1 00:00:00,000 --> 00:00:01,999 SB: ..an der ich mich jetzt befinde, kann ich mich auch nicht erinnern. 2 00:00:02,000 --> 00:00:06,032 IV: Ja. Sie sind aber schon einmal hier gewesen, privat, nicht? 3 00:00:06,033 --> 00:00:10,332 SB: Voriges Jahr. Im August. Im August war ich hier einige Stunden, ja. 4 00:00:10,333 --> 00:00:13,332 IV: Mmh. Und das ist jetzt aber das erste Mal, dass Sie zu so einem Treffen.. 5 00:00:13,333 --> 00:00:18,266 SB: Zum ersten Mal zu einem Treffen. Das hat eine gewisse Vergangenheit, wie gesagt. 6 00:00:18,267 --> 00:00:21,432 Ich war 1980 das erste Mal hier nach dem Krieg. 7 00:00:21,433 --> 00:00:26,732 Und.. ich kann's erzählen? Ich kann es erzählen? 8 00:00:26,733 --> 00:00:27,332 IV: Jaja, natürlich. 9 00:00:27,333 --> 00:00:37,166 SB: Und ich kam dann am Nachmittag nach Weiden an und suchte ein Quartier. Ich wusste, dass ich nach Flossenbürg fahren musste am anderen Morgen. 10 00:00:37,167 --> 00:00:51,499 Und wie ich eins fand, schellte, fand ich ein Gasthaus, hab' geschellt, machte mir, öffnete mir der Inhaber, ein junger Mann von ca 30, 35 Jahren und sagte mir: 11 00:00:51,500 --> 00:00:57,866 "Entschuldigen Sie aber wir sind in, wir renovieren, so dass wir keine Gäste aufnehmen." 12 00:00:57,867 --> 00:01:05,999 Und ich habe ihn gebeten um Nachtquartier, denn es handelt sich, dass ich morgens, morgens früh wieder weg- weiterfahre. 13 00:01:06,000 --> 00:01:11,899 Hat er mich aufgenommen und hat nachher meine, den Zweck meiner Reise erzählt. 14 00:01:11,900 --> 00:01:22,599 Und dann sagte er mir ungefähr in diesen Worten: "Falls Sie glauben etwas am ehemaligen Lager wiederzufinden, werden Sie sich bitter enttäuschen. 15 00:01:22,600 --> 00:01:26,799 Es ist alles getan worden, um alles zu vertuschen, damit kein Zeichen bleibt." 16 00:01:26,800 --> 00:01:36,399 Und am anderen Tag bin ich hergekommen und so war's. Ich war, ich bin alleine gewesen. Weit und breit keine lebendige Seele, den ich etwas fragen konnte. 17 00:01:36,400 --> 00:01:51,866 Hab' nur das Gelände gesehen und, und wie gesagt nachher das Gelände verlassen und bin dann nach Schwarzenfeld gefahren. Denn Schwarzenfeld, ich werde, ich werde aufgenommen? 18 00:01:51,867 --> 00:01:52,666 IV: Ja. Es läuft.. 19 00:01:52,667 --> 00:02:00,699 SB: Ja. In Schwarzenfeld wie gesagt war ich bei dem ersten Transport, der Flossenbürg verließ vor dem Krieg.. äh vor Ende des Krieges. 20 00:02:00,700 --> 00:02:13,332 Das war am 15. April und wir kamen dann über, wir sind in Floss einwaggoniert worden, in zum Teil offenen Waggons, zum Teil geschlossene. 21 00:02:13,333 --> 00:02:19,232 Aber nach einigen Kilometern Fahrt sind wir angegriffen worden von Tieffliegern. 22 00:02:19,233 --> 00:02:26,132 Die Tiefflieger haben die Lokomotive zum Stillstand gebracht und wir mussten dann warten bis eine andere Lokomotive kommt. 23 00:02:26,133 --> 00:02:36,932 Das Charakteristische war, dass bei dem ersten Angriff, der sehr unverhofft kam, sei für die Häftlinge und sei für die Bewachung, für die Besa..äh für die SS-Bewachung. 24 00:02:36,933 --> 00:02:46,199 Die Häftlinge haben die Waggons.. sind heruntergesprungen und haben das Weite gesucht, um sich zu schützen. 25 00:02:46,200 --> 00:02:51,899 Ein Teil, glaube ich, ist es gelungen das Weite zu suchen und zu finden. 26 00:02:51,900 --> 00:03:06,666 So dass nachher, als wir weiterfuhren.. Nach ein oder zwei Tagen kam der Befehl, dass die SS-Posten, dass die Posten bei dem nächsten Angriff, falls der vorkommen sollte, 27 00:03:06,667 --> 00:03:19,166 Posten beziehen an beiden Seiten des Zuges mit Gewehr gerichtet auf die Waggons und wir Häftlinge durften die Waggons nicht verlassen, 28 00:03:19,167 --> 00:03:24,999 nur entweder auf den Waggons bleiben oder uns unter den Waggons sich verstecken. 29 00:03:25,000 --> 00:03:30,699 Ich kann mich des Bildes erinnern bei dem zweiten Angriff, so dass der zweite Angriff vorkam. 30 00:03:30,700 --> 00:03:33,632 Kann sein das auch ein dritter, das kann ich mich nicht erinnern. 31 00:03:33,633 --> 00:03:40,766 So ging es dann weiter bis Donnerstag den 19. April bis wir in Schwarzenfeld ankamen. 