1 00:00:01,933 --> 00:00:05,632 IV: Frau Hošková, Sie haben erwähnt, dass Sie eigentlich Malerei studiert haben. 2 00:00:05,633 --> 00:00:10,899 Zeigten sich Ihre Lebenserfahrungen auch in Ihren abgebildeten Themen? 3 00:00:10,900 --> 00:00:14,366 HH: Nicht nur, dass sie sich gezeigt haben, sie zeigen sich bis heute. 4 00:00:14,367 --> 00:00:16,099 Das geht nämlich nicht anders. 5 00:00:16,100 --> 00:00:20,332 So vielleicht: Gleich nach dem Krieg, oder, nicht nach dem Krieg, gleich nach dem Schulabschluss, 6 00:00:20,333 --> 00:00:23,232 da habe ich normal gemalt, was man so malt – 7 00:00:23,233 --> 00:00:28,199 Stillleben und Porträts und Landschaften, einfach unterschiedliche Themen, 8 00:00:28,200 --> 00:00:32,166 aber das ging bis in die 60er Jahre. 9 00:00:32,167 --> 00:00:38,299 Erst in den 60er Jahren habe ich begonnen... Da fühlte ich mich wohl reif genug, 10 00:00:38,300 --> 00:00:41,432 um all dies ausdrücken zu können, 11 00:00:41,433 --> 00:00:46,099 oder es waren auch nach der Schule mehr oder minder noch solche Schülerarbeiten. 12 00:00:46,100 --> 00:00:50,799 Und in den 60er Jahren bin ich dann definitiv zu dieser Thematik zurückgekehrt 13 00:00:50,800 --> 00:00:53,732 und habe einen Zyklus gemalt. 14 00:00:53,733 --> 00:00:55,899 Ich habe ihn „Kalvarienberg“ genannt, 15 00:00:55,900 --> 00:01:01,366 das war symbolisch, es war einfach ein Kreuzweg, 16 00:01:01,367 --> 00:01:08,099 ja, einfach ein Kreuzweg, aber im 20. Jahrhundert, da waren es einfach die einzelnen Stationen. 17 00:01:08,100 --> 00:01:11,732 Das habe ich also gemacht, ich hatte einfach das Gefühl, 18 00:01:11,733 --> 00:01:16,066 dass ich mich irgendwie mit diesem Thema über die Bilder auseinandersetzen muss. 19 00:01:16,067 --> 00:01:17,699 Und dann hatte ich genug davon, 20 00:01:17,700 --> 00:01:19,632 und ich wollte das nicht mehr malen, 21 00:01:19,633 --> 00:01:22,499 und ich wusste einfach nicht, wie weiter, 22 00:01:22,500 --> 00:01:26,399 und das war – ich hatte... das war am Ende der 60er Jahre, 23 00:01:26,400 --> 00:01:30,966 das war die kurze Zeit, wo sich die politische Situation so etwas entspannte – 24 00:01:30,967 --> 00:01:36,732 da wurde ein israelisches Stipendium für einen tschechischen Künstler ausgeschrieben. 25 00:01:36,733 --> 00:01:40,666 Mir wäre das vielleicht gar nicht eingefallen, doch meine Freunde, Kollegen, ja, die Freunde sagten: 26 00:01:40,667 --> 00:01:43,166 „Melde dich, das ist doch, das ist doch ein Stipendium für dich.“ 27 00:01:43,167 --> 00:01:48,066 Und so habe ich das gemacht, ich habe wirklich als Einzige das Stipendium bekommen, 28 00:01:48,067 --> 00:01:50,999 das war riesiges Glück, das war so eine kurze Zeit… 29 00:01:51,000 --> 00:01:53,532 Ich war in Israel, ich war zehn Wochen dort, 30 00:01:53,533 --> 00:01:57,999 und ich hatte wirklich das Gefühl, dass ich diese Thematik endgültig überwunden habe. 31 00:01:58,000 --> 00:02:01,899 Auf einmal gab es etwas völlig anderes, nicht wahr, Leben und Farben und alles, 32 00:02:01,900 --> 00:02:06,932 was vorher dunkel und traurig gewesen war, das war auf einmal fröhlich und in leuchtenden Farben 33 00:02:06,933 --> 00:02:10,332 und alles war schön, und so kam ich mit lauter Skizzen zurück, nicht wahr. 34 00:02:10,333 --> 00:02:13,832 Jetzt habe ich ein Jahr lang gemalt, ein Jahr später habe ich eine Ausstellung gemacht, 35 00:02:13,833 --> 00:02:16,332 das war das Jahr '68, 36 00:02:16,333 --> 00:02:21,999 im Mai, im Mai habe ich noch, sogar – das war ergreifend, da hatte ich eine Ausstellung. 