1 00:00:00,567 --> 00:00:06,632 IV: Ich hätte eine Frage: (???) 2 00:00:06,633 --> 00:00:16,999 BD: Wir haben aus Flossenbürg keine Briefe geschrieben. Die Polen haben keine Briefe geschrieben. Es war nur in Dachau möglich. Ich machte das einige Male, als ich dort war. 3 00:00:17,000 --> 00:00:29,832 Ich war in Dachau nicht die ganze Zeit bis zur Befreiung. Ich wurde in einem anderen Lager befreit. Ich habe etwas geschrieben und bekam eine kurze Antwort zurück. 4 00:00:29,833 --> 00:00:41,866 Die Front war nämlich schon da und die Sowjets waren bereits in Polen. Ich bekam vier oder fünf Briefe. 5 00:00:41,867 --> 00:00:47,599 Aus Dachau konnte man noch schreiben. In Flossenbürg hat man überhaupt nicht geschrieben. 6 00:00:47,600 --> 00:00:50,066 IV: Sie wussten also nichts? 7 00:00:50,067 --> 00:00:52,532 BD: Nein, ich habe nichts gewust. 8 00:00:52,533 --> 00:01:04,799 IV: (???) 9 00:01:04,800 --> 00:01:04,799 (???) 10 00:01:04,800 --> 00:01:21,199 BD: Als ich in Dachau war, war ich sehr jung. Da hat mir ein Schriftsteller, Białoskórski, geholfen. Er war von Anfang an inhaftiert und hatte eine niedrige Häftlingsnummer 1800 oder so. 11 00:01:21,200 --> 00:01:34,232 Er war seit 1939 dort und somit einer der ersten Häftlinge. Er hat sehr gut Deutsch gesprochen. Er arbeitete in einem der Kommandos. Er hat mir ein bisschen geholfen. 12 00:01:34,233 --> 00:01:47,699 Später war es aber... Es waren auch Priester inhaftiert, die Pakete bekommen haben. Es gab den Pastor Lucer aus Lublin, 13 00:01:47,700 --> 00:02:04,432 der sich etwas um mich gekümmert hat. Mein Name hat ihn interessiert. Die Priester haben auch nicht viel zu Essen bekommen. Trotzdem kriegte ich etwas aus seinem Paket ab. 14 00:02:04,433 --> 00:02:20,866 Er teilte seine Lebensmittel mit mir. Ansonsten gab es keine Möglichkeit, irgendetwas zu bekommen. Und Hilfe? Alle haben kleine Rationen bekommen, so dass man mit Essen nicht helfen konnte. 15 00:02:20,867 --> 00:02:36,399 Es war nur möglich, wenn jemand wirklich Lebensmittelpakete erhielt. Es gab eine Periode, in der das möglich war. Aber auch nicht für alle. Ansonsten war es schwierig. 16 00:02:36,400 --> 00:02:49,332 Jeder wollte überleben. Jeden Tag führten wir einen Kampf ums Überleben. Falls es möglich war, versuchte man, einem anderen etwas zu helfen. 17 00:02:49,333 --> 00:03:03,232 Aber wie gesagt: Es waren kleine Sachen, denn wir hatten dort alle die gleichen Rechte. 18 00:03:03,233 --> 00:03:50,999 IV: {Übersetzung und Rücksprache mit MA} 19 00:03:51,000 --> 00:04:04,132 MA: Waren Sie der einzige in der Familie, der betroffen durch die Verfolgung war oder sind auch andere durch den Faschismus in diese Maschinerie geraten? 20 00:04:04,133 --> 00:04:28,332 Wie haben die anderen diesen Krieg überlebt oder auch nicht? 0 --> BD: Zu Hause versteckten sich mein Vater und mein Bruder während des ganzen Krieges. Später war mein Vater im Untergrund aktiv. Das war der Grund, warum sie meinen Vater abholen wollten. 22 00:04:38,967 --> 00:04:51,932 Noch während der Aufteilung Polens im I. Weltkrieg gehörte er zu POW, einer Polnischen Militär-Organisation, die im I. Weltkrieg gegründet wurde. 23 00:04:51,933 --> 00:05:10,932 Später kämpfte er gegen die Bolschewiken und wurde zweimal verwundet. Nach dem Krieg war er in dieser Organisation tätig. Die Aktivisten wurden als erste verhaftet. 24 00:05:10,933 --> 00:05:22,932 Sie wurden als erste verhaftet, weil sie als Feinde angesehen wurden. Er versteckte sich bis zum Ende des Krieges. Das gleiche galt für meinen Bruder. 