1 00:00:02,833 --> 00:00:04,699 IV: Ich möchte Sie gerne fragen, 2 00:00:04,700 --> 00:00:10,199 wie es Ihnen am Ende gelungen ist, aus Rumänien nach Polen zu gelangen, äh... nach Frankreich? 3 00:00:10,200 --> 00:00:20,899 EB: Ja. Frankreich, äh in F.., äh in Rumänien, in Rumänien galten wir als „Wojennoplenny“, 4 00:00:20,900 --> 00:00:24,766 das heißt als (Kriegs)Gefangene. 5 00:00:24,767 --> 00:00:29,632 Es bereitete unseren politischen Repräsentanten viel Arbeit, 6 00:00:29,633 --> 00:00:35,099 bis uns durch Vermittlung des englischen und des französischen Konsulats 7 00:00:35,100 --> 00:00:39,866 die rumänische Regierung freiließ. 8 00:00:39,867 --> 00:00:44,532 Und so kamen wir zuerst nach Panciu Putna – Bessarabien. 9 00:00:44,533 --> 00:00:48,799 Von dort aus dann nach Piteşti in eine Kaserne, 10 00:00:48,800 --> 00:00:52,466 von..., von dort sind wir geflohen. 11 00:00:52,467 --> 00:01:01,566 Aber nur ein Teil, einem Teil, etwa der Hälfte, ist es gelungen, zu fliehen. 12 00:01:01,567 --> 00:01:08,199 In der Kaserne in Piteşti waren auch Polen, eine große Menge. 13 00:01:08,200 --> 00:01:10,799 Dort war auch Rydz-Śmigły und so weiter. 14 00:01:10,800 --> 00:01:14,999 Und dort stellten wir uns Pässe her. 15 00:01:15,000 --> 00:01:23,599 Und einer brachte sie immer heimlich an den Wachmännern vorbei nach Bukarest, 16 00:01:23,600 --> 00:01:26,099 wo sie von den Behörden beglaubigt wurden. 17 00:01:26,100 --> 00:01:29,199 Und so hatten wir Pässe. 18 00:01:29,200 --> 00:01:35,766 Das war das erste Dokument, das jeder von uns bekam. 19 00:01:35,767 --> 00:01:43,132 Ein Teil von uns floh mit Mesenský. 20 00:01:43,133 --> 00:01:47,799 Ich weiß das Datum nicht genau. 21 00:01:47,800 --> 00:01:54,799 Wir aber wurden einige Tage später freigelassen. 22 00:01:54,800 --> 00:02:01,732 Rumänien erkannte uns als Zivilisten an 23 00:02:01,733 --> 00:02:08,932 und brachte uns in einem Hotel unweit des Bahnhofs unter. 24 00:02:08,933 --> 00:02:17,232 Selbstverständlich hatten wir auch Geld, etwas vom Konsulat, 25 00:02:17,233 --> 00:02:20,899 wir konnten für uns also bezahlen. 26 00:02:20,900 --> 00:02:32,166 Ja, und von hier aus sind wir nachts heimlich über Bukarest nach Konstanza geflohen. 27 00:02:32,167 --> 00:02:36,532 In Bukarest erwartete uns ein Mensch mit..., mit Nachrichten, 28 00:02:36,533 --> 00:02:43,266 der uns weitere Fahrscheine für die Reise nach Konstanza gab. 29 00:02:43,267 --> 00:02:47,399 In Konstanza warteten wir nicht lange, nur ein paar Tage. 30 00:02:47,400 --> 00:02:56,366 Und dann fuhren wir mit dem Schiff Romania nach Beirut ab, ja. 31 00:02:56,367 --> 00:03:04,966 Wir hielten nur in Athen, in Athen, nicht wahr, ja. 32 00:03:04,967 --> 00:03:14,199 Aus Beirut nach Alexandria und von dort aus dann nach Frankreich. 33 00:03:14,200 --> 00:03:30,299 In Frankreich landeten wir, ich glaube, das war am äh 9., 9. Oktober, wohl am 9. Oktober 34 00:03:30,300 --> 00:03:30,499 IV: Wie war es... 35 00:03:30,500 --> 00:03:37,966 EN: Oktober, wohl am 9. Oktober oder nein, am 9. November. 36 00:03:37,967 --> 00:03:48,399 Wir waren sofort bei der Musterung im Konsulat in der Rue de la République 37 00:03:48,400 --> 00:03:55,066 und noch am selben Tag fuhren wir nach Agde ab. 38 00:03:55,067 --> 00:04:02,799 Agde ist ein entferntes Städtchen hinter Narbonne, äh... 39 00:04:02,800 --> 00:04:10,432 im Departe... Departement Hérault, unweit von Sète. 40 00:04:10,433 --> 00:04:17,666 Es waren hölzerne Baracken, ja, und dort fing die Ausbildung an. 41 00:04:17,667 --> 00:04:21,199 Unsere Uniformen waren schrecklich. 42 00:04:21,200 --> 00:04:28,232 Es waren alte Uniformen, äh... noch aus dem Ersten Weltkrieg. 43 00:04:28,233 --> 00:04:32,932 Ja, wir sahen schäbig aus. 44 00:04:32,933 --> 00:04:40,932 Auch der Unterschied im Verhalten war zwischen uns unterschiedlich. 45 00:04:40,933 --> 00:04:46,799 Die Unteroffiziere waren auf vergleichbarem Niveau wie die französischen Offiziere. 