37 00:02:22,000 --> 00:02:26,066 Die Ausstellung war damals in der Spanischen Synagoge in der Galerie, 38 00:02:26,067 --> 00:02:30,299 sie wurde von Gabriel Laub eröffnet und er spielte Petr Eben. 39 00:02:30,300 --> 00:02:32,499 Nun, das war einfach phantastisch. 40 00:02:32,500 --> 00:02:36,032 Und ich habe dann ein paar Angebote bekommen, 41 00:02:36,033 --> 00:02:38,132 so für Ausstellungen draußen, im Ausland. 42 00:02:38,133 --> 00:02:44,666 und das... das ging, das war August, so der zwanzigste, neunzehnte August etwa, 43 00:02:44,667 --> 00:02:47,966 daran erinnere ich mich genau, ich habe am Vormittag einen Vertrag unterschrieben, 44 00:02:47,967 --> 00:02:50,366 über eine Ausstellung in Deutschland. 45 00:02:50,367 --> 00:02:57,099 Na, und dann kam die Nacht des 20. Augusts {lacht}, und alles war auf einmal anders. 46 00:02:57,100 --> 00:02:59,332 und es war für 20 Jahre anders. 47 00:02:59,333 --> 00:03:04,999 Das war es, ja – vielleicht erzähle ich hier meine Kriegserfahrungen, 48 00:03:05,000 --> 00:03:07,899 denn wir waren in Prag, und meine Mutter war mit den Kindern unterwegs, 49 00:03:07,900 --> 00:03:10,732 das war ja noch, es war August, noch Ferien, 50 00:03:10,733 --> 00:03:13,766 sie war in Mariánska, dort in den Bergen. 51 00:03:13,767 --> 00:03:16,966 Und wir sind dann, nachts, raus auf die Straße gegangen 52 00:03:16,967 --> 00:03:21,166 und ich habe - mein erster Gedanke war, das war gerade die Kriegserfahrung, ich habe gesagt: 53 00:03:21,167 --> 00:03:24,932 „Ich muss zu den Kindern.“ Und mein Mann – der war, mein Mann war Musiker, 54 00:03:24,933 --> 00:03:27,799 er war Mitglied des Sinfonieorchesters des Tschechischen Rundfunks – 55 00:03:27,800 --> 00:03:31,299 auch er hatte seine männliche Pflicht, er sagte: „Ich muss zum Rundfunk.“ 56 00:03:31,300 --> 00:03:33,132 Er musste etwas tun, 57 00:03:33,133 --> 00:03:35,532 er ging mit mir auf den Bahnhof, wir gingen nach Prag-Florenc, 58 00:03:35,533 --> 00:03:40,332 und ich sagte: „Du geh,“ – er hatte die Bürgerpflicht, 59 00:03:40,333 --> 00:03:44,666 er ging also, die Heimat zu verteidigen, er ging, er musste zum Rundfunk – 60 00:03:44,667 --> 00:03:46,632 ich habe gesagt: „Du geh hin, wohin du willst, ich fahre zu den Kindern.“ 61 00:03:46,633 --> 00:03:51,299 Das war das erste was passiert ist, nicht wahr, dass die Familie so zerrissen wurde, 62 00:03:51,300 --> 00:03:55,566 das war also das Erste, was ich getan habe, und ich stieg in irgendeinen fürchterlichen, überfüllten Bus, 63 00:03:55,567 --> 00:04:00,999 der nicht ganz dahin fuhr, sondern so irgendwo nach Karlsbad. 64 00:04:01,000 --> 00:04:04,232 CM: Die Sicherung? {technische Unterbrechung} 65 00:04:04,233 --> 00:04:11,132 IV: Wir haben eigentlich bei den Ereignissen vom 20. auf den 21. August 1968 aufgehört, 66 00:04:11,133 --> 00:04:12,899 könnten Sie bitte fortfahren? 67 00:04:12,900 --> 00:04:17,432 HH: Sicher, das war also, wir standen in Prag-Florenc auf dem Bahnhof, 68 00:04:17,433 --> 00:04:21,299 und in meinem Mann siegte die männliche Pflicht, 69 00:04:21,300 --> 00:04:27,266 aber in mir das Mütterliche in Verbindung mit der Kriegserfahrung, 70 00:04:27,267 --> 00:04:30,966 ich habe gesagt: „Gut, geh dahin, wo du denkst, aber ich fahre zu den Kindern.“ 71 00:04:30,967 --> 00:04:34,732 Da bin ich mit viel Mühen, aber ich bin hingekommen. 72 00:04:34,733 --> 00:04:38,599 Nun, aber dann, dann war, dann war die Zeit schwierig. 