25 00:05:22,933 --> 00:05:41,399 Zu Hause... Meine Mutter... (???) Meine ganze Familie hat sich versteckt und wurde deswegen schikaniert. Sie haben es irgendwie überlebt. 26 00:05:41,400 --> 00:05:53,432 Diese Bedinugngen galten für alle. Der Unterschied war, dass ich im Lager war und es etwas schlechter hatte. 27 00:05:53,433 --> 00:05:54,199 IV: (???) 28 00:05:54,200 --> 00:06:12,266 BD: In meinem Haus ja. Mein Großonkel wurde, weil er Juden half, verhaftet. Er wurde in einem KZ inhaftiert. Er verlor dort seine Gesundheit, er wurde lungenkrank. 29 00:06:12,267 --> 00:07:24,499 IV: {Übersetzung und Rücksprache mit MA} 30 00:07:24,500 --> 00:07:32,066 MA: Jetzt noch zu der Situation im Lager, Sie waren in dem Lager in Flossenbürg, in Nürnberg, in Dachau. 31 00:07:32,067 --> 00:07:50,732 Da waren überall unterschiedliche Häftlingsgruppen: Zwangsarbeiter, Juden, Homosexuelle, Schwerverbrecher, Kriminelle. 32 00:07:50,733 --> 00:08:01,466 Sie gehörten zu den politischen Häftlingen. Wurden diese Gruppen unterschiedlich behandelt? War es für alle schwierig oder war es für die einen leichter als für die anderen? 33 00:08:01,467 --> 00:08:25,266 IV: Es gibt eine Frage zum Lageralltag. Sie können sich bestimmt an unterschiedliche Häftlingsgruppen erinnern: Politische, kriminelle Häftlinge (???) 34 00:08:25,267 --> 00:08:41,532 BD: Es waren unterschiedliche Gruppen, auch in den Baracken. In Dachau waren drei oder vier Baracken für Polen, zwei oder drei für Priester. 35 00:08:41,533 --> 00:09:02,099 Es gab Unterschiede in der Behandlung der Häftlinge je nach ihren Nationalitäten. Franzosen wurden anders als Polen oder Russen behandelt. 36 00:09:02,100 --> 00:09:13,899 Es war eine völlig unterschiedliche Behandlung. Es war interessant, denn Kapos, Blockschreiber oder Blockälteste hatten bestimmte Funktionen. 37 00:09:13,900 --> 00:09:31,132 Es waren größtenteils Kommunisten, die seit 1933 in Dachau inhaftiert waren. Wenn sie jemanden bestrafen wollten, dann in erster Linie Russen oder Polen. 38 00:09:31,133 --> 00:09:42,666 Allerdings ein Belgier, Franzose oder ein Anderer war schon etwas Besonderes. Da hat nicht mal der internationale Kommunismus geholfen. 39 00:09:42,667 --> 00:09:59,599 Es war leider so, dass wir zu der benachteiligten Gruppe gehörten. Auch waren wir diejenigen, von denen die meisten gestorben sind. Nehmen wir zum Beispiel Dachau. 40 00:09:59,600 --> 00:10:17,132 In Dachau wurden über 800 polnische Priester ermordet. Insgesamt waren es an die 1000 Priester aus ganz Europa. Also 80% oder 70% sind dort umgekommen, die meisten aus Polen. 41 00:10:17,133 --> 00:10:36,932 Das Resultat liegt auf der Hand. Ebenfalls gab es eine Frage der Behandlung in den Arbeitskommandos. Auch hier gab es Unterschiede in der Behandlung aufgrund der Nationalität. 42 00:10:36,933 --> 00:10:51,632 Heutzutage streben wir nach Gleichheit, aber es gibt Augenblicke im Leben, in denen es keine Gleichheit gibt. 43 00:10:51,633 --> 00:11:55,799 IV: {Übersetzung und Rücksprache mit MA} 44 00:11:55,800 --> 00:12:14,699 MA: (???) Was war das Schrecklichste? Ein Erlebnis oder grundsätzlich was war es in dieser Zeit? 45 00:12:14,700 --> 00:12:35,332 IV: Es gibt eine Frage: (???) Wie sehen Sie jetzt rückblickend auf das Erlebte? 46 00:12:35,333 --> 00:12:48,066 BD: Was war das Schlimmste? ... Als ich zum ersten Mal in ein KZ kam, war das die Russenwiese. 