32 00:03:40,767 --> 00:03:52,166 In Schwarzenfeld wurden wir, wurden wir bombardiert wieder, angegriffen von Tieffliegern aber diesmal war der Angriff auf den ganzen Zug. 33 00:03:52,167 --> 00:04:00,199 Wie gesagt, ist angegriffen worden, der Zug ist beschossen worden, es waren, gab Verwundete und Tote. 34 00:04:00,200 --> 00:04:03,332 Wir haben geschrien, waren. Wir haben.. 35 00:04:03,333 --> 00:04:10,599 Die Leute, die Häftlingskleidung hatten, haben die, ihre Kleidung gehisst damit die Tiefflieger es bemerken sollen. 36 00:04:10,600 --> 00:04:20,999 Es hat nichts geholfen und wir sind, wie gesagt, wir haben dort Verwundete und Tote über 200, ca. 200 Leute zurückgelassen. 37 00:04:21,000 --> 00:04:39,699 Es hieß nachher, dass der Angriff von Amerikanern Fliegern, Fliegern äh gekommen war. Ich habe andere Versionen gehört, aber darauf will ich mich jetzt nicht einlassen, denn ich bin mir nicht dessen, dessen bin ich mir nicht sicher. Und zweitens Endresultat war dasselbe. 38 00:04:39,700 --> 00:04:51,832 Wie gesagt, wir mussten den Zug verlassen, denn wie ich nachher Gewahr worden bin, war der, war das Ziel der Evakuation Dachau. 39 00:04:51,833 --> 00:04:59,999 Nachdem wir in Schwarzenfeld, nachdem gesehen wurde, dass wir aus Schwarzenfeld per Bahn nicht kommen konnten, wie gesagt, sind, 40 00:05:00,000 --> 00:05:17,932 haben wir, sind die, haben wir die Verwundete und diejenigen, die nicht fähig waren weiter zu Fuß weiterzugehen auf eine Seite gruppiert und auf der anderen Seite gruppierten sich die, die weitergehen konnten zu Fuß. 41 00:05:17,933 --> 00:05:25,966 Es hieß dann, dass die Leute, die zurückblieben per Auto, per Auto transportiert werden werden aber das war nicht der Fall. 42 00:05:25,967 --> 00:05:35,666 Denn gleich nachdem wir weiter, nachdem wir abmarschiert sind, kamen, sind sie erschossen worden und an Ort und Stelle auf dem jüdi..auf dem christlichen Friedhof begraben worden. 43 00:05:35,667 --> 00:05:37,999 Das war, das ist mir später bekannt geworden. 44 00:05:38,000 --> 00:05:50,732 Wir sind weitermarschiert bis, wie gesagt von Donnerstag, bis wir so Freitag Nachmittag nach Neunburg vorm Wald ankamen. 45 00:05:50,733 --> 00:05:56,832 Es hat angefangen zu regnen, als wir marschierten ja, es war April, wir sind durchnässt worden. 46 00:05:56,833 --> 00:06:07,999 Freitag, Donnerstag auf Freitag ruhten wir einige Stunden an der Seite der Chaussee, an, auf dem Boden und kamen wie gesagt Freitag Nachmiitag nach Neunburg vorm Wald an. 47 00:06:08,000 --> 00:06:11,999 Wir verliessen Flossenbürg am Sonntag ohne jeglichen Proviant. 48 00:06:12,000 --> 00:06:16,799 Wir haben nichts zu essen bekommen während der ganzen Tage, so dass das erste Mal als wir nach Neunburg kamen.. 49 00:06:16,800 --> 00:06:32,732 Scheinbar ist dort, ist dort bekannt worden, dass wir, dass ein Transport unterwegs ist, hat uns erwartet auf einem, auf einem Pferdewagen, einem Leiterwagen, ja, einige Fässer mit gekochten Kartoffeln. 50 00:06:32,733 --> 00:06:40,499 Kann ich mich genau erinnern. Wir bekamen jeder, jeder bekam eine Portion und haben uns weiter gruppiert und marschierten dann weiter. 51 00:06:40,500 --> 00:06:49,532 Das war Freitag Nachmittag, Freitag auf Samstag wir marschierten weiter mit der Landstraße, Richtung kannte ich nicht. 52 00:06:49,533 --> 00:07:08,166 Wir kamen Freitag, Samstag Nachmittag kamen wir dann irgendein Dorf an und fanden dort Quartier in Scheunen bei Bauern, durchnässt bis auf die, bis auf die Knochen, und blieben dort bis Montag früh. 53 00:07:08,167 --> 00:07:11,832 Montag früh den 23. April.. 54 00:07:11,833 --> 00:07:18,999 Am 23. April hieß es dann raus und wir gruppierten uns und gingen und der Marsch ging weiter. 55 00:07:19,000 --> 00:07:28,766 Das Charakteristische war, dass bis Samstag Nachmittag sind wir marschiert mit Landstraße, der Landstraße entlang. 56 00:07:28,767 --> 00:07:33,966 Aber am Montag früh haben wir eingeschlagen in einen Wald und sind durch den Wald gegangen. 