46 00:04:46,800 --> 00:04:50,666 Sie waren in der Stadt untergebracht, 47 00:04:50,667 --> 00:04:59,966 während wir auf Pritschen im Lager in Agde kauerten. 48 00:04:59,967 --> 00:05:08,432 Und ich kam dort direkt auf die Unteroffiziersschule. 49 00:05:08,433 --> 00:05:11,832 Die habe ich absolviert. 50 00:05:11,833 --> 00:05:22,966 An Neujahr äh bin ich, sind wir vom ersten Regiment in das zweite Regiment eingegliedert worden. 51 00:05:22,967 --> 00:05:30,266 Und und dort wurde ich der fünften Kompanie des Infanterieregiments zugeordnet. 52 00:05:30,267 --> 00:05:35,766 Mein Kommandant war zuerst Leutnant Betka 53 00:05:35,767 --> 00:05:43,566 und dann Oberleutnant Němec – großartige Leute. 54 00:05:43,567 --> 00:05:50,466 Sein Vertreter war Oberleutnant Tomčík. 55 00:05:50,467 --> 00:05:57,666 Am 10. Mai, glaube ich, oder so um den Dreh, fuhren wir an die Front. 56 00:05:57,667 --> 00:06:03,499 Ja, dort ging es nicht gut aus 57 00:06:03,500 --> 00:06:11,999 und wir traten fast den Rückzug an, wir waren unweit Paris. 58 00:06:12,000 --> 00:06:21,366 Wir waren mit, ich konkret war auf der Linie, ja, Forté-sous-les-Jouarre [La Ferté-sous-Jouarre]. 59 00:06:21,367 --> 00:06:28,599 Das war einfach die höchste Stellung äh... unserer Einheit. 60 00:06:28,600 --> 00:06:32,899 Die Jouarre ergoss sich in die Marne. 61 00:06:32,900 --> 00:06:38,766 Und von dort aus zogen wir uns zurück, halt ständig v..., 62 00:06:38,767 --> 00:06:46,699 äh... verfolgt sowohl von deutschen Fliegern, wie auch von der Artillerie. 63 00:06:46,700 --> 00:06:53,932 Über N..., äh Néret an..., unweit Montereau [Montereau-Fault-Yonne], ja, 64 00:06:53,933 --> 00:07:03,832 und runter Richtung Montargis, Richtung Gien und dann äh... immer weiter runter. 65 00:07:03,833 --> 00:07:17,899 Beim, beim Fluss nicht weit hinter Gien wurde ich am Kopf verletzt 66 00:07:17,900 --> 00:07:20,466 und zum Teil auch am Bein. 67 00:07:20,467 --> 00:07:30,232 Äh... da bekam ich auch den letzten, nach mehreren Tagen, Laib Brot von jemandem. 68 00:07:30,233 --> 00:07:35,232 Ja, und wir gerieten in Gefangenschaft. 69 00:07:35,233 --> 00:07:49,399 Ich, F..., Franta Lichý, Franta Nový, äh... Franta Holý und der Gefreite Ježek und Koňakovský. 70 00:07:49,400 --> 00:07:54,999 Und wir gerieten in Gefangenschaft 71 00:07:55,000 --> 00:07:59,366 und man verschleppte uns nach Montargis, in die Kaserne von Montargis. 72 00:07:59,367 --> 00:08:04,499 In der Kaserne in Montargis nutzte ich die Situation. 73 00:08:04,500 --> 00:08:12,032 Mein Bein heilte ähm äh... Dr. Linkleter, 74 00:08:12,033 --> 00:08:19,732 der Gefreite-Anwärter Linkleter, der Sohn unseres Diplomaten in England. 75 00:08:19,733 --> 00:08:32,366 Und ich vereinbarte mit..., mit dem Gefreiten Ježek, dass wir uns auf irgendein Kommando begeben. 76 00:08:32,367 --> 00:08:34,832 Es ist uns gelungen. 77 00:08:34,833 --> 00:08:40,099 Und wir, die Deutschen haben uns nach Saint-Amans-des-Cots geführt 78 00:08:40,100 --> 00:08:44,099 und dort kümmerten wir uns um Pferde. 79 00:08:44,100 --> 00:08:46,432 Aber nicht sehr lange. 80 00:08:46,433 --> 00:08:52,566 Mir kam sofort der Gedanke, dass wir einfach Fersengeld geben sollten. 81 00:08:52,567 --> 00:08:59,366 Ježek hatte nichts dagegen und so machten wir uns wirklich daran. 82 00:08:59,367 --> 00:09:02,532 Und es ist uns gelungen. 83 00:09:02,533 --> 00:09:07,299 Aber als wir fast schon Paris erreicht hatten, 84 00:09:07,300 --> 00:09:12,999 stießen wir eben auf ein Schild, ja, Saint-Cloud, 85 00:09:13,000 --> 00:09:20,966 und er sagte: „Mensch, da habe ich ein Mädchen, das kann ich nicht auslassen. 86 00:09:20,967 --> 00:09:24,032 Dann mach‘s mal gut. Tschüss!“ 87 00:09:24,033 --> 00:09:29,666 Das war für mich schon eine Enttäuschung. 88 00:09:29,667 --> 00:09:35,299 Wissen Sie, ich wusste zu der Zeit einfach nicht wohin. 89 00:09:35,300 --> 00:09:38,799 Und so machte ich mich eben auf nach Paris. 