00:23:44,767 --> 00:23:55,966 und zwei Säle, also die, es war vor allem zum...ähm...zum Schlafen, weil wir schliefen zu siebt in drei Betten. 224 00:23:55,967 --> 00:24:01,032 Und es waren dreistöckige Betten und auf jeder Etage waren sieben Personen. 225 00:24:01,033 --> 00:24:05,999 Nun, wenn wir zu sechst gewesen wären...ähm...eine am Kopfende, eine am Fußende, das wäre gegangen. 226 00:24:06,000 --> 00:24:17,466 Aber das Beschwerlichste war, dass, da wir sieben waren, musste immer Eine auf der Abtrennung zwischen zwei, zwischen zwei Betten schlafen und das war besonders unbequem. 227 00:24:17,467 --> 00:24:20,999 Da standen Bretter hervor. So war das. 228 00:24:21,000 --> 00:24:23,466 IV: Und nach diesen drei Wochen? 229 00:24:23,467 --> 00:24:25,332 MTF: Nach diesen drei Wochen... 230 00:24:25,333 --> 00:24:31,999 IV:...haben sie gesagt, dass es einen Transport in ein anderes Lager geben würde, oder, oder haben Sie nichts gewusst? 231 00:24:32,000 --> 00:24:36,699 MTF: Nein, nein, wir wussten es. Man hat uns antreten lassen...ähm... 232 00:24:36,700 --> 00:24:39,132 ...ähm...man hat uns aussortiert. 233 00:24:39,133 --> 00:24:55,032 Da waren deutsche Zivilpersonen, die da waren, die vom, vom Haus Siemens geschickt wurden und die die Personen ausgewählt, ausgewählt haben. Man hat uns in einen leeren Block geschickt. Man hat uns einen neuen Kittel gegeben. 234 00:24:55,033 --> 00:24:59,666 Und...ähm...so sind wir mit dem Zug abgefahren. 235 00:24:59,667 --> 00:25:03,532 Ähm...wir sind um Berlin herumgefahren. 236 00:25:03,533 --> 00:25:08,999 Und...und die, die Türen waren da nicht geschlossen, aber die SS war mit uns im Waggon. 237 00:25:09,000 --> 00:25:16,132 Und da wir schon die Deportiertenkleidung anhatten, war es, waren die Fluchtmöglichkeiten begrenzt, sehr begrenzt. 238 00:25:16,133 --> 00:25:34,866 Und wir sind in diesem, im Norden der Tschechoslowakei angekommen, wo man uns gesagt hat, dass...wir in einer Fabrik arbeiten werden. Es war eine ehemalige Textilfabrik, die zu einer Metallfabrik umgebaut worden war. 239 00:25:34,867 --> 00:25:39,266 Die erste Nacht, wir haben sie in der, in der Fabrik verbracht, 240 00:25:39,267 --> 00:25:49,632 wir schliefen auf großen Strohhaufen und, am nächsten Morgen, hat man uns ins Lager gebracht, das nicht sehr weit entfernt war und dort habe ich meine gesamte Gefangenschaft verbracht. 241 00:25:49,633 --> 00:26:06,399 Ich wurde am 7. Mai 45 von den amerikanischen Truppen befreit, die von zwei französischen Kriegsgefangenen geführt wurden, die wussten wo sich das Lager befand, weil...ähm...die Lager waren immer ziemlich, ziemlich abgelegene Orte und 242 00:26:06,400 --> 00:26:14,732 die Truppen rückten auf den großen Straßen vor und sahen nicht zwangsläufig dass, dass...ähm...an bestimmten Orten Gefangene waren. 243 00:26:14,733 --> 00:26:22,999 IV: Mh...ähm...in den Güterwaggons, waren da SS-Männer oder SS-Frauen die Aufseher? 244 00:26:23,000 --> 00:26:24,699 MTF: Sowohl als auch. 245 00:26:24,700 --> 00:26:25,466 IV: Sowohl als auch. 246 00:26:25,467 --> 00:26:39,299 MTF: Sowohl als auch. Da waren Frauen, die, die bei uns waren, aber nur um, nur von Ravensbrück in die Tschechoslowakei, weil ansonsten war niemand mit uns in den Waggons, als wir von Frankreich abgefahren sind. 247 00:26:39,300 --> 00:26:50,132 Es gab einen Waggon, der war voll mit SS-Männern und diese waren beauftragt mit der, mit der Aufrechterhaltung der...ähm...dass der Transport...ähm...komplett ankommt. 248 00:26:50,133 --> 00:26:57,899 Aber ansonsten haben uns die, diese SS-Frauen...ähm...bis nach, bis nach Zwodau bewacht. 249 00:26:57,900 --> 00:26:59,799 Sie waren mit uns in den Waggons. 250 00:26:59,800 --> 00:27:05,932 Die Männer hatten auch ihren, einen anderen Waggon, aber sie machten Kontrollen, um zu sehen, dass alles ruhig verlief. 251 00:27:05,933 --> 00:27:11,999 IV: Mh, und haben Sie...ähm...bestimmte Erinnerungen...ähm...an diese SS-Frauen? 252 00:27:12,000 --> 00:27:17,399 MTF: Nun, im Allgemeinen, waren sie, waren sie böse zu uns. 253 00:27:17,400 --> 00:27:35,099 Sie waren in erster Linie eifersüchtig, weil, wenn ein Mädchen besonders hübsch war, hatten sie es besonders auf sie abgesehen... Man gab ihr die härtesten Arbeiten und dann hatte man...ähm...sie auf dem Kieker...auf diese Weise. 254 00:27:35,100 --> 00:27:46,399 Ähm...für die, für manch...für den, den Alltag, wenn Appelle waren, durfte man nicht die, die Blickrichtung ändern. 255 00:27:46,400 --> 00:27:50,399 Man musste immer gerade aus blicken, still stehen und gerade aus blicken. 256 00:27:50,400 --> 00:27:59,699 Und... Wenn Eine die Blickrichtung ein bisschen änderte, brachte die SS-Frau, die, die Aufseherin, die alles überwachte... 257 00:27:59,700 --> 00:28:02,832 ...ähm...sie hatte oft einen großen Ring, 258 00:28:02,833 --> 00:28:10,966 sie brachte sie zur Vernunft, sie schlug die, die das Pech hatte nur, nur ein bisschen nach rechts oder nach links geschaut zu haben, mit der Faust ins Gesicht. 259 00:28:10,967 --> 00:28:22,999 Sie waren, sie waren immer auf der Lauer nach...ähm...nach jemanden, den sie bestrafen konnnten und für die kleinste Kleinigkeit...ähm...wurden wir halt geschlagen, es war... 260 00:28:23,000 --> 00:28:42,199 Aber, also, danach in der Fabrik war es nicht so, weil dort arbeiteten wir mit, mit deutschen Zivilpersonen, zivilen Vorarbeitern. Manche waren, sind verwundet worden...ähm...im Krieg und waren dort zur Genesung. 261 00:28:42,200 --> 00:28:49,399 Ich hatte einen Vorarbeiter, der mit Sicherheit...ähm...am Oberschenkel verwundet war, er, er hinkte stark, 262 00:28:49,400 --> 00:28:59,566 und...er, er war damit beauftragt uns den Beruf des...ähm...das beizubringen, was wir dort tun mussten, weil wir kamen an und wussten nicht...ähm...was zu tun war. 263 00:28:59,567 --> 00:29:15,266 Und dann...ähm...also, in der Fabrik waren SS-Frauen, die ihre Runden drehten um zu sehen, ob wir arbeiteten, die... Von Zeit zu Zeit kam der Lagerkommandant und sein Stab vorbei, um sich zu versichern, dass alles gut lief. 264 00:29:15,267 --> 00:29:26,066 Aber im Allgemeinen waren die deutschen Zivilpersonen, mit denen wir arbeiteten...ähm...mit uns...ähm...ich will nicht sagen freundlich, aber letzten Endes 265 00:29:26,067 --> 00:29:42,332 ...