73 00:04:38,600 --> 00:04:42,532 Ich habe, jetzt habe ich, ich hatte mit dem Krieg schon ein für alle Mal abgeschlossen, 74 00:04:42,533 --> 00:04:46,432 und ich wollte etwas Optimistisches, Neues malen, 75 00:04:46,433 --> 00:04:48,966 und es ging einfach nicht. 76 00:04:48,967 --> 00:04:53,332 Schon einfach das Wort „Israel“, das war Tabu, das durfte man gar nicht verwenden, 77 00:04:53,333 --> 00:04:56,032 und so durfte ich mit den Bildern überhaupt nicht raus, 78 00:04:56,033 --> 00:04:58,632 und ich hatte überhaupt keine Lust mehr, weiter zu malen. 79 00:04:58,633 --> 00:05:02,799 Ich habe gesagt: „Das, was ich möchte, kann ich nicht, das, was ich möchte, darf ich nicht.“ 80 00:05:02,800 --> 00:05:06,132 Und so habe ich aufgehört, überhaupt etwas zu tun. 81 00:05:06,133 --> 00:05:10,432 Und dann war es ein großer Zufall, eine meiner ehemaligen Kolleginnen aus der Schule 82 00:05:10,433 --> 00:05:15,599 lehrte an einer Volks-Kunstschule und fuhr dann in den Urlaub, 83 00:05:15,600 --> 00:05:17,899 zumindest angeblich fuhr sie in die Schweiz. 84 00:05:17,900 --> 00:05:22,666 Und ich wollte nie unterrichten, ich hatte zwar so eine Prüfung dafür, 85 00:05:22,667 --> 00:05:25,266 das hatte ich, wir hatten ja Pädagogik an der Schule, 86 00:05:25,267 --> 00:05:30,099 aber ich wollte es nie machen, ich hatte immer fürchterliches Lampenfieber vor einem Publikum – 87 00:05:30,100 --> 00:05:33,599 na, und sie sagte dann: „Hör mal, würdest du das nicht für mich so für zwei Monate übernehmen?“ 88 00:05:33,600 --> 00:05:38,832 Ich habe gesagt: „Na gut, für zwei Monate...“ Na, und sie hat dann natürlich geschrieben, dass sie nicht mehr zurückkommt, 89 00:05:38,833 --> 00:05:44,399 und ich blieb 14 Jahre an der Schule, und so unterrichtete ich an der Kunstschule. 90 00:05:44,400 --> 00:05:50,199 Aber dann so gegen Ende, wenn man was macht und versucht, das auch noch anständig zu tun, 91 00:05:50,200 --> 00:05:54,166 dann bin ich drauf gekommen, dass ich dann nur noch an die Kinderarbeiten dachte 92 00:05:54,167 --> 00:05:56,699 und nur daran, und dann begann es mich zu stören. 93 00:05:56,700 --> 00:05:59,766 So kehrte ich dann also zu meiner Arbeit zurück, 94 00:05:59,767 --> 00:06:03,699 aber da waren dann aber nicht mehr die Sonne und die leuchtenden Farben, 95 00:06:03,700 --> 00:06:07,232 sondern ich war dann schon wieder da zurück, wo ich vorher gewesen war, 96 00:06:07,233 --> 00:06:09,966 aber das war schon wieder etwas anderes. 97 00:06:09,967 --> 00:06:12,666 Natürlich war ich auch künstlerisch ein Stück weiter, 98 00:06:12,667 --> 00:06:19,466 und die Themen waren ähnlich, aber sie sprachen nicht mehr nur von der Vergangenheit, 99 00:06:19,467 --> 00:06:24,732 sondern sie sprachen und sprechen bis heute auch über die Zukunft. 100 00:06:24,733 --> 00:06:29,032 Das heißt also, ich kehre zu den Themen zurück, ich verarbeite sie anders, 101 00:06:29,033 --> 00:06:37,132 ich suche darin Wege und will erzählen, nicht was war, sondern: „Schauen Sie, was passieren konnte und was nicht mehr passieren darf.“ 102 00:06:37,133 --> 00:06:41,399 Das ist eigentlich der Weg meiner Kunst. 103 00:06:41,400 --> 00:06:46,166 Und das ist vielleicht, das sollte ich wohl erwähnen, dass eigentlich nach dem Krieg – 104 00:06:46,167 --> 00:06:50,466 wir haben uns... wie ich schon gesagt habe – wir fühlten uns gar nicht so glücklich, 105 00:06:50,467 --> 00:06:54,299 und sogar überleben, äh... das ist nicht so einfach, 106 00:06:54,300 --> 00:06:57,166 und wir haben das eher als Verpflichtung angesehen. 107 00:06:57,167 --> 00:07:01,599 Wir haben uns jeder, wohl auch ich, und ich denke, auch die anderen, die Frage gestellt: „Warum gerade ich?