90 00:09:38,800 --> 00:09:41,499 Dort kannte ich eine jüdische Familie, 91 00:09:41,500 --> 00:09:45,132 mit der ich als Soldat irgendwie in Briefwechsel stand. 92 00:09:45,133 --> 00:09:48,299 Diese Familie hat mich... tatsächlich habe ich sie gefunden. 93 00:09:48,300 --> 00:09:55,399 Es ist mir gelungen, Paris trotz der verschiedenen Wachleute und so zu erreichen, 94 00:09:55,400 --> 00:09:58,766 nach Auberville [Aubervilliers] zu kommen, unweit von Saint-Denis. 95 00:09:58,767 --> 00:10:03,732 Und dort habe ich die Familie gefunden. 96 00:10:03,733 --> 00:10:10,532 Sie haben mich selbstverständlich eingekleidet und ausgerüstet [schluckt] für die Reise. 97 00:10:10,533 --> 00:10:16,632 Und ich kam dann ins..., runter nach Südfrankreich. 98 00:10:16,633 --> 00:10:22,399 Ja, von da aus, dort waren wir auf einer Arbeitsstätte. 99 00:10:22,400 --> 00:10:26,966 Die Franzosen haben halt jeden gleich beschäftigt. 100 00:10:26,967 --> 00:10:29,999 Wissen Sie, für 50 Heller am Tag. 101 00:10:30,000 --> 00:10:34,932 Also es war so, dass wir da eigentlich wie Gefangene waren, nicht? 102 00:10:34,933 --> 00:10:42,166 Zuerst waren wir in Coupiac und dann beim Fluss äh... unweit von Rodez 103 00:10:42,167 --> 00:10:48,599 Rodez äh beim Fluss Aveyron, wo ein Staudamm gebaut wurde. 104 00:10:48,600 --> 00:10:50,732 Und ich sagte mir: 105 00:10:50,733 --> 00:10:58,399 „Ihr Schweine, ich soll hier einfach für ein paar Sous für euch schuften?“ 106 00:10:58,400 --> 00:11:02,732 Ich nahm die Beine unter die Arme und habe mich davongemacht. 107 00:11:02,733 --> 00:11:15,632 Und stellen Sie sich vor, es ist mir gelungen, die Linie zu überschreiten bis in die zone interdite, 108 00:11:15,633 --> 00:11:18,999 das heißt verbotenes Gebiet, 109 00:11:19,000 --> 00:11:30,199 bis nach Méricourt-sous-Lens, das ist hier bei Lille, in Nordfrankreich. 110 00:11:30,200 --> 00:11:42,232 Und dort habe ich mich selbstverständlich hm... mit den Bergarbeitern an verschiedenen Aktionen beteiligt, nicht. 111 00:11:42,233 --> 00:11:45,766 Entgleisen von Zügen – die Deutschen fuhren Zucker aus, 112 00:11:45,767 --> 00:11:49,632 und so haben wir dort einen ihrer Züge zum Entgleisen gebracht. 113 00:11:49,633 --> 00:11:55,532 Dann das Anbringen verschiedener Fahnen am Ersten Mai 114 00:11:55,533 --> 00:12:02,132 an den äh, an den Drähten der Elektroleitung, auf dem Hauptturm. 115 00:12:02,133 --> 00:12:05,166 Das können Sie sich denken, das war, herrje das war eine Provokation. 116 00:12:05,167 --> 00:12:08,499 Die Deutschen tobten, es war furchtbar. Ja. 117 00:12:08,500 --> 00:12:11,232 IV: Wie kamen Sie auf die Idee, zum Arbeiten nach Deutschland zu fahren, 118 00:12:11,233 --> 00:12:13,232 sich einem Transport von Zwangsarbeitern anzuschließen? 119 00:12:13,233 --> 00:12:17,099 EB: Vorsicht, Vorsicht! Und dazu kommen wir jetzt. 120 00:12:17,100 --> 00:12:23,266 In den Gruben, denn ich war tagsüber in der Grube beschäftigt, 121 00:12:23,267 --> 00:12:31,566 in der tiefsten Grube in Méricourt halt [schluckt], der Schacht Maroque, 122 00:12:31,567 --> 00:12:34,799 tausend Meter unter der Erde, 123 00:12:34,800 --> 00:12:40,166 da kam der Obersteiger zu mir, das war ein Jugoslawe, und er sagte zu mir: 124 00:12:40,167 --> 00:12:45,632 „Du, hör zu, die Gestapo ist hinter dir her. 125 00:12:45,633 --> 00:12:54,366 Es ist nötig, dass du dich einfach unversehens irgendwo versteckst.” 126 00:12:54,367 --> 00:13:01,166 Na ja, ich wartete nicht lange und am 10. Mai packte ich, 127 00:13:01,167 --> 00:13:05,832 wie man so sagt, meine sieben Sachen zusammen, 128 00:13:05,833 --> 00:13:09,799 viel war es nicht, und verschwand. 129 00:13:09,800 --> 00:13:16,899 Und ich verschwand in Richtung Amiens. 130 00:13:16,900 --> 00:13:22,599 Na ja, aber zu der Zeit, als ich gen Norden ging, 131 00:13:22,600 --> 00:13:25,299 war da nichts. 132 00:13:25,300 --> 00:13:30,432 Und jetzt war dort alles versperrt, bewacht, 133 00:13:30,433 --> 00:13:34,632 eine strenge... strenge Patrouillen und so weiter. 