ähm...waren sie akzeptabel, sie haben uns nicht...ähm...sie hatten zunächst ihre Meinung geändert, weil man ihnen glaubhaft gemacht hatte, dass wir ein Sammelsurium an, an Frauen seien, die man auf dem Strich verhaftet hätte, kurzum, das alles, und sie haben wohl gemerkt, dass das nicht wahr war. 266 00:29:42,333 --> 00:29:47,166 Gut, sie mussten einfach den Tatsachen ins Gesicht sehen. 267 00:29:47,167 --> 00:29:58,966 Also haben sie uns...ähm...korrekt behandelt, mit Ausnahme von Einem, den eine Freundin aus Lyon wiedererkannt hatte und der in Frankreich ein Assistent Barbies gewesen war. 268 00:29:58,967 --> 00:30:01,766 Barbie war der Gestapo-Chef in Lyon. 269 00:30:01,767 --> 00:30:15,332 Und dieser Vorarbeiter war gefürchtet von...natürlich von den Zivilpersonen, den Deportierten, zunächst deswegen, weil er der Einzige war, der die Arbeiterinnen schlug. 270 00:30:15,333 --> 00:30:30,332 Und dann...ähm...die...sogar die SS fürchtete sich vor ihm, weil... Sie hatten Angst davor, er war da...ähm...er war das Auge der Gestapo, das in, in der Fabrikhalle war. 271 00:30:30,333 --> 00:30:45,966 IV: Mh, mh, und...als sie in, in Zwodau angekommen sind, gab es dort auch diese...ähm...Ankunftsprozedur, also Entlausung... 272 00:30:45,967 --> 00:30:57,999 MTF: Oh, nein, nein, nein, nein, nein, nein. Wir kamen so an, dass wir direkt in die Fabrik gehen konnten, weil wir wurden vor der Abfahrt zum Duschen gebracht und man hatte uns einen neuen Kittel gegeben, etc. 273 00:30:58,000 --> 00:31:10,632 Und dann...ähm...war da ein, ein Block, der noch nicht fertig gestellt war, also wurde ein Arbeitskommando gebildet, dass damit beauftragt war, alles, alles in den Kanal zu schütten, kurzum, dafür zu sorgen, dass der Block bewohnbar ist. 274 00:31:10,633 --> 00:31:16,666 Und...die...der Rest, man hat uns auf verschiedene Fabrikhallen verteilt. 275 00:31:16,667 --> 00:31:27,999 Und ich, ich war in einer Halle, wo man Präzisionsteile für Flugzeugmotoren, denke ich, oder für die V1 oder die V2 herstellte, aber wir durften es nicht wissen. 276 00:31:28,000 --> 00:31:31,966 Jedenfalls, war es, wir dachten, dass es für die Luftfahrt war. 277 00:31:31,967 --> 00:31:40,732 Und ich, ich hatte das Glück in einer...ähm...in der Teilekontrolle zu sein, ich arbeitete folglich im Sitzen, 278 00:31:40,733 --> 00:31:46,132 das...im Gegensatz zu denen, die vor den Maschinen standen, das war schon ein bisschen weniger anstrengend, 279 00:31:46,133 --> 00:31:50,399 und dann, aber es war sehr viel Detailarbeit. 280 00:31:50,400 --> 00:31:59,266 Also, zunächst...ähm...all diejenigen, die...die in der Fabrikhalle waren erlernten zunächst den Beruf. 281 00:31:59,267 --> 00:32:06,632 Folglich gab es...nicht wenig Schaden an den Maschinen und solche Sachen, weil wir kannten uns nicht aus. 282 00:32:06,633 --> 00:32:24,032 Gut, ich, ich habe also bei, bei der Sortierung der, der guten und schlechten Teile gearbeitet und wir haben die Teile auf den Hundertstenmillimeter genau geprüft mit allen möglichen Geräten, von denen ich den Namen auf Deutsch kenne oder gekannt habe, aber ich habe niemals gewusst wie es auf Französisch heißt. 283 00:32:24,033 --> 00:32:35,732 Und dann, also, wir mussten drei Haufen mit den Teilen machen: die Guten, die Schlechten, die nicht reparabel waren und die, die wieder in die Maschine, in die Fertigung zurück mussten, weil... 284 00:32:35,733 --> 00:32:44,632 ...ähm...zum Beispiel ein, ein Loch nicht gebohrt war oder ein Gewinde, das nicht...ähm...passgerecht war. 285 00:32:44,633 --> 00:32:54,399 Also, wenn der, wenn der, der Vorarbeiter sich umgedreht hatte, legte ich schnell eine Hand voll schlechter Teile zu den Guten. 286 00:32:54,400 --> 00:33:15,166 Ich weiß nicht ob viel von dem, was wir produziert haben, geflogen ist, aber schließlich war die Sabotage die, die große Beschäftigung der, der Fabrik, das heißt der Werkshallen, weil wir wollten so langsam wie möglich so wenig wie möglich herstellen. 287 00:33:15,167 --> 00:33:17,832 Wir hatten ja schon endlose Arbeitstage. 288 00:33:17,833 --> 00:33:21,766 Wir wollten dabei aber auch nicht erwischt werden. 289 00:33:21,767 --> 00:33:22,499 Das, das war... 290 00:33:22,500 --> 00:33:26,866 IV: Gab es, gab es Kontrollen gegen die Sabotage? 291 00:33:26,867 --> 00:33:36,232 MTF: Nun, die, für Sabotage, gab es, einige von uns erhielten, es wurden einige von uns vom Kommandanten bestraft. 292 00:33:36,233 --> 00:33:44,466 Mädchen, die...ähm...wie soll ich sagen...die denunziert worden waren, 293 00:33:44,467 --> 00:33:49,999 die andere Gefangene denunziert hatten, weil es waren ja alle Nationalitäten zusammen. 294 00:33:50,000 --> 00:33:54,799 Unter uns waren Leute, die, wie ich sagen muss, nicht sehr empfehlenswert waren. 295 00:33:54,800 --> 00:34:00,132 Und manche haben 25 Schläge bekommen. 296 00:34:00,133 --> 00:34:06,466 Aber die, die härtesten Strafen gab es für die Fluchtversuche. 297 00:34:06,467 --> 00:34:16,266 Es gab, es gab geglückte Fluchtversuche, unter anderem zwei Deutsche, die nachts arbeiteten. 298 00:34:16,267 --> 00:34:29,732 Und die SS-Frau, die Aufseherin, die war, die sie überwachen sollte war...ähm...mit einem, einem der Vorarbeiter in eine Ecke verschwunden. 299 00:34:29,733 --> 00:34:36,999 Eine der Deutschen hat den, den Mantel, die Stiefel und die, die Feldmütze der SS-Frau genommen. 300 00:34:37,000 --> 00:34:43,632 Sie...ähm...hatte einen Ausweis in ihrer, in ihrer Tasche, einen Passierschein. 301 00:34:43,633 --> 00:34:48,099 Und sie hat eine ihrer Kameradinnen in Häftlingskleidung mitgenommen, 302 00:34:48,100 --> 00:34:53,599 sie konnte die Fabrik verlassen, indem sie den Ausweis vorzeigte und sagte: "Ich bringe sie ins Lager zurück, sie ist krank." 303 00:34:53,600 --> 00:34:57,499 Sie sind beide verschwunden, wir haben sie nie mehr wiedergesehen. 304 00:34:57,500 --> 00:35:06,532 IV: Und Sie, haben Sie...ähm...jemals an eine Flucht gedacht? 305 00:35:06,533 --> 00:35:09,499 MTF: Ähm...ich konnte nicht, weil ich nicht deutsch sprach. 306 00:35:09,500 --> 00:35:11,999 Ähm...man musste deutsch sprechen, um fliehen zu können. 307 00:35:12,000 --> 00:35:16,632 Drei Französinnen sind geflohen, die deutsch sprachen, unter ihnen waren zwei Elsässerinnen, 308 00:35:16,633 --> 00:35:22,832 und dann sie, sie sind aber aus dem Krankenhaus geflohen, nicht aus dem Lager, 309 00:35:22,833 --> 00:35:29,866 weil sie hatten Scharlach und die Deutschen hatten große Angst vor Ansteckung. 