57 00:07:33,967 --> 00:07:41,666 Das war mir, ich will nicht sagen, es war mir, es kam mir komisch vor, aber das war der Fakt. 58 00:07:41,667 --> 00:07:54,032 Wir kamen dann, wir sind dann marschiert durch den Wald ca. 2 Stunden bis wir vor uns die Lichtung des Waldes sahen. 59 00:07:54,033 --> 00:07:56,699 Das heißt, das Ende des Waldes. 60 00:07:56,700 --> 00:08:03,732 Dann hieß es auf einmal halt, wir Häftlinge mussten die, das Gepäck der SS-Leute tragen. 61 00:08:03,733 --> 00:08:09,266 Wie gesagt, es hieß "halt" und die SS-Leute wurden zurückgerufen in das Innere des Waldes. 62 00:08:09,267 --> 00:08:16,766 Daraufhin instinktiv gingen wir vorwärts und sahen uns befreit. 63 00:08:16,767 --> 00:08:32,266 Wir gingen dann aus dem, wir kamen aus dem Wald raus, ich war mit noch zwei Kameraden, wir hielten uns zusammen und wir gingen auf ein, das erste Bauernhaus zu und es fielen Schüsse aus diesem Haus. 64 00:08:32,267 --> 00:08:37,832 So dass wir den Weg auf der anderen Seite einschlugen, nach links. 65 00:08:37,833 --> 00:08:49,799 Wir kamen dann nach links auf einen gewissen Feldweg, das kann ich mich noch genau erinnern, ein Feldweg der im Laufe des Weges äh durch eine Mulde führte. 66 00:08:49,800 --> 00:08:53,099 Auf beiden Seiten erhoben sich zwei, zwei Felder. 67 00:08:53,100 --> 00:09:00,332 Das heißt, die Felder erhoben sich auf der anderen Seite, äh auf beiden Seiten, und wir führ.. wir gingen auf diesem Feldweg den Feldweg entlang. 68 00:09:00,333 --> 00:09:20,699 Bis wir dann wieder nach oben kamen und vor uns zwei Männer sahen in einer Entfernung von ca 50, 60 Meter und einer war in Uniform, SS-Mann, hielt in der einen Hand eine Handgranate und in der anderen Hand ein Gewehr. 69 00:09:20,700 --> 00:09:23,332 Und neben ihm stand ein Bauer. 70 00:09:23,333 --> 00:09:36,666 Der SS-Mann ruft uns, dass wir näherkommen. Mussten dann, wir näherten uns und er fragte uns in äh, in gebrochenem Deutsch, ich hab's gleich gemerkt, woher wir kamen. 71 00:09:36,667 --> 00:09:40,932 Es hat sich herausgestellt, es war ein Ukrainer in SS-Uniform. 72 00:09:40,933 --> 00:09:48,932 Und da sagten wir, wir kommen aus Flossenbürg, wir sind mit dem Transport am Sonntag abgefahren und kamen dann bis hierher und dann befreit worden. 73 00:09:48,933 --> 00:10:04,166 Nachher hat sich herausgestellt, dass dieser SS-Mann auch aus Flossenbürg stammt, aber mit einem späteren Transport Flossenbürg verlassen hat und am Abend vorher bei einem, bei einem Bauern in diesem Dorf einquartiert wurde. 74 00:10:04,167 --> 00:10:13,466 Am anderen Morgen als er aufstand, sah er sich verlassen, hat niemanden vorgefunden und durch uns hat er die erste Information bekommen wie die Lage aussah. 75 00:10:13,467 --> 00:10:26,499 Daraufhin hat er die Granate entsichert und hat die einzelnen Teile in einen, entweder in einen Weiher oder in einen Brunnen, der neben ihm war, geworfen. 76 00:10:26,500 --> 00:10:41,066 Daran kann ich mich nicht genau erinnern. Und hat die Wahrheit wahrgenommen, wahrgenommen die Situation, und hat das Weite gesucht. 77 00:10:41,067 --> 00:10:49,332 Und der Bauer fragte noch vorher ob er uns reinnehmen kann ins Haus und der Bauer sagte, und der SS-Mann sagte "Ja" und wir kamen zu dem Bauern ins Haus. 78 00:10:49,333 --> 00:10:58,732 Zu dritt waren wir und er hat uns, hat uns zu essen gegeben. Das war das erste, ja, das war gegen Mittag. 79 00:10:58,733 --> 00:11:02,999 Zwei, drei Stunden später hörten wir ein Geratter, ein Geratter.. 80 00:11:03,000 --> 00:11:21,766 Denn vor uns, vor dem Haus war eine große, ein großes Feld oder eine Wiese und nachher die Straße, eine Landstraße und kamen die ersten, die ersten Amerikaner, Tanken, an aber hielten nicht, sondern gingen, fuhren vorbei und fuhren dann weiter nachher die Straße Richtung Cham. 81 00:11:21,767 --> 00:11:25,932 Das Dorf, wo wir befreit worden sind, war Stamsried. 82 00:11:25,933 --> 00:11:26,999 IV: Stamsried. 83 00:11:27,000 --> 00:11:32,499 SB: Stamsried. Bei diesen Bauern, der Bauer hat uns bewirtet. 