134 00:13:34,633 --> 00:13:39,432 Und ich er..., hatte die rettende Idee, 135 00:13:39,433 --> 00:13:42,366 dass ich zum Kommandanten gehen will. 136 00:13:42,367 --> 00:13:47,066 Und so brachte mich die Patrouille zum Kommandanten, zur Kommandantur 137 00:13:47,067 --> 00:13:50,932 und ich sagte: „Schauen Sie, ich bin hier hergekommen, 138 00:13:50,933 --> 00:13:59,932 ich will gehen, ich hätte gehört, dass äh... zum Arbeitseinsatz in Deutschland äh... irgendwelche Transporte abgehen, 139 00:13:59,933 --> 00:14:03,232 dass ich auch mitgehen will. 140 00:14:03,233 --> 00:14:12,832 Und er sagte: „Ja, äh... aber äh... die ärztliche Kontrolluntersuchung ist morgen. 141 00:14:12,833 --> 00:14:14,566 Werden Sie hier sein? Werden Sie warten?” 142 00:14:14,567 --> 00:14:21,766 Ich sagte: „Ja”. Und ich, sie quartierten mich für die N..., Nacht in ein Hotel ein, wo Infanteristen untergebracht waren. 143 00:14:21,767 --> 00:14:26,866 Aber ich habe dort [lacht], ich habe dort meine Aktentasche gelassen. 144 00:14:26,867 --> 00:14:29,199 Ich hatte da nicht viel drin 145 00:14:29,200 --> 00:14:32,599 und ich verließ das Hotel 146 00:14:32,600 --> 00:14:38,332 und brach nach Beauvais auf, das sind 20 km. 147 00:14:38,333 --> 00:14:41,666 Und in Beauvais stieg ich in den Schnellzug und sauste Paris entgegen, 148 00:14:41,667 --> 00:14:47,532 um herauszufinden, ob ich mich nicht irgendwie bei der jüdischen Familie, 149 00:14:47,533 --> 00:14:54,666 nicht wahr, bei der, die mich halt eben äh... betreut und unterstützt hatte, 150 00:14:54,667 --> 00:15:02,732 äh... die Nebrůns und die Kohns, ob ich mich da halt nicht irgendwie verstecken könnte. 151 00:15:02,733 --> 00:15:06,166 Aber dort hatte sich die Lage inzwischen verändert. 152 00:15:06,167 --> 00:15:11,366 Und so ging ich noch bei ihren Freunden vorbei, 153 00:15:11,367 --> 00:15:15,966 bei er Familie Pie, Pie, Monsieur Pie. 154 00:15:15,967 --> 00:15:26,099 Und von dort aus musste ich dann losziehen, raus in die Straßen. 155 00:15:26,100 --> 00:15:31,999 Na ja, es blieb mir nichts anderes übrig, als ein Transport äh... von unten, 156 00:15:32,000 --> 00:15:41,766 von äh..., ich glaube, dass das ein Transport war ähm... von Toulouse irgendwo da nach Deutschland. 157 00:15:41,767 --> 00:15:47,699 Ich habe mich also zwischen sie gedrängt, zwischen die anderen. Und mit den Arbeitern, 158 00:15:47,700 --> 00:15:53,732 halt ohne irgendwas, nicht wahr, nur mit meiner Carte d'identité Trangé 159 00:15:53,733 --> 00:15:59,566 bin ich - das war mein ganzes Erbe - bin ich gefahren. 160 00:15:59,567 --> 00:16:01,032 IV: Wo kamen Sie zum Arbeitseinsatz hin? 161 00:16:01,033 --> 00:16:08,666 EB: Und dort im Zug traf ich oder lernte ich äh einen Menschen kennen, einen Tschechen, 162 00:16:08,667 --> 00:16:13,566 der sieben Jahre in der Fremdenlegion gewesen war. 163 00:16:13,567 --> 00:16:18,532 Er stammte hier aus der Gegend um Duchcov [Dux]. 164 00:16:18,533 --> 00:16:26,899 Und sein, Jašík, Jaším, an seinen Namen erinnere ich mich nicht mehr genau. 165 00:16:26,900 --> 00:16:30,166 Man brachte uns nach Leipzig. 166 00:16:30,167 --> 00:16:35,832 Und Sie können sich vorstellen, das war schon nahe der tschechoslowakischen Grenze: Leipzig. 167 00:16:35,833 --> 00:16:42,599 Ja und dort haben sie uns auf einmal auf dem Güterbahnhof rausgeworfen 168 00:16:42,600 --> 00:16:46,232 und sie fingen einfach an, die Leute zu zählen. 169 00:16:46,233 --> 00:16:53,399 Und wir beiden waren nicht auf ihrer Liste. 170 00:16:53,400 --> 00:16:56,466 Also nahmen sie sich uns vor. 171 00:16:56,467 --> 00:17:03,299 Ja und der Jašín oder wie er hieß sprach sieben Sprachen, 172 00:17:03,300 --> 00:17:07,532 konnte aber nicht lesen und schreiben. 173 00:17:07,533 --> 00:17:11,466 Aber er sprach fast perfekt. 174 00:17:11,467 --> 00:17:13,099 Und er sagte ihnen gleich: 175 00:17:13,100 --> 00:17:19,366 „Na und! Die haben uns einfach gegriffen, die haben uns erfasst, 176 00:17:19,367 --> 00:17:21,232 also müssen unsere Namen in ihren Unterlagen stehen. 