310 00:35:29,867 --> 00:35:39,332 Man hat sie also nach Falkenau ins Krankenhaus geschickt, um sich behandeln zu lassen, das war der, die kleine Stadt in der Nähe. 311 00:35:39,333 --> 00:35:48,132 Sie haben Verbindung aufgenommen mit französischen Kriegsgefangenen, die ihnen ein bisschen, ein bisschen Kleidung und noch ein bisschen Geld gegeben haben. 312 00:35:48,133 --> 00:35:53,966 Sie haben...ähm...die Schuhe der Krankenschwestern gestohlen. 313 00:35:53,967 --> 00:35:54,999 Sie sind abgehauen. 314 00:35:55,000 --> 00:35:56,832 Sie sind nach München gekommen. 315 00:35:56,833 --> 00:36:03,732 Und in München haben sie gesagt: "So, wir haben alles bei, bei einem Bombenangriff verloren. Gebt uns Arbeit." 316 00:36:03,733 --> 00:36:06,866 Denn es war unmöglich sich nach Frankreich durchzuschlagen, 317 00:36:06,867 --> 00:36:11,732 der, die Front war zu diesem Zeitpunkt zwischen Frankreich und Deutschland, 318 00:36:11,733 --> 00:36:14,132 also konnten sie nicht zurück nach Hause. 319 00:36:14,133 --> 00:36:19,999 Und sie waren den, den Rest des Krieges, zwei von ihnen waren Bedienungen in einer Gaststätte. 320 00:36:20,000 --> 00:36:27,532 Und die Dritte in einer Fabrik, aber...ähm...eine Fabrik...ähm...sagen wir...ähm...normal, keine Rüstungsfabrik. 321 00:36:27,533 --> 00:36:34,999 Sie, sie wurden befreit...ähm...zu diesem Zeitpunkt, aber letzten Endes war ihnen ihre Flucht geglückt. 322 00:36:35,000 --> 00:36:41,332 IV: Und könnten Sie etwas einen, einen Tagesablauf... 323 00:36:41,333 --> 00:36:41,999 MTF:...einen Tagesablauf... 324 00:36:42,000 --> 00:36:42,832 IV:...einen Tagesablauf... 325 00:36:42,833 --> 00:36:43,166 MTF:...ja... 326 00:36:43,167 --> 00:36:44,299 IV:...ähm...im Lager beschreiben? 327 00:36:44,300 --> 00:36:48,132 MTF: Nun, ja, also wir wurden um vier Uhr morgens geweckt. 328 00:36:48,133 --> 00:36:55,666 Also wir wurden mit Stockschlägen von einer Deutschen geweckt, die...ähm...den grünen Häftlingswinkel hatte, 329 00:36:55,667 --> 00:36:58,132 das heißt sie war eine Berufsverbrecherin. 330 00:36:58,133 --> 00:37:02,132 Und...man musste sofort aufstehen. 331 00:37:02,133 --> 00:37:08,799 Also, da wir eine Gruppe Französinnen waren, die es geschafft hatten nicht zu weit voneinander entfernt zu sein, 332 00:37:08,800 --> 00:37:13,066 wir haben sie beiseite genommen, diese Frau. 333 00:37:13,067 --> 00:37:27,599 Und wir haben ihr gesagt, dass wenn sie auf das Holz schlagen würde anstatt auf uns zu schlagen, würden wir sofort aufstehen, so dass sie ihre zusätzliche Suppe nicht verlieren würde, die sie für, die sie dafür erhielt, dass sie uns weckte. 334 00:37:27,600 --> 00:37:31,632 Also das hat sie dann gemacht und wir, wir haben es geschafft sie zu zähmen. 335 00:37:31,633 --> 00:37:40,766 Und eines Tages sogar, an dem man eine Decke gestohlen hatte, wir hatten nur eine Decke, also eine junge 16-jährige Französin, ihre Decke hatte man gestohlen. 336 00:37:40,767 --> 00:37:49,632 Ähm...noch am selben Tag, ist sie gekommen mit einer Decke über dem Arm und hat gesagt: "Das ist für die junge Französin, der man ihre, ihre Decke gestohlen hat." 337 00:37:49,633 --> 00:38:01,099 Und...sie hat, sie hat das sehr nett gemacht, aber ich weiß nicht woher sie diese Decke hatte, das, wem sie sie selbst gestohlen hatte, ich habe keine Ahnung. 338 00:38:01,100 --> 00:38:05,099 Aber letzten Endes schafften wir es die Leute zu zähmen. 339 00:38:05,100 --> 00:38:10,999 Und man musste...ähm...im Allgemeinen...ähm...eine der Sprachen sprechen, die im Lager gesprochen wurden. 340 00:38:11,000 --> 00:38:25,732 Das war...ähm...entweder deutsch, entweder, ich sprach ein bisschen russisch und dann ist... Ich sprach auch englisch, also mit englisch konnte ich trotzdem...ähm...mit den Leuten sprechen, die nicht französisch sprachen. 341 00:38:25,733 --> 00:38:27,799 Also, wir standen um vier Uhr morgens auf. 342 00:38:27,800 --> 00:38:33,466 Wir hatten eine Dreiviertelstunde Zeit, um...ähm...auf dem Appellplatz anzutreten. 343 00:38:33,467 --> 00:38:43,232 Ähm...vorher, musste man den Kaffee trinken, das heißt einen Viertelliter schwarze Brühe, die man trank, weil sie, sie lauwarm war. 344 00:38:43,233 --> 00:38:50,766 Und dann war Morgenappell, der eine Stunde dauerte, bis Viertel vor sechs. 345 00:38:50,767 --> 00:38:52,966 Um sechs Uhr mussten wir in der Fabrik sein. 346 00:38:52,967 --> 00:38:59,532 Wir arbeiteten von sechs Uhr bis Mittag und von ein Uhr bis sieben Uhr abends. 347 00:38:59,533 --> 00:39:02,366 Das machte einen Zwölfstundentag. 348 00:39:02,367 --> 00:39:07,099 Wir arbeiteten an jedem Tag der Woche. 349 00:39:07,100 --> 00:39:13,699 Sonntags, wir arbeiteten jeden zweiten Sonntag, aber wir arbeiteten nur neun Stunden, wir kehrten früher ins Lager zurück. 350 00:39:13,700 --> 00:39:24,266 Und am folgenden Sonntag war normalerweise Erholung, aber natürlich mussten lästige Arbeiten erledigt werden. 351 00:39:24,267 --> 00:39:32,332 Wir halfen den...denjenigen, die in, in Arbeitskomm...man nannte es die Außenkommandos, 352 00:39:32,333 --> 00:39:44,332 die das, das Gelände anlegten...ähm...Waggons entluden...ähm...ähm...Baumstämme schleppten, oder in der Grube arbeiten. 353 00:39:44,333 --> 00:39:48,999 Eine Braunkohlegrube war nicht weit vom Lager entfernt. Wir klaubten dort Kohle. 354 00:39:49,000 --> 00:39:57,566 Kurzum, es war ein Tag, den man mit...ähm...mit Furcht entgegen sah, weil es ein Tag war, der...ähm...schlimmer als die anderen war, 355 00:39:57,567 --> 00:39:59,999 wir arbeiteten härter. 356 00:40:00,000 --> 00:40:04,199 Im Übrigen haben wir am ersten Weihnachtsfeiertag den ganzen Tag Kohle geschleppt. 357 00:40:04,200 --> 00:40:07,432 Ähm...das war am ersten Weihnachtsfeiertag. 358 00:40:07,433 --> 00:40:13,499 Aber dann...ähm...abends, mussten wir zum Appell antreten. 359 00:40:13,500 --> 00:40:16,332 Ich habe vergessen zu sagen, dass wir mittags Suppe bekamen. 360 00:40:16,333 --> 00:40:19,666 Gut, man musste...ähm...seinen Blechnapf dabei haben... 361 00:40:19,667 --> 00:40:22,766 IV:...und das war in der Fabrik, die Suppe? 362 00:40:22,767 --> 00:40:31,266 MTF: Die Suppe? Nein, das war in erster Linie Wasser und ab Januar haben wir sogar Suppe ohne Salz bekommen. 