84 00:11:32,500 --> 00:11:54,332 Wir waren bei ihm ca. 18 Tage bis wir bissel zu Kräften kamen und nachdem wir hörten, dass nicht weit von uns, nicht weit von dort in Cham eine Gruppe von den Häftlingen sei, haben wir gesagt, dass wir nach Cham gehen. 85 00:11:54,333 --> 00:11:58,332 Und wir haben uns bedankt und verabschiedet und gingen dann Richtung Cham. 86 00:11:58,333 --> 00:12:09,266 Ich komme jetzt zurück nach Stamsried. Wie gesagt, im vorigen Jahr als ich hier in Flossenbürg war, auf dem Heimweg.. 87 00:12:09,267 --> 00:12:14,699 Denn wir waren damals in Bad Wörishofen, ich bin nach Bad Wörishofen nachher gekommen.. 88 00:12:14,700 --> 00:12:27,699 Hab' ich den Chauffeur gebeten durch Stamsried zu fahren und in, im Gedächtnis bei mir lag im Hinterkopf der Name des Bauers. Aber ich war mir dessen nicht sicher. 89 00:12:27,700 --> 00:12:42,499 Wir kamen nach Stamsried an und, und wollte nach dem Bauern fragen aber weit und breit, weit und breit sahen wir niemanden auf der, auf der Fläche. 90 00:12:42,500 --> 00:12:52,166 Ich ging in ein Haus rein, ging in den Stall, hab' gerufen, niemand meldete sich, ging in das zweite Haus dasselbe. 91 00:12:52,167 --> 00:13:08,699 Hab' ich nun resigniert und sagte, wir werden nach Hause fahren. Ich ging, als wir dann noch einsteigen wollten, kam ein Auto vorbei, hielt, und es trat eine, eine junge Dame steigte aus mit einer Thermosflasche in der Hand und da fragte ich sie ob sie aus Stamsried stammt. 92 00:13:08,700 --> 00:13:16,866 Sagte sie: Nein, sie ist nicht aus Stamsried, aber ihr Schwiegervater, der hier auf der Baustelle arbeitet, er stammt aus Stamsried, er wird mir Auskunft geben können. 93 00:13:16,867 --> 00:13:23,066 Also wir gingen zu dem Schwiegervater und ich fragte ihn nach dem Namen des Hofes und das war der Staunershof. 94 00:13:23,067 --> 00:13:25,966 Das lag mir im Gedächtnis, aber ich war mir dessen nicht sicher. 95 00:13:25,967 --> 00:13:34,099 Sagte er, "Ja", existiert, aber auf der anderen Seite des Dorfes und er zeigt uns den Weg, wie wir hinkommen sollten. 96 00:13:34,100 --> 00:13:50,999 Und wir haben dort die richtige Richtung eingeschlagen, nach verschiedenen Fragen kamen wir dort an und hat dann.. haben wir dann getroffen den, den Schwiegersohn dieses Bauern. 97 00:13:51,000 --> 00:14:11,832 Der Bauer lebte nicht mehr, und er sagte, "Ja", der Bauer, der Vater, Schwiegervater hat immer erzählt, dass bei Kriegsende hat er hier einige Häftlinge bewirtet und hat denen das erzählt und da sagt' ich ihm noch, dass wir, dass wir wollen uns bedanken und ich kann mich noch erinnern, dass wir im Stall geschlafen haben diese Nächte. 98 00:14:11,833 --> 00:14:17,499 Ich will nicht irgendwie, ich will nicht beschuldigen, ja, ganz im Gegenteil. 99 00:14:17,500 --> 00:14:20,232 Es war sehr angenehm, wir hatten Decken und es war sehr warm. 100 00:14:20,233 --> 00:14:33,366 Und da ging ein Enkel von dem, von dem Inhaber des Hauses ging dann rein und brachte mir ein Bild von dem Stall, das authentische Bild, ich hab's bei mir, und er sagte "In diesem Stall habt ihr geschlafen." 101 00:14:33,367 --> 00:14:35,099 Sag' ich, "Ja", so sah es aus. 102 00:14:35,100 --> 00:14:39,066 Also, wie gesagt, das war die Geschichte. 103 00:14:39,067 --> 00:14:53,666 Nachher als wir nach Cham kamen, das war schon nach der Befreiung, ja, der Krieg war noch nicht zu Ende, wohnten wir einige Zeit in Cham, wie gesagt, weiterzuerzählen.. die Fortsetzung? 104 00:14:53,667 --> 00:14:54,999 IV: Ja! 105 00:14:55,000 --> 00:15:05,366 SB: Wir.. als wir nach Cham kamen, suchten wir ein Quartier, wir hatten keins, und fanden ein offenes Gasthaus. 106 00:15:05,367 --> 00:15:10,666 Die Türen waren offen, gingen ins Gasthaus rein, gingen in die Küche, suchten zu essen. 107 00:15:10,667 --> 00:15:18,866 War kein Essen da, aber wir fanden ein aufgeräumtes Zimmer, mit gemachten Betten, weiss bezogen. 108 00:15:18,867 --> 00:15:24,132 Das war etwas ganz Neues für uns. Und am anderen Morgen gingen wir dann in die Stadt. 109 00:15:24,133 --> 00:15:28,932 Ich glaub', wir waren eins oder zwei Nächte in diesem Hotel bis dann.. 110 00:15:28,933 --> 00:15:38,566 Dann kamen drei Männer, der Bürgermeister von Cham, die zweite Person war der Inhaber des Gasthauses und ein Militärmann. 