“ 108 00:07:01,600 --> 00:07:07,166 Es gab doch so viele andere, bessere, begabtere, fähigere Menschen, warum ich? 109 00:07:07,167 --> 00:07:10,199 Aber das Leben muss eben irgendeinen Sinn haben, 110 00:07:10,200 --> 00:07:12,866 und so habe ich begonnen - vielleicht rede ich mir das aber auch nur ein - 111 00:07:12,867 --> 00:07:17,366 aber ich habe mir gesagt, dass der Sinn wohl darin lag, dass ich vielleicht die Fähigkeit besitze, 112 00:07:17,367 --> 00:07:24,166 etwas von der Zeit zu erzählen und Zeugnis abzulegen, 113 00:07:24,167 --> 00:07:29,799 und dass ich das als Malerin kann, eben durch das Malen, 114 00:07:29,800 --> 00:07:36,332 und so habe ich mir das zum Ziel gesetzt, und jetzt suche ich darin irgendwie den Sinn meines Lebens. 115 00:07:36,333 --> 00:07:41,766 IV: Nun, das ist ein sehr bemerkenswerter und interessanter Sinn Ihres Lebens. 116 00:07:41,767 --> 00:07:50,466 Sie haben erwähnt, dass Sie eigentlich Probleme mit Ausstellungen und überhaupt mit freiem Schaffen hatten. 117 00:07:50,467 --> 00:07:56,466 Wenn ich mich nicht irre, so betraf das eigentlich auch Ihren Professor damals an der Schule, Herrn Professor Filla? 118 00:07:56,467 --> 00:07:58,899 HH: Nun ja, nicht nur ich hatte Probleme. 119 00:07:58,900 --> 00:08:00,666 Probleme hatte, glaube ich, vor allerm er. 120 00:08:00,667 --> 00:08:02,832 Und ich denke, das war auch einer der Gründe, 121 00:08:02,833 --> 00:08:06,332 weshalb ich mir gerade ausgesucht habe, dass ich in die Schule von Emil Filla will. 122 00:08:06,333 --> 00:08:11,499 Weil es mich zu ihm, einmal auch seine Malweise, aber auch das Schicksal zu ihm zog, 123 00:08:11,500 --> 00:08:14,632 denn er war ja auch etwa fünf Jahre in einem Konzentrationslager gewesen. 124 00:08:14,633 --> 00:08:18,899 Und vor allem haben sie es ihm verwehrt – ich stand am Anfang, 125 00:08:18,900 --> 00:08:20,432 ich suchte erst nach Wegen. 126 00:08:20,433 --> 00:08:25,766 Er war schon so ein Künstler und hatte so viel politisch getan, 127 00:08:25,767 --> 00:08:28,166 und sie haben ihn vollständig ausgeschaltet. 128 00:08:28,167 --> 00:08:30,432 Sie haben ihn zwar nicht von der Schule geworfen, 129 00:08:30,433 --> 00:08:33,666 sie haben zum Beispiel Bauch rausgeworfen, 130 00:08:33,667 --> 00:08:40,999 sie haben Leute rausgeworfen, die malten..., die nicht bereit waren, den sozialistischen Realismus zu malen, 131 00:08:41,000 --> 00:08:42,866 was damals in war. 132 00:08:42,867 --> 00:08:48,666 Filla hat man zwar nicht rausgeworfen, aber sie haben ihn in dem eingeschränkt, was er tun wollte. 133 00:08:48,667 --> 00:08:53,632 Er hat sogar heimlich ein paar Schüler zu sich in die Wohnung eingeladen 134 00:08:53,633 --> 00:08:57,566 und uns gezeigt, was er machte – er malte damals Lieder und so – 135 00:08:57,567 --> 00:09:00,099 das war, das war eigentlich seine Privatsache, 136 00:09:00,100 --> 00:09:03,732 und offiziell malte er dann das Mittelgebirge und so. 137 00:09:03,733 --> 00:09:09,699 Ihn hat das kaputt gemacht, er war sowieso mit angeknackster Gesundheit aus dem Konzentrationslager wiedergekommen, 138 00:09:09,700 --> 00:09:12,732 und ich denke, diese Verhältnisse haben ihn kaputt gemacht. 139 00:09:12,733 --> 00:09:17,332 Aber das war auch der Grund, weshalb ich mich ihm so verbunden fühlte, 140 00:09:17,333 --> 00:09:19,499 deshalb also wollte ich in seine Schule. 