363 00:40:31,267 --> 00:40:33,099 Anscheinend gab es kein Salz mehr. 364 00:40:33,100 --> 00:40:35,199 Nun gut, und dann... 365 00:40:35,200 --> 00:40:35,999 IV: Aß man... 366 00:40:36,000 --> 00:40:36,666 MTF: Nun gut, man aß... 367 00:40:36,667 --> 00:40:39,399 IV:...in der Fabrik oder im Lager? 368 00:40:39,400 --> 00:40:41,299 MTF: Im Lager. Im Lager... 369 00:40:41,300 --> 00:40:42,666 IV:...Sie sind zurück... 370 00:40:42,667 --> 00:40:45,266 MTF: Wir sind zur Suppenausgabe ins Lager zurückgekehrt. 371 00:40:45,267 --> 00:40:49,999 Und dann, also, darin, nun, war ein bisschen Steckrübe, ein paar Kohlblätter. 372 00:40:50,000 --> 00:40:55,166 Ähm...wenn ein ganz kleiner Hauch von Fleisch drin war, dann war das außergewöhnlich. 373 00:40:55,167 --> 00:40:58,232 Es gab praktisch keine Kartoffeln. 374 00:40:58,233 --> 00:41:02,799 Kurzum, das war wirklich eine sehr, sehr leichte Angelegenheit. 375 00:41:02,800 --> 00:41:06,999 Und dann...ähm...abends, war der Appell des Kommandanten. 376 00:41:07,000 --> 00:41:10,632 Also, der Kommandant war da und verteilte die Strafen. 377 00:41:10,633 --> 00:41:21,532 Ähm...also wir hatten einen... Der erste Kommandant war...ähm...ziemlich alt und er war nicht so wild. 378 00:41:21,533 --> 00:41:30,866 Aber der, der ihm nachfolgte, also, wir haben ihn Attila getauft, so bösartig war, war er. 379 00:41:30,867 --> 00:41:41,699 Und wenn man gemeldet wurde von...ähm...von einer Kapo oder etwas ähnlichem, dann musste man vortreten und stillstehen, seine Kennnummer auf Deutsch sagen, 380 00:41:41,700 --> 00:41:49,999 und dann packte er die, die Frau, die vor ihm war am Hals und verpasste ihr zwei feste Ohrfeigen, also fiel sie zu Boden. 381 00:41:50,000 --> 00:41:56,666 Mit Stiefeltritten half er ihr wieder auf, und dann, danach musste sie wieder stillstehen. 382 00:41:56,667 --> 00:42:00,599 Und wenn sie wieder stillstand...ähm...dann gab er die Strafe. 383 00:42:00,600 --> 00:42:15,732 Also, das war...ähm...entweder die ganze Nacht im Block stehen oder 25 Schläge oder 50 Schläge...ähm...in den... Dort wurde niemals jemand erhängt. 384 00:42:15,733 --> 00:42:34,366 Aber in einem anderen Kommando, in das Kameradinnen von uns gekommen waren, die...Kameradinnen aus dem Gefängnis, wurden drei junge Frauen aufgehängt...ähm...ähm...wegen Sabotage, am 25. April '45, das heißt Ende April. 385 00:42:34,367 --> 00:42:34,999 Wie bitte? 386 00:42:35,000 --> 00:42:38,166 IV: Das waren die Frauen von Holleischen, vom Außenlager Holleischen. 387 00:42:38,167 --> 00:42:39,332 MTF: Aus Holleischen, ja. 388 00:42:39,333 --> 00:42:47,232 IV: Ja, ja, aber haben Sie, sind Sie jemals bestraft worden? 389 00:42:47,233 --> 00:42:49,466 MTF: Ah, nun, ich wurde geschlagen, wie jeder... 390 00:42:49,467 --> 00:42:53,999 ...ähm...weil die, die Kapos hatten auch das Recht uns zu schlagen. 391 00:42:54,000 --> 00:42:59,332 Sie e...obwohl...auch wenn sie Häftlinge waren, wenn sie jemanden töteten, hatte das keine Bedeutung, 392 00:42:59,333 --> 00:43:05,299 das, das war...ähm...sie konnten es tun, ohne bestraft zu werden. 393 00:43:05,300 --> 00:43:14,399 Also...ähm...dort, ich... Ein Mal, hatte ich, hatte ich eine Steckrübe aus dem Haufen gestohlen, der neben der Küche war. 394 00:43:14,400 --> 00:43:21,032 Ich bin gesehen worden, ich bin eingefangen worden und ich bin von einer, einer Kapo verdroschen worden. 395 00:43:21,033 --> 00:43:27,866 Aber ich bin nicht dem, dem Kommandanten gemeldet worden, weil dann, dann hätte es schlimmer ausgehen können. 396 00:43:27,867 --> 00:43:29,232 IV: Mh, mh. 397 00:43:29,233 --> 00:43:33,166 MTF: Also abends bekamen wir Brot, nach dem Appell. 398 00:43:33,167 --> 00:43:37,866 Also, der Appell konnte eine Stunde dauern, aber er konnte auch drei Stunden bis mitten in die Nacht dauern. 399 00:43:37,867 --> 00:43:49,999 Und dann gab es noch diesen berühmten Humor der SS, das heißt, wenn der erste Schnee fiel...ähm...ließ man uns...ähm...antreten. 400 00:43:50,000 --> 00:43:53,032 Zuvor war der Appell, dann hat man uns in den Block zurück gelassen, 401 00:43:53,033 --> 00:44:01,332 und zwei Stunden später, lässt man uns aufstehen, zum, zum Appell im Schnee antreten, erneut zählen, etc. 402 00:44:01,333 --> 00:44:11,099 Und all das, nur um uns anzukündigen, dass am nächsten Morgen, wegen des Schneefalls...ähm...der Appell im Block abgehalten werden würde. 403 00:44:11,100 --> 00:44:21,066 So war das. Also das ist so einmal vorgekommen, aber wir sind mit den Appellen trotzdem auf unsere Kosten gekommen, weil wir hatten ja zwei am selben Abend und zwei im Schnee. 404 00:44:21,067 --> 00:44:29,099 Und dann, also, was das Brot anbelangt, das war...als wir ankamen hatten wir einen Laib Brot für vier Personen. 405 00:44:29,100 --> 00:44:32,932 Das bekamen wir pro Tag. Und das Brot wurde am Abend verteilt. 406 00:44:32,933 --> 00:44:42,399 Später, einen Laib für sechs, einen für acht, einen für zwölf und als die Amerikaner gekommen sind, bekamen wir einen Laib Brot für siebzehn Personen. 407 00:44:42,400 --> 00:44:44,666 Also musste das Brot geschnitten werden. 408 00:44:44,667 --> 00:44:47,299 Aber wir durften kein Messer haben. 409 00:44:47,300 --> 00:44:55,966 Also, wenn eine...ähm...eine Blockälteste so gut war uns ihr Messer zu leihen, konnten wir das, das Brot schneiden. 410 00:44:55,967 --> 00:45:10,432 Man musste ihr das Messer zurückgeben. Also haben wir uns eigene Messer organisiert, das heißt...ähm...unter uns war eine junge Frau, die von Beruf Messerschmiedin war, sie wusste, wie man Messer herstellt. 411 00:45:10,433 --> 00:45:14,799 Sie wohnte in Thiers in Frankreich, sie hatte ein Schneidwarengeschäft. 412 00:45:14,800 --> 00:45:29,332 Also...ähm...mit einem Metallsägeblatt, machte sie die, die Schneide der Klinge mit einer...ähm...einer Feile...einer kleinen Feile zum Goldschmieden, 413 00:45:29,333 --> 00:45:37,532 weil wir hatten ja nichts anderes, wir hatten, weil es war ja, es war wirklich eine sehr heikle Arbeit...ähm...die wir machten. 414 00:45:37,533 --> 00:45:41,066 Und, also diese Klinge, ich hatte eine. 415 00:45:41,067 --> 00:45:45,366 Also, natürlich ohne Griff, weil das, das wäre zu auffällig gewesen. 