111 00:15:38,567 --> 00:15:50,099 Und sagte uns der Bürgermeister, stellte uns den Inhaber des Gasthauses vor, er will das wieder in Besitz nehmen, und sage ich: "Wo werden wir einquartiert?" 112 00:15:50,100 --> 00:15:57,099 Sagte er: "Nicht weit von Cham befindet sich ein Fliegerhorst und dort können wir Quartier bekommen." 113 00:15:57,100 --> 00:16:02,966 Also wir waren einverstanden, wir hatten keinen anderen Ausweg und wir wurden, fahren dann nach dort. 114 00:16:02,967 --> 00:16:23,432 In diesem Horst, in diesem Fliegerhorst, gruppierten sich meistens Zwangsarbeiter, die zur Zwangs.. aus Europa, die zur Zwangsarbeit in Deutschland gearbeitet haben und die wurden dort gruppiert und nachher jeder in sein Heimatland zurückgeschickt. 115 00:16:23,433 --> 00:16:35,799 Wie gesagt, wir waren, dass.. Als wir Flossenbürg verließen am Sonntag waren wir der erste Transport, der Flossenbürg verließ, der nur aus Juden stammte. 116 00:16:35,800 --> 00:16:50,999 In, wie gesagt, in diesem Fliegerhorst hieß es dann, dass die Juden in ein spezielles Lager kommen und von dort aus nach Polen, nach Polen abtransportiert, jeder in seine Heimat. 117 00:16:51,000 --> 00:16:57,832 Wir alle protestierten, auch diejenigen die aus Polen stammten. Die meisten stammten aus Polen, ich nicht, ich stamme aus Deutschland. 118 00:16:57,833 --> 00:17:07,999 Die meisten stammten aus Polen, sagten, wir fahren, wir haben keine Heimat mehr in Polen, wir haben niemanden, wir haben keine Angehörigen in Polen. Unser Ziel ist Palästina. 119 00:17:08,000 --> 00:17:15,332 Alles hat nichts geholfen. Nach einigen Tagen wurden wir in ein Lager gebracht nach Hohenfels. 120 00:17:15,333 --> 00:17:21,999 Hohenfels war ein Gefangenenlager, das aus.., wo ausschließlich Polen waren. 121 00:17:22,000 --> 00:17:28,799 Polnische Zwangs-, Zwangsarbeiter ehemalige. Und wir wurden dort aufgenommen. 122 00:17:28,800 --> 00:17:32,666 Die Aufnahme durch die Polen war nicht sehr freundlich aber das ist Nebensache. 123 00:17:32,667 --> 00:17:43,499 Und das Lager, das Lager war umzäunt, das Lager war geschlossen, man durfte das Lager nicht verlassen, nur mit Erlaubigung. 124 00:17:43,500 --> 00:17:48,066 Aber wir suchten irgendwie das Lager zu verlassen. 125 00:17:48,067 --> 00:17:56,566 Wir waren eine kleine Gruppe von Juden, und es gelang uns bei Nacht das Lager auf heimlichem Weg zu verlassen. 126 00:17:56,567 --> 00:18:03,366 Und ich persönlich kam nach Schwandorf, das war gegen Ende Mai. 127 00:18:03,367 --> 00:18:11,999 Und habe mich dann in Schwandorf, wie gesagt, niedergelassen und wohnte in Schwandorf bis Mitte '47. 128 00:18:12,000 --> 00:18:24,332 Mitte '47 verließ ich dann Schwandorf auf dem Wege nach Palästina, zu aller Anfang illegal, von Schwandorf nach, über die Grenze nach Österreich, von Österreich nach Italien. 129 00:18:24,333 --> 00:18:28,566 Aber in Italien kamen wir dann im Sommer, im Sommer '47 an. 130 00:18:28,567 --> 00:18:49,999 Und das war schon, das war vor der Stimmung, dass Abstimmung sein sollte, was mit der, was mit den Geretteten der Shoah geschehen soll und das war dann die Abstimmung in Lake Success am 29. November '47. 131 00:18:50,000 --> 00:19:09,999 Dass über die Gründung des Palästina-Staates, des Israel-Staates, bestimmten, so dass wir dann schon in Italien blieben bis Ende '48. November '48, kamen wir legal, wie gesagt nach, nach Israel. 132 00:19:10,000 --> 00:19:16,132 Inzwischen haben wir ein, in Italien geheiratet, meine Frau habe ich noch in Deutschland kennen gelernt, in Schwandorf. 133 00:19:16,133 --> 00:19:26,899 Meine Frau kam aus einer anderen Richtung. Meine Frau war nicht im Lager, sie war in Russland, aber wir haben uns in Deutschland kennen gelernt, wie gesagt, und nachher auf dem Weg in Italien geheiratet. 134 00:19:26,900 --> 00:19:29,632 IV: Und sie leben seit dem.. 135 00:19:29,633 --> 00:19:33,632 SB: Seit dem lebe ich in Israel. 136 00:19:33,633 --> 00:19:35,866 IV: Sie haben ja eine sehr gute Erinnerung. 