141 00:09:19,500 --> 00:09:22,699 Leider starb er dann, als ich im zweiten Studienjahr war, 142 00:09:22,700 --> 00:09:26,832 und so habe ich das Studium bei Professor Fišárek abgeschlossen 143 00:09:26,833 --> 00:09:29,099 und ein Monumentalgemälde angefertigt. 144 00:09:29,100 --> 00:09:32,966 Nun, das mit den Ausstellungen – na, das, ich habe gemalt, 145 00:09:32,967 --> 00:09:37,332 als ich das Lager gemalt habe und so, das heißt, es ging nicht ganz, 146 00:09:37,333 --> 00:09:39,966 dass sie mir diese Sachen verboten hätten. 147 00:09:39,967 --> 00:09:42,932 Und vielleicht war das auch einer der Gründe, 148 00:09:42,933 --> 00:09:45,499 weshalb man mir erlaubte, nach Israel zu reisen, weil das, 149 00:09:45,500 --> 00:09:50,499 weil das nicht ging, offiziell dagegen zu sein, das ging nicht. 150 00:09:50,500 --> 00:09:54,566 Das war vielleicht auch etwa der Grund, weshalb ich das Stipendium bekam. 151 00:09:54,567 --> 00:09:59,032 Aber „Israel“ auszustellen, das ging nicht, und so habe ich einfach nur unterrichtet. 152 00:09:59,033 --> 00:10:01,966 Nun, und dann kam ich wieder auf die Thematik zurück 153 00:10:01,967 --> 00:10:08,866 und bin darauf gekommen – manchmal versuche ich, aus dieser Thematik etwas auszubrechen, 154 00:10:08,867 --> 00:10:13,966 denn meine Tochter sagt immer: „Warum hast du denn kein Bild, das ich mir ins Wohnzimmer hängen könnte? 155 00:10:13,967 --> 00:10:15,966 Du hast lauter traurige Bilder.“ 156 00:10:15,967 --> 00:10:19,299 Und so strenge ich mich manchmal an, manchmal mache ich was. 157 00:10:19,300 --> 00:10:23,899 Aber dann sage ich mir: „Na, solche Blumen und so, das kann doch jeder malen, und das, was ich mache...“ 158 00:10:23,900 --> 00:10:27,566 Aber das sind wirklich – bei mir hängen einige von denen, 159 00:10:27,567 --> 00:10:29,599 denn ich habe eine persönliche Beziehung dazu, 160 00:10:29,600 --> 00:10:34,999 aber ich denke nicht, dass sich die Leute solche Bilder ins Wohnzimmer hängen würden. 161 00:10:35,000 --> 00:10:38,999 Das sind eher Bilder fürs Museum oder so. 162 00:10:39,000 --> 00:10:45,632 IV: Na, es ist ja vor allem wichtig, dass die Leute die Bilder anschauen und darüber nachdenken, 163 00:10:45,633 --> 00:10:46,432 HH: Ja, genau... 164 00:10:46,433 --> 00:10:47,932 IV: Dazu sind sie ja da. HH: Ganz genau. 165 00:10:47,933 --> 00:10:52,332 IV: Ich wollte noch mal zurückkommen, eigentlich auf die Zeit vor den 60er Jahren, 166 00:10:52,333 --> 00:10:56,866 als es schon ein paar Konflikte mit dem kommunistischen System gab. 167 00:10:56,867 --> 00:11:03,366 Wie sah Ihre politische Ausrichtung aus, nachdem Sie im Jahre fünfundvierzig zurückgekehrt waren? 168 00:11:03,367 --> 00:11:05,599 HH: Wir waren ja im Prinzip noch Kinder. 169 00:11:05,600 --> 00:11:08,432 Wir sind dort, wir sind ja in Theresienstadt aufgewachsen, 170 00:11:08,433 --> 00:11:11,866 verschiedene Erzieher haben sich um uns gekümmert. 171 00:11:11,867 --> 00:11:15,899 Das waren junge Leute, das waren, die waren ein paar Jahre älter als wir. 172 00:11:15,900 --> 00:11:23,566 Und sie hatten verschiedene politische Ausrichtungen, und sie beeinflussten uns in allem, und wir haben das absorbiert, alles, 173 00:11:23,567 --> 00:11:27,799 so haben wir das alles absorbiert – einige waren Zionisten und andere Kommunisten 174 00:11:27,800 --> 00:11:31,466 und einige waren, ich weiß nicht, so nationale Sozialisten 175 00:11:31,467 --> 00:11:33,932 und wir haben einfach alles aufgesaugt. 