416 00:45:45,367 --> 00:45:50,732 Und wir hatten so eine Art grobe Wollstrümpfe, die wir mit Lumpen, die wir, die wir in die Fabrik mitnahmen, flickten. 417 00:45:50,733 --> 00:46:03,799 Und ich hatte, in meiner Socke, hier, diese Klinge, um zu vermeiden, dass sie bei Durchsuchungen entdeckt würde, denn...mit einem Messer gefasst zu werden, das bedeutete mit einer Waffe gefasst zu werden und wir hatten, natürlich zog das Strafen nach sich. 418 00:46:03,800 --> 00:46:16,666 Und was die Verteilung anbelangt, das zog auch Probleme nach sich, weil, wenn man, auch wenn man zwölf Teile aus einer, aus einem Stück Brot macht, gerecht zu teilen...am Anfang... 419 00:46:16,667 --> 00:46:19,999 IV: Wer hat normalerweise das Brot ver...verteilt? 420 00:46:20,000 --> 00:46:30,132 MTF: Nun, es...wir...es gab eine gewisse Zahl Deportierte, die hatten...ähm...um sich ebensoviele Personen geschart, die man brauchte um...ähm...um das Brot zu essen. 421 00:46:30,133 --> 00:46:37,832 Also...ähm...es waren zwölf Personen, wenn Sie wollen, es gab eine, die konnte...die das Brot schnitt und die es verteilte. 422 00:46:37,833 --> 00:46:38,999 Aber, aber für... 423 00:46:39,000 --> 00:46:40,499 IV: War war verantwortlich? 424 00:46:40,500 --> 00:46:54,032 MTF: Wer war, nun, wer war verantwortlich, aber um...ähm...um die, die Streitigkeiten oder die, die Ungerechtigkeiten zu vermeiden, also, legten wir auf, auf das Brot einen Stofffetzen. 425 00:46:54,033 --> 00:47:02,232 Und wir nahmen ein Stück ohne es gesehen zu haben und wir, wir verteilten auf diese Art und Weise, um sicher zu gehen...damit keiner bevorzugt wird. 426 00:47:02,233 --> 00:47:08,032 IV: Mh, mh...und so gab es sicher viel Hunger. 427 00:47:08,033 --> 00:47:20,799 MTF: Oh, wir hatten großen Hunger. Wir hatten großen Hunger und, und...ähm...es war auch diese...ähm...ähm... Wenn wir einen Moment für uns hatten...ähm...nun, wir sprachen oft über das Essen. 428 00:47:20,800 --> 00:47:25,466 Und wir sprachen über...ähm...Küchenrezepte. 429 00:47:25,467 --> 00:47:31,499 Also, auf diese Weise habe ich die, die Küche Südfrankreichs kennengelernt, die mir völlig unbekannt war, 430 00:47:31,500 --> 00:47:37,332 aber unter uns waren Südfranzösinnen, also erzählten sie uns was man bei ihnen isst. 431 00:47:37,333 --> 00:47:43,032 Also, das ist...wirklich, das ist, das ist zur Bessessenheit geworden. 432 00:47:43,033 --> 00:47:43,866 IV: Oui. 433 00:47:43,867 --> 00:47:52,999 MTF: Aber wir, wir magerten ab unter Verhältnissen, kurzum...ähm...Als wir ankamen waren wir halbwegs in guter Verfassung, selbst wenn man vorher im Gefängnis war. 434 00:47:53,000 --> 00:48:01,566 Es ist...wir konnten Pakete empfangen, wohingegen wenn man mal im Lager war, konnte man nichts mehr bekommen...ähm...angesichts der Tatsache, dass nichts die Grenze passierte. 435 00:48:01,567 --> 00:48:11,332 Also...ähm...wir haben, wir haben Gewicht verloren, und wir...manche, kurzum es gab viele, die an Hunger gestorben sind. 436 00:48:11,333 --> 00:48:28,166 Man starb an Hunger, man starb an Krankheiten, man starb an Tuberkulose oder an Typhus oder, der an allen Arten von, an allen Krankheiten, die man nur haben kann...ähm...wenn die Nahrung nicht reicht, wenn die Hygiene nicht ausreichend ist. 437 00:48:28,167 --> 00:48:31,532 Denn, um sich zu waschen, ist es, musste man mutig sein. 438 00:48:31,533 --> 00:48:38,899 Das heißt wir hatten die ganze Zeit Wasser, aber in Trögen wie die...da, wo man das Vieh tränkt. 439 00:48:38,900 --> 00:48:43,632 Aber...ähm...viele hatten nicht mehr die Energie sich zu, sich zu waschen. 440 00:48:43,633 --> 00:48:49,566 Aber ich habe es jeden Tag gemacht von Kopf bis Fuß fast bis in den Februar hinein. 441 00:48:49,567 --> 00:48:58,866 Und...danach habe ich mich, habe ich mich nur noch jeden zweiten Tag komplett gewaschen, weil ich zu diesem Zeitpunkt allmählich die Kräfte verlor. 442 00:48:58,867 --> 00:49:08,166 Und so haben wir durchgehalten, weil wir legten trotzdem Wert darauf sauber in die Fabrik zu gehen. 443 00:49:08,167 --> 00:49:16,199 Also, da stellte sich noch ein anderes Problem, es war auch das Problem der Kleidung, wie sollten wir unsere Kleidung sauber halten, wir hatten keine Kleidung zum Wechseln. 444 00:49:16,200 --> 00:49:28,832 Also, wir hatten...ähm...es uns zur Gewohnheit gemacht... Wir hatten ein großes Hemd...ähm...in...unter dem Kittel, wir wuschen dieses Hemd und behielten nur den Kittel an. 445 00:49:28,833 --> 00:49:43,732 Ähm...wir wuschen samstags, jeden Sonntagabend, wenn wir ein, etwas, ein bisschen freie Zeit hatten und eine, eine Woche den Kittel, eine Woche die, das Hemd. 446 00:49:43,733 --> 00:49:47,932 Gut, und, aber das, das Problem war auch das Trocknen. 447 00:49:47,933 --> 00:49:56,699 Also, wie kann man diese Wäsche trocknen? Nun, wenn es draußen minus 25 Grad Celsius hat, ist das nicht selbstverständlich. 448 00:49:56,700 --> 00:50:01,399 Also breiteten wir die pitschnasse Wäsche auf dem Strohsack aus. 449 00:50:01,400 --> 00:50:03,999 Und wir schliefen die ganze Nacht darauf. 450 00:50:04,000 --> 00:50:07,432 Am nächsten Morgen, war es trocken, wir konnten den, den Kittel wieder anziehen. 451 00:50:07,433 --> 00:50:10,766 Aber wir schliefen unter diesen Umständen nicht sehr bequem. 452 00:50:10,767 --> 00:50:16,366 Aber wir legten immer Wert darauf vorzeigbar zu sein. 453 00:50:16,367 --> 00:50:20,832 Das ist eine Frage des Stolzes und auch der Aufrechterhaltung der Moral. 454 00:50:20,833 --> 00:50:22,999 Das war sehr wichtig. 455 00:50:23,000 --> 00:50:28,066 IV: Und Sie sind...ähm...waren Sie im Lager krank? 456 00:50:28,067 --> 00:50:28,999 MTF: Ich war krank... 457 00:50:29,000 --> 00:50:29,999 IV:...abgesehen von... 458 00:50:30,000 --> 00:50:39,766 MTF:...ich war krank im Lager, weil...ähm...ähm...ich eine rohe und gefrorene Steckrübe gegessen hatte, also hatte ich die Ruhr. 459 00:50:39,767 --> 00:50:56,766 Und ich war bei einem SS-Arzt, der von Zeit zu Zeit vorbeikam und der...ähm...Arbeitsbefreiungen ausstellte oder ins Revier, in die Krankenbaracke einwies. 460 00:50:56,767 --> 00:51:03,766 Aber um ins Revier zu kommen, musste man 40 Grad Fieber haben und wir legten überhaupt keinen Wert darauf dorthin gebracht zu werden. 461 00:51:03,767 --> 00:51:15,032 Und er verteilte auch, was Schonung genannt wurde, das waren...ähm...freie Tage...