177 00:17:21,233 --> 00:17:24,032 Und wenn nicht, na dann kommt die Nachricht später.“ 178 00:17:24,033 --> 00:17:28,499 Ja? Aber die Deutschen trennten uns dann. 179 00:17:28,500 --> 00:17:34,799 Mich schickten sie nach Hohenwarthe und ihn schickten sie irgendwohin nach Norden, bei Hamburg oder so. 180 00:17:34,800 --> 00:17:38,299 Gott weiß wohin [schluckt]. 181 00:17:38,300 --> 00:17:43,299 Ich habe ihn nie wieder getroffen. Aber schade. 182 00:17:43,300 --> 00:17:55,799 In, in äh Hohenwarthe, da war zu jener Zeit bereits ein großer Staudamm fertiggebaut worden. 183 00:17:55,800 --> 00:17:57,799 Ich habe ein Bild davon hier. 184 00:17:57,800 --> 00:18:06,832 Und wir Franzosen mussten dort verschiedene Instandsetzungsarbeiten verrichten, nicht wahr. 185 00:18:06,833 --> 00:18:15,132 Äh, man beförderte alles mit einer kleinen Lokomotive und äh mit, allerlei Material von unten 186 00:18:15,133 --> 00:18:21,299 und die Herrichtung des Weges, der Straße, die nach oben führte. 187 00:18:21,300 --> 00:18:27,266 Und die Russen, die wiederum arbeiteten dort unten mit dem Asphalt. 188 00:18:27,267 --> 00:18:35,399 Dort hat man eben Turbinen asphaltiert, nicht wahr, der Turbinenbereich. 189 00:18:35,400 --> 00:18:46,499 Ja und ich traf da bald auf einen, auf einen russischen Offizier. 190 00:18:46,500 --> 00:18:50,666 Jurij Šantar aus der Gegend bei Simferopol. 191 00:18:50,667 --> 00:18:55,532 Ja und wir sprachen sofort so miteinander 192 00:18:55,533 --> 00:18:59,532 und dann schlug ich ihm eben vor, 193 00:18:59,533 --> 00:19:03,866 ich sagte: „Was denkst Du? Das führt hier zu nichts. 194 00:19:03,867 --> 00:19:10,166 Bald ist hier alles abgeschlossen und dann werden sie uns weiter quälen. 195 00:19:10,167 --> 00:19:13,832 Sie werden uns wieder irgendwohin verschleppen.“ 196 00:19:13,833 --> 00:19:19,366 Und er sagte: „Ich weiß, aber wohin und wie?“ 197 00:19:19,367 --> 00:19:25,732 Und ich sagte: „Na was denn? Willst Du etwa nicht gern nach Hause kommen?“ 198 00:19:25,733 --> 00:19:33,066 Na ja und [lacht] er hat es, wie man so sagt, ziemlich äh angenehm aufgenommen, 199 00:19:33,067 --> 00:19:38,332 und er sagte: „Wie? Es ist doch unmöglich hier wegzukommen. 200 00:19:38,333 --> 00:19:42,799 Du siehst doch, dass wir in einem völlig abgeriegelten Lager sind!“, nicht wahr? 201 00:19:42,800 --> 00:19:48,199 Und so habe ich, haben wir uns abgesprochen 202 00:19:48,200 --> 00:19:54,399 und wir führten eben verschiedene kleine Sabotageakte durch. 203 00:19:54,400 --> 00:20:01,832 Ich war selbst äh im Dörfchen Drognitz, auf der Suche nach, 204 00:20:01,833 --> 00:20:06,899 dort hatten wir eine Mitstreiterin, eine Polin mit einem Sohn, 205 00:20:06,900 --> 00:20:11,099 sie waren, sie war die Frau eines polnischen Offiziers, 206 00:20:11,100 --> 00:20:17,432 Sie arbeiteten dort in der Landwirtschaft bei einem Bauern. 207 00:20:17,433 --> 00:20:20,499 Und mit ihnen habe ich mich verbündet. 208 00:20:20,500 --> 00:20:25,966 Dann äh, Frau Grete Müller, 209 00:20:25,967 --> 00:20:30,899 deren Mann äh bei Stalingrad war. 210 00:20:30,900 --> 00:20:37,099 Das war die Zeit, als sich Stalingrad halt, wie man sagt, 211 00:20:37,100 --> 00:20:43,732 in der ernsten Lage befand. 212 00:20:43,733 --> 00:20:52,232 Ja und der Lokführer der kleinen Lokalbahn war Slowake. 213 00:20:52,233 --> 00:20:58,032 Er war, war Anhänger der Hlinka-Partei, er stammte aus Žilina [Sillein]. 214 00:20:58,033 --> 00:21:00,899 Aber ich habe ihn nie getroffen. 215 00:21:00,900 --> 00:21:06,432 Hätte ich ihn je getroffen, hätte ich ihm vielleicht sogar ein paar geknallt. 216 00:21:06,433 --> 00:21:09,566 Er war der allergrößte Gauner. 217 00:21:09,567 --> 00:21:18,166 Ja und der, nicht einmal er, der schämte sich schon fast, Slowakisch zu sprechen. 