176 00:11:33,933 --> 00:11:38,066 Wir haben die Hora gesungen, einen israelischen Nationaltanz, 177 00:11:38,067 --> 00:11:40,532 gleich darauf tanzten wir die Beseda {einen tschechischen Gesellschaftstanz}, 178 00:11:40,533 --> 00:11:44,066 und wir sangen „vom Land am Pol“ {sozialistisches Lied nach F.K.Neumann} und dann wieder etwas von Israel. 179 00:11:44,067 --> 00:11:47,066 Wir hatten das alles zusammen, wir waren davon beeinflusst. 180 00:11:47,067 --> 00:11:53,032 Ich glaube, alle zusammen haben in uns die besten menschlichen Eigenschaften kultiviert, 181 00:11:53,033 --> 00:11:55,066 die wir gelernt haben. 182 00:11:55,067 --> 00:11:59,932 Und man muss auch sagen, dass wir, obwohl uns die Schulbildung fehlte, 183 00:11:59,933 --> 00:12:03,466 dass wir eine Schule des Lebens absolviert haben – 184 00:12:03,467 --> 00:12:07,899 wir lernten Freundschaft und Toleranz und Rücksicht, 185 00:12:07,900 --> 00:12:12,366 und das ist..., wenn man heute davon redet, so sind das heute fast Phrasen. 186 00:12:12,367 --> 00:12:16,932 Aber wir haben das wirklich alles erlebt, und wir haben, so denke ich, das geschafft, 187 00:12:16,933 --> 00:12:18,032 und darin sind wir aufgewachsen. 188 00:12:18,033 --> 00:12:21,732 Natürlich sahen wir in dem, was damals war, 189 00:12:21,733 --> 00:12:28,066 die Zukunft, wir sahen, dass das ein Weg war, nicht wahr, dass eine Gesellschaft entsteht, 190 00:12:28,067 --> 00:12:30,832 in der es keine Nationalitätenunterschiede mehr gibt, 191 00:12:30,833 --> 00:12:34,532 in der, oder Antisemitismus, in der es keinen Hass gibt. 192 00:12:34,533 --> 00:12:38,632 Wir haben das – das sah so aus, und wir haben es geglaubt. 193 00:12:38,633 --> 00:12:41,166 Ich war nie in der Partei, 194 00:12:41,167 --> 00:12:47,399 aber wir alle strebten danach, und wir gingen natürlich auch davon aus, 195 00:12:47,400 --> 00:12:51,132 manchmal waren das, bei mir ging das glücklicherweise nicht ganz so weit, 196 00:12:51,133 --> 00:12:53,799 aber es gab Leute, die sich wirklich in dieser Richtung engagierten, 197 00:12:53,800 --> 00:12:55,966 und dann gab es persönliche Tragödien, 198 00:12:55,967 --> 00:13:01,332 denn sie waren zum Beispiel in Theresienstadt erzogen worden und meinten das wirklich so, 199 00:13:01,333 --> 00:13:04,666 und dann kamen sie drauf, dass alles anders war, 200 00:13:04,667 --> 00:13:08,466 und manchmal endete das mit Selbstmord, und das waren dann persönliche Tragödien. 201 00:13:08,467 --> 00:13:13,399 Ich habe das also damals so gespürt, ich bin nie in die Partei eingetreten, 202 00:13:13,400 --> 00:13:15,632 was dann letztlich mein Glück war. 203 00:13:15,633 --> 00:13:23,699 Und dadurch, dass ich eigentlich das hier gemacht habe, so konnte sich das nicht ganz gegen mich richten. 204 00:13:23,700 --> 00:13:29,499 IV: Jetzt haben wir die ganze Zeit über Ihre berufliche Laufbahn gesprochen, 205 00:13:29,500 --> 00:13:35,666 wenn Sie vielleicht noch mit einigen Worten etwas zu Ihrem persönlichen Leben nach Ihrer Rückkehr sagen könnten? 206 00:13:35,667 --> 00:13:40,999 HH: Nun, zum persönlichen Leben – ich habe während, noch während meines Studiums 207 00:13:41,000 --> 00:13:43,132 meinen Mann kennen gelernt. 208 00:13:43,133 --> 00:13:49,066 Sehr prosaisch, weil wir in dieselbe Mensa gingen. 209 00:13:49,067 --> 00:13:53,932 In der juristischen Fakultät befand sich eine Studentenmensa, und dort waren immer lange Schlangen, 210 00:13:53,933 --> 00:13:56,932 und so standen wir in der Schlange. 211 00:13:56,933 --> 00:13:59,566 Und so haben wir uns in der Essensschlange kennen gelernt. 