47 00:12:48,067 --> 00:13:07,732 Dort herrschten fürchterliche Bedingungen: Schlafen auf nackten Pritschen. Den ganzen Tag mussten wir laufen und Übungen machen. Es war eine Art Bestrafung. 48 00:13:07,733 --> 00:13:23,199 Wir sind in Vierrerreihen gelaufen und bekamen immer wieder zwei, drei oder fünf Stockhiebe. Es gab auch Pausen von 45 oder 50 Minuten, denn auch die Bewacher wurden müde. 49 00:13:23,200 --> 00:13:35,066 Diese unendlichen Schläge am Eingang in die Baracken. Wir hungerten drei Tage lang. Es war schrecklich. Ich war sehr jung damals, wie auch die anderen. 50 00:13:35,067 --> 00:13:50,232 Es gab einen Fall, dass meinem Transport eine Gruppe von polnischen Kriegsgefangenen von 1939 angeschlossen wurde. Sie haben etwas unterschrieben und konnten in Zivil sein. 51 00:13:50,233 --> 00:14:03,532 Sie arbeiteten in einer Fabrik, vielleicht in einer Elektrofabrik. Ich weiß nicht, warum sie das Lager verließen. In Nürnberg wurde der Transport für die Russenwiese vorbereitet. 52 00:14:03,533 --> 00:14:18,599 In den Gesprächen haben wir mitbekommen, dass es in Russenwiese Schläge gibt und es schrecklich ist. Und diese jungen Unteroffoziere aus der Vorkriegszeit erzählten uns, 53 00:14:18,600 --> 00:14:30,632 dass dies, was dort abläuft, im Vergleich zu ihren Erlebnissen, Kinderspiele sind. Als wir dort ankamen, war ich einer der ersten, denn mein Name beginnt mit D, Dębowski. 54 00:14:30,633 --> 00:14:43,732 Wir mussten mitzählen. Nach dem ersten Schlag haben wir keine Luft mehr bekommen. Die Bewacher waren Ukrainer, gesunde Männer. 55 00:14:43,733 --> 00:14:57,166 Ich habe 50 Schläge bekommen und wurde dabei ohnmächtig. Irgendwie wurde ich da rausgeholt und ich kam zu mir. 56 00:14:57,167 --> 00:15:13,032 Als ich endlich aufstehen konnte, sah ich diese jungen Offiziere gehen. Auch sie wurden wegen dem Zählen geschlagen. Nach ein paar Tagen waren sie ohnmächtig. 57 00:15:13,033 --> 00:15:25,399 Sie veränderten sich völlig. Die Bedingungen waren fürchterlich. Erst dann sah ich und es wurde mir bewusst, und ich konnte mich an das Gespräch erinnern. 58 00:15:25,400 --> 00:15:37,432 Als wir in dieses Lager fuhren und als ich dann diese Menschen sah, waren sie ganz anders. Viele waren so verändert.. Ich kann nicht sagen verwirrt... aber verändert. 59 00:15:37,433 --> 00:15:53,366 Trotz allem habe ich es überlebt, ich weiß nicht, wie ich das beschreiben soll. 60 00:15:53,367 --> 00:16:03,966 Ich hatte unvorstellbare Bedingungen, ich wurde typhuskrank und bin fast gestorben. Im KZ herrschten unglaubliche Verhältnisse. 61 00:16:03,967 --> 00:16:24,832 Wie gesagt, Lagererfahrungen sind nicht zu erzählen. Ich erzählte zu Hause nichts davon. Es sind Dinge, die man selbst erlebt und überlebt hat. 62 00:16:24,833 --> 00:16:36,966 Und ich kann andere nur warnen, dass so etwas nie wieder passiert. Die Menschen sind wirklich schrecklich. 63 00:16:36,967 --> 00:16:55,432 Wenn man so zurückblickt, dann kann man es nicht glauben. Es gibt kein Gewissen mehr, der Mensch verändert sich. Es gibt leider solche Menschen. 64 00:16:55,433 --> 00:18:47,399 IV: {Übersetzung und Rücksprache mit MA} 65 00:18:47,400 --> 00:19:00,199 MA: Wann, wo und wie sind Sie befreit worden sind? Wie das zu Ende ging? Wie haben Sie sich bei der Befreiung gefühlt? 66 00:19:00,200 --> 00:19:14,466 IV: (???) 67 00:19:14,467 --> 00:19:33,899 BD: Ich saß in Langenzenn, es war mein letztes Lager. In der Nähe von Nürnberg wurden wir von Amerikanern befreit. Die Freude war groß, diesen Moment zu erleben. 