ähm...im Block, ohne ins Revier zu müssen. 462 00:51:15,033 --> 00:51:18,366 Also...ähm...bin ich zu diesem Arzt gegangen. 463 00:51:18,367 --> 00:51:22,866 Und er war, eine russische Gefangene begleitete ihn. 464 00:51:22,867 --> 00:51:26,899 Und ich habe mit dieser, mit dieser Frau russisch gesprochen. 465 00:51:26,900 --> 00:51:34,999 Und ich habe mit dem Arzt französisch gesprochen. Es war im Übrigen ein Belgier, es war ein belgischer SS-Mann, der Arzt war. 466 00:51:35,000 --> 00:51:41,966 Und die Russin hat also ein gutes Wort für mich eingelegt. Sie war so glücklich, dass ich ein paar Worte in ihrer, in ihrer Sprache gesagt habe. 467 00:51:41,967 --> 00:51:52,866 Also war ich, bin ich einen Tag, einen Tag im Lager geblieben, das ist alles, was ich gemacht habe, aber ich habe 48 Stunden lang weder gegessen...noch getrunken. 468 00:51:52,867 --> 00:52:01,499 Also habe ich die Suppe und das Brot meinen französischen Kameradinnen gegeben und habe ihnen gesagt: "Das ist für euch, ich kann nicht essen." 469 00:52:01,500 --> 00:52:11,699 Gut, das, das kam natürlich auch meiner Körperfülle nicht entgegen, aber letztendlich, es war halt so, also haben sie natürlich die Suppe gegessen, aber sie haben das Brot aufgehoben. 470 00:52:11,700 --> 00:52:22,499 Und da wir einen Ofen in der, in der Baracke hatten, haben sie mir das Brot, Scheibe für Scheibe, geröstet wiedergegeben, damit ich es verdauen konnte. 471 00:52:22,500 --> 00:52:30,666 Das, das war die Solidarität unter uns und ich konnte...ähm...die Tätigkeiten wieder aufnehmen, ich... 472 00:52:30,667 --> 00:52:40,632 Von diesem Zeitpunkt an war ich wirklich krank, aber ich habe, ich habe dennoch...ähm...das Leben bewahrt...ähm...das hat mir geholfen es durchzuhalten. 473 00:52:40,633 --> 00:52:47,099 IV: Mh, aber Sie haben von Solidarität gesprochen...ähm...können Sie... 474 00:52:47,100 --> 00:52:48,166 MTF:...nun gut... 475 00:52:48,167 --> 00:52:50,699 Iv:...ein bisschen beschreiben wie... 476 00:52:50,700 --> 00:52:51,532 MTF:...wie bitte... 477 00:52:51,533 --> 00:52:52,999 IV:...die Situation im Lager... 478 00:52:53,000 --> 00:52:53,499 MTF:...die Anwend... 479 00:52:53,500 --> 00:52:56,966 IV:...hatten Sie französische Freundinnen? 480 00:52:56,967 --> 00:53:05,066 MTF: Ja, wir hatten, wir waren vor allem unter uns Französinnen, aber letzen Endes...ähm...halfen wir auch unseren Kameradinnen aller, aller... 481 00:53:05,067 --> 00:53:10,366 Wenn wir sahen, dass sie in Schwierigkeiten waren, es war...ein bisschen Suppe für die Eine...ähm...etc. 482 00:53:10,367 --> 00:53:20,666 Ich habe gesehen, als ich...ähm...als ich allmählich wieder zu, nach dieser Ruhrinfektion, als ich wieder zu essen begann, 483 00:53:20,667 --> 00:53:29,099 eine, eine Kameradin...ähm...die Französin war, denke ich, hat sich mit ihrem Blechnapf neben mich gesetzt, also es gab Suppe, 484 00:53:29,100 --> 00:53:38,899 sie hat mir gesagt: "Hör zu, du hast Steckrübenstücke. Ich habe Kartoffelstücke in meiner Suppe, weil ich bin...ähm...am Ende der Ausgabe des, des Kessels drangekommen." 485 00:53:38,900 --> 00:53:42,299 Der Bodensatz war immer sämiger als das, was oben war. 486 00:53:42,300 --> 00:53:47,232 Sie hat zu mir gesagt: "Du gibst mir ein Stück Steckrübe, ich geb' dir ein Stück Kartoffel." 487 00:53:47,233 --> 00:53:51,899 Und so haben wir getauscht. 488 00:53:51,900 --> 00:53:55,366 Und das waren die Dinge, die wir machten. 489 00:53:55,367 --> 00:54:07,066 Also, wir hatten auch in der Fab...diejenigen...für die, die in der Fabrik arbeiteten, man verteilte uns am Ende der Woche, das heißt der Ingenieur kümmerte sich darum, kleine Papierstücke, 490 00:54:07,067 --> 00:54:12,732 die man "Prämienschein" nannte, Prämien...ähm...es war eine Mark oder zwei Mark. 491 00:54:12,733 --> 00:54:15,566 Also, wir hatten uns geeinigt, eine ganze Gruppe Französinnen. 492 00:54:15,567 --> 00:54:24,032 Ich war der Schatzmeister, also ich hatte diese, diese Mark und damit konnten wir Bier kaufen. 493 00:54:24,033 --> 00:54:27,432 Das war im Übrigen alles, was man kaufen konnte. 494 00:54:27,433 --> 00:54:35,299 Und dann, die...die, die in den Außenkommandos arbeiteten oder die, die irgendwie keine Prämie bekommen hatten... 495 00:54:35,300 --> 00:54:42,999 ...ähm...konnten trotzdem ein Glas Bier pro Woche haben für...da wir teilten. 496 00:54:43,000 --> 00:54:53,566 Und ich bewahrte die Restsumme auf, wenn ein bisschen was überblieb, dann taten wir sie mit den, den neuen Mark, die kamen zusammen, manchmal schafften wir es sogar zwei zu bekommen, aber das war sehr selten. 497 00:54:53,567 --> 00:55:00,899 So praktizierten wir Solidarität, wir teilten, was wir teilen konnten, wir... 498 00:55:00,900 --> 00:55:08,666 Den ganzen Winter lang...ähm...froren wir sehr und es waren immer zwei Betten nebeneinander. 499 00:55:08,667 --> 00:55:16,232 Und ich hatte eine junge französische Kameradin aus, aus dem Département Loir-et-Cher, die neben mir schlief. 500 00:55:16,233 --> 00:55:23,432 Also wir, wir schliefen später alle zwei zusammen in einem einzigen Bett, aber wir hatten zwei Decken, uns war weniger kalt. 501 00:55:23,433 --> 00:55:29,599 Man musste sich so organisieren um zu tun, was man konnte. 502 00:55:29,600 --> 00:55:40,366 Aber jetzt als...im Lager Zwodau, kam ein Transport ungarischer Jüdinnen an, die alle oder fast alle Typhus hatten. 503 00:55:40,367 --> 00:55:52,499 Ähm...man hat sie...ähm...in einen Block gebracht, der komplett geschlossen war. Man, sie haben sich gegenseitig angesteckt, viele sind gestorben. 504 00:55:52,500 --> 00:55:59,432 Man hat ihnen... Man gab ihnen...ähm...die Hälfte unserer Ration unter dem Vorwand, dass sie nicht arbeiteten. 505 00:55:59,433 --> 00:56:01,499 Das heißt, dass sie nicht viel bekamen, 506 00:56:01,500 --> 00:56:14,166 und dass, wenn Eine starb...ähm...meldeten es die anderen nicht und behielten die Leiche mindestens drei Tage, um die Ration derjenigen zu bekommen, die schon gestorben war. 507 00:56:14,167 --> 00:56:22,499 Ap...also, dann ist mit Sicherheit ein Befehl der, der SS aus Berlin gekommen. 508 00:56:22,500 --> 00:56:25,199 Diese Frauen mussten zerstört werden. 509 00:56:25,200 --> 00:56:31,232 Gut...ähm...ein Pferdekarren ist gekommen, ein Fuhrwerk. 510 00:56:31,233 --> 00:56:36,066 Man hat die Überlebenden in diesen Wagen steigen lassen. 