218 00:21:18,167 --> 00:21:26,799 Ja und so haben wir hie und da ein bisschen Asche in das Schmieröl für die Lokomotive gestreut, ja, 219 00:21:26,800 --> 00:21:30,099 oder in die Schmiere für die Räder, nicht wahr? 220 00:21:30,100 --> 00:21:35,932 Die Frau Müller, die warf den Russen Brot zu, ja. 221 00:21:35,933 --> 00:21:40,666 Allerdings war das recht riskant. 222 00:21:40,667 --> 00:21:45,532 Und hin und wieder hat sie uns auch gewarnt, dass wir vorsichtig sein sollten, 223 00:21:45,533 --> 00:21:53,299 dass der ähm, in der kleinen Villa da in der Nähe von uns, wo die Russen, 224 00:21:53,300 --> 00:22:00,699 die Franzosen meine ich, waren, dass dort der ähm... Bürgermeister 225 00:22:00,700 --> 00:22:05,132 ein Gestapomann ist, ja, 226 00:22:05,133 --> 00:22:11,466 und dass wir vorsichtig sein und nicht in irgendwelche Schwierigkeiten geraten sollten. 227 00:22:11,467 --> 00:22:20,099 Es war gut, dass wir uns auf diese Weise mit der Gemeinde und dem Dorf vertraut machen konnten. 228 00:22:20,100 --> 00:22:31,166 Selbstverständlich haben wir uns, ähm... Jurij Šantar, 229 00:22:31,167 --> 00:22:46,499 Jenda Heer – der war in Saalfeld – und gegebenenfalls auch Vladek und... Korovský und ich, 230 00:22:46,500 --> 00:23:03,999 schließlich darüber verständigt, dass wir einfach abhauen und uns den in Polen operierenden Einheiten anschließen könnten. 231 00:23:04,000 --> 00:23:15,799 In Polen war zu der Zeit bereits ähm die armija [Armija krajowa] äh, frei. 232 00:23:15,800 --> 00:23:23,266 Da war halt, in Jugoslawien waren die Einheiten Titos, 233 00:23:23,267 --> 00:23:26,466 und in der Slowakei auch schon 234 00:23:26,467 --> 00:23:39,632 und bei uns äußerte sich auch schon eben eine gegen Hitler gerichtete Haltung. 235 00:23:39,633 --> 00:23:44,399 Zu der Zeit wusste ich noch nichts von der Situation, 236 00:23:44,400 --> 00:23:51,732 von der wir betroffen waren, die Han... die „Heydrichiade“. 237 00:23:51,733 --> 00:24:05,666 Und so kam es [hustet], dass wir eine Sabotageaktion direkt auf dem Staudamm vorbereiteten. 238 00:24:05,667 --> 00:24:13,632 Aber weil mit... die Russen, die unten in der Schlucht arbeiteten, nicht wahr, 239 00:24:13,633 --> 00:24:20,866 und bei den St..., bei den Turbinen dort bis hin zum Fluss Saale, ja, 240 00:24:20,867 --> 00:24:23,699 dort kam keiner hin. 241 00:24:23,700 --> 00:24:28,132 Die Franzosen arbeiteten am oberen Weg, wo sie mit der kleinen Lokomotive, 242 00:24:28,133 --> 00:24:34,332 wo sie halt die Straße instand setzten und so weiter. 243 00:24:34,333 --> 00:24:41,699 Und ich hatte zur Aufgabe, selbstverständlich halt mit den Franzosen zu sprechen 244 00:24:41,700 --> 00:24:51,766 und Sand in die, unter die Räder der Lokomotive zu streuen, 245 00:24:51,767 --> 00:24:56,599 damit sie den Hügel hochkam – dieser war recht steil, die Gleise -, 246 00:24:56,600 --> 00:25:01,632 damit sie überhaupt hochkriechen konnte. 247 00:25:01,633 --> 00:25:12,999 Ja und so sind wir übereingekommen, dass wir die Arbeit dort irgendwie vereiteln könnten. 248 00:25:13,000 --> 00:25:16,966 Die Deutschen rühmten sich zu dieser Zeit bereits damit, 249 00:25:16,967 --> 00:25:23,799 dass sie Strom von dort aus bis selbst nach Russland liefern werden. 250 00:25:23,800 --> 00:25:40,332 Und so sind wir tatsächlich übereingekommen und ich bin mit Šantar und Jan aus Saalfeld halt einfach aufgebrochen. 251 00:25:40,333 --> 00:25:45,466 Denn die Russen konnten da unten nichts machen, 252 00:25:45,467 --> 00:25:51,399 so fiel die Aufgabe damals mir zu. 253 00:25:51,400 --> 00:25:55,832 Und so musste ich, als wir mit der kleinen Lokomotive erst am Abend, 254 00:25:55,833 --> 00:26:02,966 es war nach halb zehn, äh bis unmittelbar an den, an den Staudamm herangefahren waren, 255 00:26:02,967 --> 00:26:07,732 auf der Ebene, wo die Lokomotive mit den Wagen immer zum Stillstand kam. 256 00:26:07,733 --> 00:26:15,166 Ja und dann habe ich mich ordentlich umgesehen – es war schon, wie man sagte, es dämmerte schon und es war halbdunkel 257 00:26:15,167 --> 00:26:20,332 und kurz darauf habe ich selbstverständlich hinter den Wagen hervorgeguckt 258 00:26:20,333 --> 00:26:24,866 dass die Deutschen bereits von unten herankamen, 259 00:26:24,867 --> 00:26:30,099 das heißt die Bewacher der russischen Soldaten. 