68 00:19:33,900 --> 00:19:49,466 Danach wurde ich nach Nürnberg gebracht und wir wurden in der ehemaligen SS-Kaserne in Nürnberg einquartiert. 69 00:19:49,467 --> 00:20:05,632 Da war ein älterer Schulkamerad, ein Kriegsgefangener, der an der Weichsel verwundet wurde und hier in Gefangenschaft war. Er hat dieses Lager in Langwasser bei Nürnberg besucht. 70 00:20:05,633 --> 00:20:20,032 In diesem Lager waren Gefangene aus dem Warschauer Aufstand, Soldaten aus der Ersten Polnischen Armee von 1939 und ein Teil der Häftlinge. 71 00:20:20,033 --> 00:20:28,999 Wir sahen uns dort und er nahm mich aus diesem Lager und brachte mich nach Langwasser. 72 00:20:29,000 --> 00:20:30,366 IV: (???) 73 00:20:30,367 --> 00:20:30,866 BD: Wie bitte? 74 00:20:30,867 --> 00:20:31,932 IV: (???) 75 00:20:31,933 --> 00:20:42,799 BD: Ich wurde in die ehemalige SS-Kaserne in Nürnberg gebracht. 76 00:20:42,800 --> 00:21:34,799 IV: {Übersetzung und Rücksprache mit MA} 77 00:21:34,800 --> 00:21:41,299 MA: Sind Sie in Dachau befreit worden? 78 00:21:41,300 --> 00:21:46,599 IV: Noch eine Frage: wurden Sie in Dachau befreit? 79 00:21:46,600 --> 00:21:50,666 BD: Nein, in Langenzenn. Langenzenn ist bei Nürnberg. 80 00:21:50,667 --> 00:21:54,966 IV: (???) 81 00:21:54,967 --> 00:21:55,299 BD: Wie bitte? 82 00:21:55,300 --> 00:21:59,966 IV: Können Sie es genauer beschreiben? 83 00:21:59,967 --> 00:22:17,466 BD: Wir konnten es schon seit einigen Tagen beobachten, dass die Amerikaner immer näher kommen. Nürnberg wurde von den Amerikanern bombardiert. 84 00:22:17,467 --> 00:22:27,899 Sie kamen immer näher und wir waren in diesem Lager. Dann wurden wir befreit. 85 00:22:27,900 --> 00:22:40,299 In der Nacht flohen die Bewacher, so dass morgens niemand mehr da war. Und dann kamen die Amerikaner. 86 00:22:40,300 --> 00:23:14,532 IV: {Übersetzung und Rücksprache mit MA} 87 00:23:14,533 --> 00:23:29,199 MA: Es ist es noch eine Lücke zwischen Dachau und dem Tag der Befreiung? Wie war der Weg von Dachau bis zur der Befreiung? Das fehlt uns jetzt noch? 88 00:23:29,200 --> 00:23:35,732 IV: Könnten Sie es genauer beschreiben: Sie waren in Dachau, aber befreit wurden Sie in Langenzenn? 89 00:23:35,733 --> 00:23:36,266 BD: Ja. 90 00:23:36,267 --> 00:23:38,766 IV: Wie kamen sie dorthin? 91 00:23:38,767 --> 00:23:45,799 BD: Aus Dachau wurde ich zur Russenwiese gebracht, aber dort war ich nur ganz kurz. 92 00:23:45,800 --> 00:23:58,699 Von da kam ich ins Gefängnis in Nürnberg, wo ich ziemlich lange saß. Später wurde ich ins Lager Langenzenn gebracht. 93 00:23:58,700 --> 00:24:27,266 IV: {Übersetzung und Rücksprache mit MA} 94 00:24:27,267 --> 00:24:34,099 MA: Wann sind Sie von Dachau Richtung Nürnberg versetzt worden? 95 00:24:34,100 --> 00:24:47,066 IV: Könnten Sie uns sagen... Wann waren Sie in Dachau und wann in Nürnberg? Wie kamen Sie in dieses Lager? 96 00:24:47,067 --> 00:25:07,832 BD: Es war 1943, als ich dorthin kam. Ich erinnere mich jetzt nicht daran. Später saß ich ziemlich lange im Gefängnis in Nürnberg. 1944 kam ich nach Langenzenn. 97 00:25:07,833 --> 00:25:30,032 IV: {Übersetzung und Rücksprache mit MA} 98 00:25:30,033 --> 00:25:42,166 MA: Wie lange sind Sie dann nach der Befreiung in Deutschland geblieben? Und wie war der Weg dann zurück nach Polen? Wie hat sich das Leben in Polen entwickelt? 