137 00:19:35,867 --> 00:19:53,199 SB: Wir haben eine frische, eine neue Generation aufgestellt, wir beide, ja, wir haben zwei Söhne, ein Sohn ist schon 59 Jahre und der andere wurde im vorigen Monat 50 Jahre alt. 138 00:19:53,200 --> 00:20:01,999 Und Enkelkinder, vorgestern Abend, vorgestern Abend, bevor wir abfuhren.. 139 00:20:02,000 --> 00:20:08,399 Das war gegen 12 uhr nachts, wir sind gegen sechs Uhr früh abgefahren aus Tel Aviv. 140 00:20:08,400 --> 00:20:13,332 Zwölf Uhr nachts bekamen wir noch ein Telefon von einem Sohn, dass ihm ein Enkelkind geboren wurde. Das heisst.. 141 00:20:13,333 --> 00:20:15,066 IV: Herzlichen Glückwunsch! 142 00:20:15,067 --> 00:20:18,366 SB: Danke. Uns das dritte Urenkel. 143 00:20:18,367 --> 00:20:29,566 Ich habe einen, der älteste Enkelsohn ist, der schon zwei Kinder hat, ja, er ist 32 Jahre alt, ist heute Leutnant beim Israel Militär. 144 00:20:29,567 --> 00:20:56,732 Vor einem Monat waren wir zugegen in Haifa, im Technion auf Einladung vom Technion, wo über 700, 700 Schüler das zweite, das heißt, äh nun, zweiten Titel, äh mir entfallen.. 145 00:20:56,733 --> 00:20:58,332 IV: Magister.. 146 00:20:58,333 --> 00:21:24,999 SB: Magistertitel bekam, ja. Unter denen war auch mein Enkelsohn und das Bild, das wir sahen als der Sohn, als der Enkel auf die Bühne kam in Uniform und die Urkunde ausgehä.. ihm die Urkunde ausgehändigt wurde. 147 00:21:25,000 --> 00:21:36,232 Was war ein grösseres Glück für uns, ja, als wir diesen Moment die ganze Vergangenheit uns durch den Kopf gingen ließen, gehen ließen. Das war's. 148 00:21:36,233 --> 00:21:42,899 Übrigens, um nochmals auf die Befreiung zurückzukommen, ja.. 149 00:21:42,900 --> 00:21:52,799 Wie gesagt, wir haben Flossenbürg verlassen, das mir später bekannt worden, dass Richtung Dachau in Schwarzenfeld.. 150 00:21:52,800 --> 00:22:05,066 Als wir sahen, dass wir per Bahn nicht mehr nach Dachau kommen konnten, den Weg weiter zu Fuß machten und am Montag den 23. den Weg durch den Wald ein-, einschlugen. 151 00:22:05,067 --> 00:22:17,999 Hat sich nachher herausgestellt, das Ziel war, die Bombentrichter, die vorkamen, waren, bis an die Bombentrichter zu kommen und dort sollten wir erschossen werden. 152 00:22:18,000 --> 00:22:27,199 Also wie gesagt, uns war das Glück beschieden, das wir ca. zwei bis drei Gehstunden vor diesen Bombentrichtern befreit wurden. 153 00:22:27,200 --> 00:22:32,966 IV: Das heißt, Sie haben sich ja an sich selber befreit. Die SS hat sich doch zurückgezogen und.. 154 00:22:32,967 --> 00:22:34,832 SB: Die SS hat sich zurückgezogen.. 155 00:22:34,833 --> 00:22:39,566 Wieder dasselbe, ich hatte was im Gedächtnis, war mir dessen nicht sicher. 156 00:22:39,567 --> 00:22:56,332 Was mir jetzt durch Herrn Ulrich bestätigt worden war, dass es ja der Fall war. Wir, wie gesagt, wir sind befreit worden an diesem 23. und einige Gruppen, einige Gruppen sind bei Bauern in der Umgebung untergekommen. 157 00:22:56,333 --> 00:23:18,132 Bei einem Bauern soll am Abend nach der Befreiung, sollen SS-Leute reingekommen sein, die Befreite versammelt haben und wie gesagt einer auf den zweiten gelegt haben und so durchschossen haben, um noch an Munition, um an Munition zu sparen. 158 00:23:18,133 --> 00:23:27,366 Ich war mir dessen nicht sicher und ich hab's, hab' Herrn Ulrich gefragt ob es wahr ist, sagt er "Ja", er hat's mir bejaht, das war der Fakt. 159 00:23:27,367 --> 00:23:29,499 IV: Aber das haben Sie auch nur gehört. 160 00:23:29,500 --> 00:23:31,132 SB: Das hab' ich gehört, das war nicht bei uns. 161 00:23:31,133 --> 00:23:36,332 Denn wir waren bei diesem Bauern, wo wir waren im Staunershof, waren wir nur zu dritt. 162 00:23:36,333 --> 00:23:41,599 Ja, und wie gesagt, wir waren, nein, entschuldigen Sie, wir waren zu viert. Es war nachher noch jemand da. 163 00:23:41,600 --> 00:23:47,399 Wir waren damals zu viert und waren dort ca. 8 bis 10 Tage, bis wir diesen Staunershof verlassen haben. 164 00:23:47,400 --> 00:23:51,966 IV: Was hatten Sie denn für.. Sie haben ja auch noch in Schwandorf gelebt später. 