260 00:26:30,100 --> 00:26:35,966 Und so bin ich also losgelaufen. 261 00:26:35,967 --> 00:26:44,432 Unten, ungefähr in der Mitte des Staudamms auf dem Abhang stand eine Hütte, 262 00:26:44,433 --> 00:26:49,899 wo äh Gasflaschen waren, ja. 263 00:26:49,900 --> 00:26:55,366 Und eine von ihnen war draußen weggewälzt. 264 00:26:55,367 --> 00:27:01,499 Und es waren dort zusammengerollte Schläuche. 265 00:27:01,500 --> 00:27:06,399 Und von der Hütte aus war es selbstverständlich nur ein Stück weit, 266 00:27:06,400 --> 00:27:11,232 es waren etwa zwei drei Meter, vielleicht vier, 267 00:27:11,233 --> 00:27:17,732 aber es dürften so drei gewesen, äh die Feldesse. 268 00:27:17,733 --> 00:27:27,799 Das heißt, dass dort Spitzhacken geschmiedet wurden, dass geschärft wurde, nicht wahr, man erhitzte und schmiedete 269 00:27:27,800 --> 00:27:32,866 dort mit dem Feuer verschiedene Sachen, die benötigt wurden. 270 00:27:32,867 --> 00:27:37,566 Na ja und ich habe halt den Schlauch genommen 271 00:27:37,567 --> 00:27:40,832 und ihn über das Feuer geworfen, über die Esse. 272 00:27:40,833 --> 00:27:46,799 Und bin schnell über den, über den Hang abgehauen, zum Garten, zum Zaun. 273 00:27:46,800 --> 00:27:55,999 Dort waren le..., dort war linksseitig ähm... ein Garten. Der erstreckte sich so über ungefähr 12, 15 Meter, 274 00:27:56,000 --> 00:28:00,399 der Gartenzaun führte hinunter...Und an diesem Zaun entlang nach oben. 275 00:28:00,400 --> 00:28:06,366 Und oben guckte ich hervor, ich sah niemanden und ich rannte weg. 276 00:28:06,367 --> 00:28:16,566 Ich bin nicht einmal bis zum Ende des Dorfes gekommen und auf einmal eben dieses Leuchten, ja? 277 00:28:16,567 --> 00:28:21,666 Und dann, als ich das Haus erreichte, eine Explosion. 278 00:28:21,667 --> 00:28:32,232 Ich hatte mit Šantar v... v..., verabredet, dass ich halt Kleidung für ihn vorbereite 279 00:28:32,233 --> 00:28:37,999 und dass ich diese nach Eichicht zum Bahnhof bringe 280 00:28:38,000 --> 00:28:42,166 und dass ich sie dort hinter den Schwellen verstecke, 281 00:28:42,167 --> 00:28:45,466 die aufeinander gestapelt waren. 282 00:28:45,467 --> 00:28:48,099 Und das habe ich auch getan. 283 00:28:48,100 --> 00:28:56,766 Er hat mir auch gewisse Materialien beschafft für ..., äh Jan aus Saalfeld, 284 00:28:56,767 --> 00:28:59,966 und das war dort also alles versteckt. 285 00:28:59,967 --> 00:29:06,932 Aber als ich eben nach Eichicht, das müssen Sie sich vorstellen, über die Wiesen den Pfad entlang lief, 286 00:29:06,933 --> 00:29:13,432 über die Lager, dort waren riesige Arbeiterlager. 287 00:29:13,433 --> 00:29:17,766 Sie arbeiteten in der Landwirtschaft und wer weiß, wo noch überall. 288 00:29:17,767 --> 00:29:21,966 Und äh ich weiß nicht einmal, welche Nationalitäten dort waren. 289 00:29:21,967 --> 00:29:30,199 Und dort habe ich gewartet. Aber von Jurij keine Spur. 290 00:29:30,200 --> 00:29:37,232 Es war bereits morgens, aber ich konnte Jurij nicht sehen. 291 00:29:37,233 --> 00:29:42,666 Ich konnte nicht mehr riskieren, dort herumzuspazieren, 292 00:29:42,667 --> 00:29:47,566 weil der Bahnhofsvorsteher oder irgendjemand telefonisch hätte Meldung machen können. 293 00:29:47,567 --> 00:29:52,132 Und sie hätten mich dort schnappen können. 294 00:29:52,133 --> 00:29:54,932 Und so stieg ich in einen Zug ein. 295 00:29:54,933 --> 00:29:57,966 Die Sachen zwischen den Bahnschwellen habe ich dagelassen, 296 00:29:57,967 --> 00:30:02,732 die habe ich also, das heißt ich bin nicht mehr dahin zurückgegangen. 297 00:30:02,733 --> 00:30:06,132 Und ich fuhr nach Saalfeld. 298 00:30:06,133 --> 00:30:19,799 In Saalfeld war Jenda [Jan], ähm b..., äh b..., der mir, wie ich schon sagte, 299 00:30:19,800 --> 00:30:27,266 ich glaube, eine Mütze beschafft und sogar auch hohes Schuhwerk besorgt hatte. 