99 00:25:42,167 --> 00:25:56,199 IV: Sie wurden befreit. Wie lange sind Sie noch in Deutschland geblieben? Wie sah die Zeit danach aus? 100 00:25:56,200 --> 00:26:10,632 BD: Es ist eine lange Geschichte. Als ich in Langwasser ankam, waren dort zwei junge Offiziere aus dem Warschauer Aufstand. 101 00:26:10,633 --> 00:26:27,032 Ich war krank und sie brachten mich nach Murnau. Ich kam in ein Oflag nach Murnau. Von da aus kam ich nach Italien, zum Zweiten Bataillon. 102 00:26:27,033 --> 00:26:40,432 Dort lag ich einen Monat lang im Krankenhaus. Nach dem Lager war ich krank. Sie haben mich mitgenommen, damit ich wieder auf die Beine komme. 103 00:26:40,433 --> 00:26:52,966 In Murnau wurde ein Transport organisiert und wir fuhren nach Italien. Ich war einen Monat lang zum Genesen dort. Es war das Zweite Bataillon von General Anders. 104 00:26:52,967 --> 00:27:11,766 Als ich nach einem Monat gesund wurde, blieb ich in diesem Bataillon in Italien. Dann bin ich 1947 über Großbritannien nach Polen zurückgekehrt. 105 00:27:11,767 --> 00:28:18,499 IV: {Übersetzung und Rücksprache mit MA} 106 00:28:18,500 --> 00:28:33,032 MA: Was haben Sie dann gemacht? Sie wurden langsam erwachsen? Haben Sie Familie gegründet? Wie war die Einstellung zu den ehemaligen Häftlingen, die nach Polen zurückgekommen sind? 107 00:28:33,033 --> 00:28:47,799 IV: (???) 108 00:28:47,800 --> 00:29:05,332 BD: Als ich zurückkehrte, waren die Bedingungen sehr schlecht. Mein Vater war in der Armia Krajowa. Als die Sowjets kamen, wurde er von der NKWD festgenommen und im Lager in Majdanek inhaftiert. 109 00:29:05,333 --> 00:29:20,199 Aus Majdanek wurden einige Tausend Heimatarmee-Soldaten in die Sowjetunion verschleppt, wo sie ermordet wurden. Mein Vater konnte fliehen. Dann zog er nach Wrocław. 110 00:29:20,200 --> 00:29:35,999 Ich kam zurück und niemand interessierte sich für uns. Die Lagerhaft war eine belastende Angelegenheit, denn man glaubte, dass ich doch irgendwie aktiv war. 111 00:29:36,000 --> 00:29:44,066 Ich war zusätzlich im Zweiten Bataillon, es war dann um so schlimmer. Als ich die Aufnahmeprüfung für das Studium ablegen wollte, bekam ich kein Moralzeugnis. 112 00:29:44,067 --> 00:30:01,132 Ich konnte dank Hilfe vom Dekan Motyka an der Universität in Lublin studieren. Sein Sohn wurde als junger Mann in Auschwitz inhaftiert. Später wurde er polnischer Kultusminister. 113 00:30:01,133 --> 00:30:14,266 Bei der Aufnahmeprüfung fragte er mich nach dem Lager. Er wünsche mir für mein Studium alles Gute. Und ich bin geblieben. Ich wäre sonst rausgeworfen worden, weil ich kein Moralzeugnis hatte. 114 00:30:14,267 --> 00:30:22,466 Der Grund war mein Vater und meine Tätigkeit im Zweiten Bataillon. 115 00:30:22,467 --> 00:30:24,732 IV: Benötigten Sie für Ihr Studium ein Moralzeugnis? 116 00:30:24,733 --> 00:30:37,566 BD: Ja, ich musste es für mein Studium vorlegen. Ich legte die Abiturprüfung bereits als erwachsener Mann ab. Für das Studium musste man das Zeugnis haben. 117 00:30:37,567 --> 00:30:45,866 Ich wurde als Feind angesehen und die Verwaltung lehnte es ab, mir das Moralzeugnis auszustellen. Die Bedinungen waren am Anfang schlecht. 118 00:30:45,867 --> 00:30:47,099 IV: (???) 119 00:30:47,100 --> 00:30:53,066 BD: Ich kehrte 1947 nach Polen zurück und das Studium begann ich 1949. 120 00:30:53,067 --> 00:31:28,632 IV: {Übersetzung und Rücksprache mit MA} 121 00:31:28,633 --> 00:31:55,366 {Es klopft an der Tür. Rücksprache von MA mit einem Dritten und IV} 122 00:31:55,367 --> 00:32:53,600 IV: {Übersetzung und Rücksprache mit MA}