165 00:23:51,967 --> 00:23:52,399 SB: Ja. 166 00:23:52,400 --> 00:24:00,866 IV: Was hatten Sie.. Was für ein Gefühl hatten Sie denn, wie jetzt plötzlich die Leute nach Kriegsende mit Ihnen auch als ehemaligem Häftling umgegangen sind. 167 00:24:00,867 --> 00:24:12,999 SB: Ich will mal was sagen. Ich bin leid.. Bei mir, mir persönlich ja hat der Krieg nicht '39 angefangen, sondern '33. 168 00:24:13,000 --> 00:24:20,999 Ich kann mich schwach erinnern, aber nachher hab' ich es verarbeitet in der Erinnerung, als Hitler zur Macht kam. 169 00:24:21,000 --> 00:24:38,699 Ich bin in Deutschland geboren, hab', in Köln, hab' in Köln die Schule besucht, hab' in Köln die Volksschule absolviert, hab' in Köln die Reichskristallnacht mitgemacht und war bis circa vor Ausbruch des Krieges in Köln. 170 00:24:38,700 --> 00:24:43,666 Und bin gleich darauf von meinen Eltern geschieden worden.. 171 00:24:43,667 --> 00:24:49,499 Ich kam ins Lager und ich hatte noch einen 6 Jahre jüngeren Bruder, der mit meinen Eltern blieb. 172 00:24:49,500 --> 00:24:59,366 Und seit dem habe ich keine Nachricht mehr, nicht mehr von den Eltern bekommen, so dass ich 100 prozentig sicher bin, dass meine Eltern und mein Bruder umgekommen sind. 173 00:24:59,367 --> 00:25:06,266 IV: Und Sie waren ganz allein.. Vielleicht erzählen Sie mal was Sie dann sozusagen für einen Weg gemacht haben bis Sie hier in Flossenbürg gelandet sind. 174 00:25:06,267 --> 00:25:15,899 SB: Eh. Ich war zu aller Anfang war ich in Polen in Arbeitslagern und wir haben.. 175 00:25:15,900 --> 00:25:20,199 Wie gesagt in einem Arbeitslager, kein Konz.. kein Konzentrationslager.. 176 00:25:20,200 --> 00:25:28,766 Aber die Bedingungen waren, ich will nicht sagen, dass im Konzentrationslager gute Bedingungen waren, aber noch schlimmer als im.. 177 00:25:28,767 --> 00:25:46,832 Die Firma bei denen wir arbeiteten, das war eine Baufirma aus Mörfelden bei Frankfurt, die hieß Firma Fischer und haben in Polen direkt nach Ende des Krieges.. 178 00:25:46,833 --> 00:25:59,966 In Polen hat der Krieg ja nicht lange gedauert, in Polen war nach drei Wochen war zu Ende des Krieges, haben in Polen verschiedene Arbeiten unternommen, so wie Wälder ausroden, und so weiter und so fort. 179 00:25:59,967 --> 00:26:07,499 Ich habe dann im Wald gearbeitet bei dieser Firma, die ein, die Lager gegründet haben in Polen. 180 00:26:07,500 --> 00:26:20,466 Ja, waren, wie gesagt, Arbeitslager, aber die Bedingungen waren furchtbar. Die Bedingungen waren furchtbar und wie gesagt, wir haben.. 181 00:26:20,467 --> 00:26:22,066 IV: Wie alt waren Sie da? 182 00:26:22,067 --> 00:26:29,432 SB: Ich bin, als der Krieg ausbrach, als der Krieg ausbrach, das war '39, war ich 14 Jahre alt. Ich bin '25 geboren. 183 00:26:29,433 --> 00:26:31,999 IV: Ja. dann haben Sie also mit 14 angefangen als.. 184 00:26:32,000 --> 00:26:38,866 SB: Mit 14 da hab' ich angefangen als Zwangsarbeiter zu arbeiten und diejenigen die fielen, fielen. 185 00:26:38,867 --> 00:26:50,332 Das Reservoir, das Menschenreservoir, ja, war groß, war kein Problem, frisches Menschenreservoir, äh, Reserve zu bringen um die Arbeitkräfte auszunutzen. 186 00:26:50,333 --> 00:26:55,299 IV2: Darf ich noch kurz fragen, Herr Brückner, wie sind Sie denn eigentlich von Köln nach Polen gekommen. Wie ist das abgelaufen? 187 00:26:55,300 --> 00:26:55,666 SB: Bitte? 188 00:26:55,667 --> 00:26:57,866 IV2: Wie sind Sie von Köln nach Polen gekommen? 189 00:26:57,867 --> 00:27:10,166 SB: Meine Eltern waren polnische Staatsbürger. Meine Eltern sind in Polen geboren und kamen als Kinder und wenn ich sage als Kinder, Ende des 19. Jahrhunderts, Anfang des 20. Jahrhunderts, kamen nach Köln. 190 00:27:10,167 --> 00:27:22,099 Ja, wie gesagt, mein.. Seitens meiner Mutter ja drei, drei Brüder waren im 1. Weltkrieg, zwei sind nach Hause gekommen und einer fiel. 191 00:27:22,100 --> 00:27:33,166 Und sein Name ist eingraviert auf dem Gedenkstein in Köln auf dem Friedhof, dem jüdischen Friedhof, der noch existiert in Bocklemünd, ja. 192 00:27:33,167 --> 00:27:47,332 Sowie Großmutter von mir und ein Onkel, der auch im Krieg war, aber nach dem Krieg gestorben ist, in Köln begraben worden, die sind nach dem Krieg, nach dem ersten Weltkrieg in Köln gestorben. 