212 00:13:59,567 --> 00:14:05,899 Vielleicht hat er mich etwas... aber da bin ich schon wieder etwas woanders – 213 00:14:05,900 --> 00:14:08,999 was Sie vielleicht nicht erwartet haben – denn ich suchte jemanden, 214 00:14:09,000 --> 00:14:12,132 der Verständnis für diese Dinge hatte, die ich erlebt hatte. 215 00:14:12,133 --> 00:14:15,966 Und die Familie meines Mannes, mein Mann war kein Jude, 216 00:14:15,967 --> 00:14:17,999 er stammte aus einer katholischen Familie, 217 00:14:18,000 --> 00:14:22,566 und seine Familie war zu dieser Zeit wieder ganz anders verfolgt. 218 00:14:22,567 --> 00:14:26,866 Und so hatte ich fast mein ganzes Leben lang mit Gefängnissen zu tun, 219 00:14:26,867 --> 00:14:30,532 weil seine Familie wieder aus diesen Gründen im Gefängnis war, 220 00:14:30,533 --> 00:14:34,699 und sein Bruder war inhaftiert und sein Schwager auch. 221 00:14:34,700 --> 00:14:38,166 Und als er mir das erzählte, da war dann auf einmal eine Nähe, 222 00:14:38,167 --> 00:14:41,132 die Gefängnisse standen mir immer irgendwie nah, 223 00:14:41,133 --> 00:14:45,766 und so hab ich mich sogar meinem Schwager vorgestellt, 224 00:14:45,767 --> 00:14:48,166 dem Bruder meines Mannes, ich bin ins Gefängnis gegangen, 225 00:14:48,167 --> 00:14:51,532 und als unser erster Sohn geboren wurde, da war der Schwager, 226 00:14:51,533 --> 00:14:55,599 der mehrere Lager durchlaufen hat, gerade zu der Zeit in Prag-Pankratz. 227 00:14:55,600 --> 00:14:59,766 Und so sind wir nach Prag-Pankratz gefahren und haben ihm dort unseren kleinen Sohn gezeigt {lacht}. 228 00:14:59,767 --> 00:15:02,699 So haben wir uns, so haben wir uns kennen gelernt, 229 00:15:02,700 --> 00:15:05,766 und ich bin also lange nicht aus den Gefängnissen raus gekommen. 230 00:15:05,767 --> 00:15:11,366 Nun, und mein Mann war damals, mein Mann war Musiker und Mitglied – er spielte Kontrabass – 231 00:15:11,367 --> 00:15:16,799 Mitglied des Sinfonieorchesters des Tschechischen Rundfunks. 232 00:15:16,800 --> 00:15:20,566 Ich habe '54 geheiratet, 233 00:15:20,567 --> 00:15:26,566 und '55, da war ich noch im letzten Studienjahr {lacht}, 234 00:15:26,567 --> 00:15:32,232 das kam etwas zu früh, denn ich habe vorzeitig Zwillinge bekommen, 235 00:15:32,233 --> 00:15:37,066 als ich im letzten Studienjahr war. 236 00:15:37,067 --> 00:15:40,166 Dann musste ich für ein Jahr unterbrechen, 237 00:15:40,167 --> 00:15:42,232 und dann habe ich das Studium irgendwie abgeschlossen. 238 00:15:42,233 --> 00:15:47,499 Nun, und mein Sohn – von den Zwillingen ist nur einer übrig geblieben, mein Sohn – 239 00:15:47,500 --> 00:15:54,332 mein Sohn ist Jiří Hošek, heute ein bekannter Violoncellist und Pädagoge, 240 00:15:54,333 --> 00:15:57,632 Dozent an der Akademie musischer Künste. 241 00:15:57,633 --> 00:16:02,499 Er hat zwei Töchter, eine von ihnen studiert Cello, 242 00:16:02,500 --> 00:16:06,732 sie hat jetzt gerade ein Halbjahresstipendium in Paris, 243 00:16:06,733 --> 00:16:10,032 und die zweite besucht eine Kunstschule. 244 00:16:10,033 --> 00:16:15,799 Sie hat dieses Jahr begonnen... Sie hat die Kunstgewerbliche Mittelschule absolviert und hat jetzt mit dem Studium in Pilsen begonnen. 245 00:16:15,800 --> 00:16:18,799 Und ich habe eine Tochter, sie ist 4,5 Jahre jünger, 246 00:16:18,800 --> 00:16:22,566 die hat Sprachen und Geschichte studiert und wollte.... und ist Fremdenführerin. 247 00:16:22,567 --> 00:16:26,266 Die hat eine Tochter, die weiß noch nicht genau, was sie machen will, 248 00:16:26,267 --> 00:16:31,199 bislang besucht sie mit Erfolg das Kepler-Gymnasium in Prag, 249 00:16:31,200 --> 00:16:36,766 sie ist, sie wird 17 – eine Enkelin ist 24, die zweite 20 und die jüngste 17. 