511 00:56:36,067 --> 00:56:40,132 Manchmal trug man sie in einer Decke für...ähm...weil sie nicht mehr gehen konnten. 512 00:56:40,133 --> 00:56:41,632 Man hat sie in den Wagen steigen lassen. 513 00:56:41,633 --> 00:56:56,532 Und man hat...ähm...im ganzen Lager nach all denen gesucht, die einen Stern trugen, weil unter uns waren junge Frauen, die nicht, die die Gefangenschaft in Auschwitz erlitten hatten 514 00:56:56,533 --> 00:57:01,266 und nach der Befreiung von Auschwitz auf andere Lager verteilt worden waren. 515 00:57:01,267 --> 00:57:05,966 Unter anderem war darunter eine Freundin...ähm...von mir, die Polin war. 516 00:57:05,967 --> 00:57:14,966 Sie trug das rote Dreieck der politischen Häftlinge und den, ein gelbes Dreieck drunter, so dass sie sowohl ein jüdischer als auch politischer Häftling war. 517 00:57:14,967 --> 00:57:22,066 Sie hatte im, im Warschauer Aufstand gekämpft. 518 00:57:22,067 --> 00:57:29,099 Und als...sie wurde auch auf diesen, auf diesen unglückseligen Todeszug geschickt 519 00:57:29,100 --> 00:57:43,999 und ich hatte ihr meine Schuhe gegeben, ich hatte... Für die Arbeit in der Fabrik, hatten wir so eine Art Sandalen, wie man heute anzieht...ähm...nur den, die Sohle und dann drüber Pantoffelstoff, so eine Art Pantoffel. 520 00:57:44,000 --> 00:57:49,632 Und ich hatte sie ihr gegeben, das war alles, alles was ich zum Laufen hatte und danach bin ich drei Monate barfuß gelaufen. 521 00:57:49,633 --> 00:57:55,499 Und ich habe ihr diese, ich habe ihr diese Schuhe gegeben und habe ihr gesagt: "Versuch zu fliehen." 522 00:57:55,500 --> 00:58:02,666 Aber wir haben nie wieder etwas von diesem, von diesem Zug gehört. 523 00:58:02,667 --> 00:58:07,666 IV: Er ist verschwunden. Der Transport, der Transport ist verschwunden. 524 00:58:07,667 --> 00:58:11,932 MTF: S...sie machten den Anschein, sie sind weggefahren...ähm...in die Berge. 525 00:58:11,933 --> 00:58:20,099 Und dann, ich bin später dorthin zurückgekehrt...ähm...nach der, nach der Befreiung, zwei oder drei Jahre später. 526 00:58:20,100 --> 00:58:24,432 Ich habe das ganze Eck abgesucht, aber ich habe nichts gefunden. 527 00:58:24,433 --> 00:58:35,166 Und sogar die tschechischen...ähm...Veteranen, die danach die...die Städte der, der Sudeten besetzt haben, haben gesucht und haben auch nichts gefunden. 528 00:58:35,167 --> 00:58:44,232 Also, entweder, entweder sind sie in einem Massengrab verscharrt worden, das...ähm...nicht entdeckt wurde oder sie sind, die Leichen sind verbrannt worden, ich weiß es nicht. 529 00:58:44,233 --> 00:58:47,699 Und darunter waren auch drei kleine Kinder. 530 00:58:47,700 --> 00:58:53,432 IV: Ah ja, mh. Und... 531 00:58:53,433 --> 00:58:59,932 MTF:...also dieser, das, das war die Solidarität, die...und ich bin barfuß heimgekehrt. 532 00:58:59,933 --> 00:59:06,999 IV: Wann sind Sie, wann sind Sie heimgekehrt? Sind Sie...ähm...sofort nach Frankreich zurück? 533 00:59:07,000 --> 00:59:14,132 MTF: Ja, ich bin, ich bin nach Frankreich zurückgekehrt...ähm... Die Amerikaner haben uns etwa eine Woche behalten. 534 00:59:14,133 --> 00:59:19,999 Und sie haben die Repatriierung aller, die aus dem Westen kamen, organisiert. 535 00:59:20,000 --> 00:59:27,799 Und die Russen, denn wir waren ja an der Grenze...und...an der Gren...an der Schnittstelle der, der zwei Armeekorps. 536 00:59:27,800 --> 00:59:38,699 Und die Russen...ähm...haben...das heißt die Sowjets haben die Rückführung der Polinnen, der Tschechinnen, der Griechinnen, kurzum all derer, die nach Osten zurückkehrten, übernommen. 537 00:59:38,700 --> 00:59:45,366 Also, wir haben, haben... Zunächst sind wir im Lastwagen zurück, zurückgefahren, 538 00:59:45,367 --> 00:59:56,999 die riesengroßen amerikanischen Trucks, also wir sind zwölf Stunden, ähm, mehr, wir sind fast vierundzwanzig Stunden gefahren, 539 00:59:57,000 --> 01:00:02,432 weil wir sind ja am frühen Nachmittag losgefahren und wir sind am nächsten Tag Mittag in Würzburg angekommen. 540 01:00:02,433 --> 01:00:11,199 Wir sind über Nürnberg gefahren. Und dort habe ich 1945 das bombardierte Nürnberg gesehen, es war Mitternacht, es war schrecklich. 541 01:00:11,200 --> 01:00:22,699 Es waren...man sah die, die Fassaden, man sah die Sterne durch die, die Mauern, keine Menschenseele war dort, es war rein gar nichts dort, die Nacht war pechschwarz. 542 01:00:22,700 --> 01:00:29,632 Ähm...die angehaltenen Trams mit den...in den Straßen mit den, mit den Leitungen, die darauf gefallen waren. 543 01:00:29,633 --> 01:00:33,299 Kurzum...ähm...es war schr...schrecklich. 544 01:00:33,300 --> 01:00:38,432 Und dann in Würzburg hat man uns einen halben Tag empfangen. 545 01:00:38,433 --> 01:00:44,366 Wir sind am Mittag angekommen und man hat uns gesagt: "Um Mitternacht bekommt ihr einen Zug, der euch nach Hause bringt." 546 01:00:44,367 --> 01:00:52,599 Wir sind in den berüchtigten Vieh, den Viehwaggons, wie man in Frankreich sagt, den Güterwaggons zurückgebracht worden. 547 01:00:52,600 --> 01:01:04,332 Es war Stroh drin, ansonsten nichts und die Amerikaner haben uns nichts mitnehmen lassen, weder Decken, noch sonst etwas, weil alles voller Ungeziefer war...ähm...und dann...die...die...Krankheitserreger. 548 01:01:04,333 --> 01:01:06,532 Also haben sie das alles verbrannt. 549 01:01:06,533 --> 01:01:18,232 Und wir, man hat uns gesagt: "Wisst ihr, die Leute in dieser Gegend haben schon alles gegeben so viele, so viele Leute kommen hier vorbei, die man heimbringt. Also...ähm...bekommt ihr das Stroh etwas weiter weg." 550 01:01:18,233 --> 01:01:21,666 Also sind wir noch fünf Tage gefahren. 551 01:01:21,667 --> 01:01:23,899 Wir haben den Rhein in Mainz überquert. 552 01:01:23,900 --> 01:01:28,599 Und dann sind wir in Frankreich in Mézières-Charleville angekommen. 553 01:01:28,600 --> 01:01:39,399 Und dort, sind wir auch...ähm...ein bisschen geblieben...ähm...ungefähr eine Nacht und dann haben wir, haben wir den Zug nach Paris genommen. 554 01:01:39,400 --> 01:01:47,766 Dort war ich, war ich im Hotel Lutécia, wir haben... Ich habe eine Nacht dort verbracht und man hat mir ein Zugfahrkarte gegeben, damit ich nach Hause fahren kann. 555 01:01:47,767 --> 01:01:53,266 So war das. Ich bin am 20. Mai zu Hause angekommen. 