300 00:30:27,267 --> 00:30:31,799 Und so haben Honza [Jan] und ich uns getroffen. 301 00:30:31,800 --> 00:30:36,132 Ja, und ich habe mich mit ihm darüber verständigt 302 00:30:36,133 --> 00:30:39,799 als ich ihm sagte, was los ist, wie es aussieht, 303 00:30:39,800 --> 00:30:43,832 dass Jurij nicht gekommen war, dass wir auf ihn bis zum Mittag warten würden 304 00:30:43,833 --> 00:30:47,032 und wir haben tatsächlich bis zum Mittag gewartet. 305 00:30:47,033 --> 00:30:58,399 Und das war am 12., ich glaube Oktober, nein September, am 12. September, an einem S..., Samstag, Sonntag. 306 00:30:58,400 --> 00:31:06,766 Ich habe also gegen elf, kurz nach zehn, 307 00:31:06,767 --> 00:31:10,499 die Schläuche über die Esse geworfen 308 00:31:10,500 --> 00:31:22,766 und am Sonntag war ich schon gegen zehn in, morgens, in Saalfeld. 309 00:31:22,767 --> 00:31:30,099 Ja, er arbeitete bei der Firma ähm, die... 310 00:31:30,100 --> 00:31:37,432 die präzise, ich weiß nicht, ob sie Gläser oder irgend so etwas herstellte, helfen Sie mir, ähm. 311 00:31:37,433 --> 00:31:39,166 IV: Feinmechanik..., Optik? 312 00:31:39,167 --> 00:31:44,232 EB: Optik. Dort arbeitete er an irgendwelchen solchen Geräten. 313 00:31:44,233 --> 00:31:53,566 Na ja, ich kam also dahin und Honzik [Jan] kaufte dann Fahrkarten nach Leipzig. 314 00:31:53,567 --> 00:31:59,999 Zu der Zeit durfte man keine Fahrscheine für Strecken kaufen, die länger waren, 315 00:32:00,000 --> 00:32:04,666 als, ich glaube, bis 40 Kilometer 316 00:32:04,667 --> 00:32:08,199 – also nur für eine bestimmte Entfernung. 317 00:32:08,200 --> 00:32:10,499 Wir haben es also riskiert. 318 00:32:10,500 --> 00:32:13,599 Es tauchte bis zu diesem Zeitpunkt keiner mehr auf. 319 00:32:13,600 --> 00:32:18,732 Und so haben wir nicht mehr länger gewartet und sind losgefahren. 320 00:32:18,733 --> 00:32:26,766 In Leipzig, äh dort hielt der Zug an und man ging so hindurch, 321 00:32:26,767 --> 00:32:30,232 denn das ist quasi ein Endbahnhof, geschlossen, 322 00:32:30,233 --> 00:32:33,566 wie der Masaryk-Bahnhof hier in Prag. 323 00:32:33,567 --> 00:32:39,599 Und dort war halt in, in einer Art Verkaufsstand eine Frau 324 00:32:39,600 --> 00:32:43,232 und die gab die Anschlussfahrscheine aus, ja? 325 00:32:43,233 --> 00:32:46,999 Ich bin also da rein: "Zweimal nach ähm Brück" [Brüx]. 326 00:32:47,000 --> 00:32:55,532 Also gab sie mir zwei von denen, ich glaube, das kostete damals 15, 12 oder 15 Mark, ich weiß gar nicht mehr. 327 00:32:55,533 --> 00:33:00,232 Und wir fuhren mit dem Schnellzug nach Most [Brüx]. 328 00:33:00,233 --> 00:33:09,732 In Most kamen wir äh früh morgens an, no..., es dämmerte. 329 00:33:09,733 --> 00:33:17,466 Von Most aus fuhren dann schon ein paar mehr Leute mit, sie kamen vereinzelt, 330 00:33:17,467 --> 00:33:20,566 es waren wohl Arbeiter oder was. 331 00:33:20,567 --> 00:33:27,932 Deshalb trauten wir uns nicht gerade, auf äh... direktem Wege in die Stadt zu gehen. 332 00:33:27,933 --> 00:33:30,932 Also gingen wir irgendwie von der Seite hin. 333 00:33:30,933 --> 00:33:33,466 Und dann gingen wir irgendeine Straße entlang. 334 00:33:33,467 --> 00:33:37,966 Ich bin seitdem nicht mehr dort gewesen, aber es war eine Straße zum Friedhof. 335 00:33:37,967 --> 00:33:40,466 Ich weiß, dass es bergauf ging. 336 00:33:40,467 --> 00:33:44,732 Und es war bereits am Tage, vormittags. 337 00:33:44,733 --> 00:33:51,732 Damals marschierte da, äh. die Hitlerjugend. 338 00:33:51,733 --> 00:33:55,032 Die trommelten, pfiffen da, 339 00:33:55,033 --> 00:34:05,499 ja und v.., auf dem Bürgersteig kam uns irgendein älterer Herr mit Hut entgegen. 340 00:34:05,500 --> 00:34:09,732 Er hat ihn nicht abgenommen. 341 00:34:09,733 --> 00:34:17,832 Und aus dem Trupp der Hitlerjugend liefen zwei Halunken heraus 342 00:34:17,833 --> 00:34:24,167 und sie stießen ihm den Hut herunter und sie verprügelten ihn. Stopp. 343 00:34:24,833 --> 00:34:25,732 IV: Pause? 344 00:34:25,733 --> 00:34:32,000 CM: Danke. Ja, ja, ja.