193 00:27:47,333 --> 00:27:53,166 Noch zum Le.. zur Zeit von Hitler. Ich bin in Köln geboren, wie gesagt 1925. 194 00:27:53,167 --> 00:27:54,999 IV: Können Sie das bitte wieder der Kamera erzählen? 195 00:27:55,000 --> 00:28:14,199 SB: Ich bin in Köln geboren und hab' wie gesagt in Köln die jüdische Volksschule besucht und kam dann ca. vier Wochen vor Ausbruch des Krieges, kam ich nach Polen. 196 00:28:14,200 --> 00:28:23,066 Den Ausbruch des Krieges hab' ich in Polen mitgemacht, in Krakau. 197 00:28:23,067 --> 00:28:30,932 Ich hatte in Israel, hatte ich damals schon zwei Schwestern, die vor dem Krieg nach Israel kamen. 198 00:28:30,933 --> 00:28:38,166 Eine Schwester kam noch '39, noch '33 gleich bei Ausbruch, gleich als Hitler zur Macht kam, kamen die, die hatte in Düsseldorf gewohnt. 199 00:28:38,167 --> 00:28:46,499 Ich wohnte in Köln und meine zweite Schwester kam zwei Jahre später nach Israel. 200 00:28:46,500 --> 00:28:54,732 1935 sollten wir, hatten wir die Möglichkeit nach Israel zu kommen. 201 00:28:54,733 --> 00:28:56,499 IV: Die ganze Familie.. 202 00:28:56,500 --> 00:29:00,266 SB: Die ganze Familie. Wir hatten damals in Köln ein Anwesen, wohnten wir noch. 203 00:29:00,267 --> 00:29:04,499 Aber wie gesagt es waren einige Umstände da. 204 00:29:04,500 --> 00:29:29,332 Erstens die, meine Eltern betrieben ein Kolonialwarengeschäft in Köln und die Lieferanten waren meistens alle fast, fast alle Deutsche und haben auf meine Eltern eingewirkt, das Land nicht zu verlassen, denn die Lage muss, kann nicht weiter so bleiben. 205 00:29:29,333 --> 00:29:33,499 Sie muss irgendwie mal ein Ende nehmen. Wir müssten aber nur durchhalten können, ja. 206 00:29:33,500 --> 00:29:44,399 Anders war, ich, ich war damals circa 10 jahre alt, das war ja '35. Mein Bruder war vier und die Lage in Israel war nicht sehr rosig. 207 00:29:44,400 --> 00:29:49,999 So dass meine Eltern wie gesagt noch aufge.. die Fahrt nach Israel aufgeschoben haben. 208 00:29:50,000 --> 00:29:53,999 Wir hatten damals schon.. '35 hatten wir unser Zertifikat, wir konnten nach Israel kommen. 209 00:29:54,000 --> 00:29:56,332 IV: Und die Schwestern wurden sozusagen geschickt. 210 00:29:56,333 --> 00:29:59,466 SB: Die Schwestern fuhren freiwillig nach Israel. 211 00:29:59,467 --> 00:30:08,699 Und wir als, wir mit den Eltern, als wir noch als kleine Kinder.. Haben die Eltern gesagt, wenn ja, dass wir noch ein bissel ranwachsen sollen, dann nach Israel kommen. 212 00:30:08,700 --> 00:30:14,399 Aber als dann, als dann nach der Kristallnacht.. 213 00:30:14,400 --> 00:30:23,999 Im Jahre 1939 am 9. November, Sie wissen um was es sich handelt, da waren wir noch in Köln. 214 00:30:24,000 --> 00:30:31,332 Da haben wir gesagt, SOS, SOS alarmiert nach Israel, da sind meine Eltern.. 215 00:30:31,333 --> 00:30:40,332 Und die Einwanderungsquote nach Israel war beschränkt, so dass wir warten mussten bis wir an die Reihe kamen. 216 00:30:40,333 --> 00:30:45,599 Inzwischen ist der Krieg ausgebrochen und Alles hat sich gewendet. 217 00:30:45,600 --> 00:31:06,332 Was ja, ich eh, was uns noch gelang, ein Teil unseres, unseres Hausrats aus Köln nach Israel, oder nach damalige Palästina zu schicken, denn wir waren, wir waren auf der Warte nach Israel zu fahren, ja, und die Sachen sind angekommen. 218 00:31:06,333 --> 00:31:28,999 Waren bei meiner Schwester und ich als einziger Überlebender habe dann die Sachen bekommen, als einzelne, als Andenken habe ich verschiedene zum Teil Fotobilder aus meiner Schulzeit in Köln, so wie Schulen, die ich besucht habe, die noch heute existiert und noch verschiedene Einzelheiten von Familiengegenständen. 219 00:31:29,000 --> 00:31:33,532 IV: Mmh. Ich würde den Faden mal wieder gerne aufnehmen wo wir stehengeblieben sind und zwar in dem.. 220 00:31:33,533 --> 00:31:36,099 CM: Dann machen wir hier ein Break jetzt.. 221 00:31:36,100 --> 00:31:36,733 IV: Ok.