556 01:01:53,267 --> 01:02:10,999 IV: Mh. Und erinnern Sie sich an, wie sagt man, an, an, an die Gefühle in diesem Augenblick? Weil nach all dem, nach dieser schwierigen und furchtbaren Erfahrung, nach der Befreiung...ich weiß nicht, ob es... 557 01:02:11,000 --> 01:02:15,666 MTF: Nun, die, die Befreiung, wir Französinnen, wir wollten nie den Kopf hängen lassen. 558 01:02:15,667 --> 01:02:22,399 Und wir, wir waren in einer Baracke zusammen, weil die Deutschen hatten uns unter allen Nationalitäten verteilt. 559 01:02:22,400 --> 01:02:30,932 Aber...ähm...wir sind zusammen geblieben...ähm... Es war schon ganz am Ende und wir hatten eine Fahne hergestellt, 560 01:02:30,933 --> 01:02:42,766 weil wir hatten die Tür zu, zu einem Lager mit Kleidung aufgebrochen, und dann... Es war uns schnurzegal, dass...dass es die Kleidung von jemanden...von jemanden war, der Typhus oder etwas anderes hatte, 561 01:02:42,767 --> 01:02:47,732 und wir haben eine Fahne gemacht, und wir haben sie mehrere Tage aufbewahrt. 562 01:02:47,733 --> 01:02:53,666 Und als die Amerikaner gekommen sind, sind wir aus der Baracke heraus, die Fahne voran und die Marseillaise singend. 563 01:02:53,667 --> 01:03:08,732 Und dann, so hat sich die Befreiung abgespielt. Danach sind die französischen Kriegsgefangenen uns besuchen gekommen, aber man hat ihnen, man hat ihnen verboten das Lager zu betreten. Wir unterhielten uns draußen. 564 01:03:08,733 --> 01:03:14,599 Aber...und dann sind wir nach Frankreich zurück. 565 01:03:14,600 --> 01:03:19,666 IV: Und zuvor ist dieses Foto aufgenommen worden, das wir gesehen haben... 566 01:03:19,667 --> 01:03:22,299 MTF: Ja, die Amerikaner haben, haben Fotos gemacht, 567 01:03:22,300 --> 01:03:27,566 aber die, die gekommen sind, also es waren, sie waren ganz jung. 568 01:03:27,567 --> 01:03:33,666 Die SS ist da geblieben weil... Sie hofften von den Amerikanern und nicht von den Russen gefangen genommen zu werden. 569 01:03:33,667 --> 01:03:40,432 Und da sie wussten, dass die Amerikaner kommen, weil sie hatten trotz allem Mittel es herauszufinden...ähm...ähm... 570 01:03:40,433 --> 01:03:44,999 also sind sie...folglich...ähm...vor Ort geblieben. 571 01:03:45,000 --> 01:03:53,999 Und die Amerikaner sind aus den, den leichten Raupenfahrzeugen, den Jeeps ausgestiegen. Es war ein Jeep und kleine Panzer, wenn Sie wollen, die dahinter waren. 572 01:03:54,000 --> 01:04:01,166 Sie sind ausgestiegen. Sie sind uns damals riesig erschienen so mit ihrem, mit ihrem Kampfanzug, der überall Taschen hatte. 573 01:04:01,167 --> 01:04:04,066 Und sie hatten einen Revolver in jeder Hand. 574 01:04:04,067 --> 01:04:15,866 Der Helm...ähm...mit, mit Blattwerk, kurzum...ähm...und da unter den Helmen, waren zierliche Kindergesichter, weil sie waren erst 20 Jahre alt. 575 01:04:15,867 --> 01:04:20,366 Und als sie in das Lager gekommen sind, haben sie zu weinen begonnen. 576 01:04:20,367 --> 01:04:28,899 Also, da wird einem ganz anders, wenn man, wenn man so, so ausgerüstete Soldaten weinen sieht. 577 01:04:28,900 --> 01:04:36,266 Sie hatten große Tränen unter den Helmen und dann haben sie die SS gefangen genommen. 578 01:04:36,267 --> 01:04:38,199 Ich weiß nicht, was sie mit ihnen gemacht haben. 579 01:04:38,200 --> 01:04:42,232 Wahrscheinlich haben sie sie in Lager gesteckt. 580 01:04:42,233 --> 01:04:52,166 Und die SS, nur, nur eine SS-Frau hat versucht sich zu retten, sie war ganz jung und sie war anscheinend die Tochter eines SS-Generals, 581 01:04:52,167 --> 01:05:01,699 aber sie haben sie auf der Straße geschnappt und sie haben sie...ähm... Sie haben sie zusammen mit den anderen SS-Frauen ich weiß nicht, ich weiß nicht wohin geschickt, 582 01:05:01,700 --> 01:05:07,499 aber wir wollten uns nicht an ihnen rächen, wir hatten, wir wollten nicht auf ihr Niveau fallen. 583 01:05:07,500 --> 01:05:11,966 Sagen wir so. Sie weder schlagen noch sonst irgendetwas. 584 01:05:11,967 --> 01:05:16,932 IV: Und die Amerikaner haben, haben Nahrung mitgebracht? 585 01:05:16,933 --> 01:05:17,766 MTF: Wie bitte? 586 01:05:17,767 --> 01:05:22,766 IV: Die, die Amerikaner haben...ähm...zu essen...ähm...mitgebracht? 587 01:05:22,767 --> 01:05:23,566 MTF: Nein... 588 01:05:23,567 --> 01:05:23,999 IV:...nein... 589 01:05:24,000 --> 01:05:30,732 MTF: Sie hatten nichts...weil es war eine kleine Kolonne, die, die nur Verpflegung für sich dabei hatte, sonst nichts. 590 01:05:30,733 --> 01:05:42,066 Also...ähm...haben sie, wir sind am, am 7. Mai befreit worden am...um...um den Mittag herum und am Nachmittag haben sie zwei Deportierte mitgenommen. 591 01:05:42,067 --> 01:05:50,699 Und dann...ähm...haben sie, haben sie uns...ähm...sie haben aus den umliegenden Bauernhöfen Proviant geholt. 592 01:05:50,700 --> 01:05:56,199 Außerdem gab es eine Baracke mit Italienern, die in der Nähe von...in der Nähe des Lagers war. 593 01:05:56,200 --> 01:06:00,066 Also diese, diese Leute waren sehr nett zu uns. 594 01:06:00,067 --> 01:06:10,832 Sie übermittelten uns die Neuigkeiten...ähm...sogar als wir eingesperrt waren, weil sie, sie...ähm...arbeiteten draußen, konnten am Abend aus ihrer Baracke heraus. 595 01:06:10,833 --> 01:06:17,566 Und wenn sie...ähm...sim...wenn sie draußen waren, fingierten sie einen Boxkampf. 596 01:06:17,567 --> 01:06:19,166 Sie taten so, als ob sie boxten. 597 01:06:19,167 --> 01:06:21,932 Und die anderen taten so, als ob sie sie anfeuerten. 598 01:06:21,933 --> 01:06:25,532 Und statt Anfeuerungsrufe zu schreien, riefen sie uns die Nachrichten herüber 599 01:06:25,533 --> 01:06:31,699 und sagten uns: "die, die Amerikaner kommen, sie sind ganz nah". Im Übrigen hörten wir die Kanonen, 600 01:06:31,700 --> 01:06:43,666 aber...sie versuchten uns aufzumuntern. Und sie haben den Amerikanern gezeigt wo sich...ähm...das Silo, das heißt, den, den Vorratsbehälter, wo die Kartoffeln der SS aufbewahrt wurden. 601 01:06:43,667 --> 01:06:48,366 Also, bekamen wir...ähm...ähm...wir bekamen Suppe, am nächsten Tag bekamen wir Suppe. 602 01:06:48,367 --> 01:06:51,199 Und ich habe davon drei Blechnäpfe gegessen. 603 01:06:51,200 --> 01:06:57,232 Ich habe mir Zeit gelassen, ich habe, ich habe...ich habe es mir eingeteilt von Mittag bis zum späten Nachmittag. 604 01:06:57,233 --> 01:07:05,067 Aber...ähm...ich hatte so großen Hunger, dass ich einen vollen Napf sofort gegessen habe.