250 00:16:36,767 --> 00:16:40,932 IV: Wie es scheint, kommt man in ihrer Familie um eine künstlerische Bildung 251 00:16:40,933 --> 00:16:44,766 nicht herum, wenn ich das so höre. 252 00:16:44,767 --> 00:16:53,099 Aber außerdem sind Sie sehr aktiv, was die Kunst betrifft, 253 00:16:53,100 --> 00:17:00,232 Sie sind aber auch als Zeitzeugin engagiert und fahren zu verschiedenen Treffen. 254 00:17:00,233 --> 00:17:01,999 Was bringt sie dazu? 255 00:17:02,000 --> 00:17:06,966 HH: {seufzt} Dieses Gefühl der Verantwortung, das habe ich schon gesagt. 256 00:17:06,967 --> 00:17:11,832 Denn das ist sicher kein Hobby, 257 00:17:11,833 --> 00:17:13,999 kein Steckenpferd, dass ich gern machen würde. 258 00:17:14,000 --> 00:17:19,799 Wir haben sogar viele Jahre versucht, nicht darüber zu reden, das zu vergessen, 259 00:17:19,800 --> 00:17:22,199 oder wir haben eben einfach... wir haben das nicht so sehr gelebt. 260 00:17:22,200 --> 00:17:26,599 Doch in den letzten Jahren – das wollte ja gar niemand hören, 261 00:17:26,600 --> 00:17:32,166 dafür hat sich niemand interessiert – und nach der Revolution interessieren sich auf einmal alle dafür. 262 00:17:32,167 --> 00:17:35,099 Nicht nur in Tschechien, natürlich kommen viele Ausländer hierher, 263 00:17:35,100 --> 00:17:41,099 es kommen auch viele Deutsche, und das war auch ein großes... Dilemma… 264 00:17:41,100 --> 00:17:45,599 Denn als ich dann eingeladen wurde..., das erste Mal nach Deutschland eingeladen wurde… 265 00:17:45,600 --> 00:17:51,266 Das war ziemlich schwer, obwohl das schon viele Jahre nach dem Krieg war. 266 00:17:51,267 --> 00:17:55,499 Wie viele, 40, fast 50 Jahre, als ich das erste Mal wieder nach Deutschland reiste. 267 00:17:55,500 --> 00:17:58,799 Und ich mache nie... auch wenn ich heute hinfahre, 268 00:17:58,800 --> 00:18:01,466 da erinnere ich sie immer wieder daran, 269 00:18:01,467 --> 00:18:07,666 dass das für mich nicht einfach ist, dass das für mich immer mit diesen Erinnerungen verbunden bleibt, 270 00:18:07,667 --> 00:18:11,766 ich passiere die verschiedenen Bahnhöfe, dann sehe ich dort die Richtung „Oranienburg“ 271 00:18:11,767 --> 00:18:14,699 und die Richtung „dorthin“, die Erinnerungen sind einfach da. 272 00:18:14,700 --> 00:18:19,232 Und die Sprache auch ein bisschen, aber das habe ich schon überwunden. 273 00:18:19,233 --> 00:18:23,699 Aber heute gibt es schon die zweite und ich spreche heute auch schon mit der dritten Generation, 274 00:18:23,700 --> 00:18:26,799 und ich habe das Gefühl, dass die dritte Generation, 275 00:18:26,800 --> 00:18:29,466 dass sie das ernst nimmt, und dass sie nichts dafür kann. 276 00:18:29,467 --> 00:18:35,099 Und ich beginne immer nicht mit meinen Worten, 277 00:18:35,100 --> 00:18:37,766 sondern mit Worten, die von Elie Wiesel sind, 278 00:18:37,767 --> 00:18:39,666 und so sage ich zu ihnen: 279 00:18:39,667 --> 00:18:44,766 „Ihr seid nicht für eure Vergangenheit verantwortlich, aber ihr seid für eure Zukunft verantwortlich, 280 00:18:44,767 --> 00:18:48,032 und um eurer Zukunft willen müsst ihr eure Vergangenheit kennen.“ 281 00:18:48,033 --> 00:18:50,899 So in etwa spreche ich mit den jungen Leuten, und ich bin dazu in der Lage, 282 00:18:50,900 --> 00:18:52,766 denn als ich das erste Mal hinfuhr, 283 00:18:52,767 --> 00:18:58,099 da hat zum Beispiel meine jüngste Enkelin, sie ist jetzt 17, damals war sie 8, 284 00:18:58,100 --> 00:19:02,166 hat gesagt: „Du fährst nach Deutschland? Wie kannst du denn bitteschön mit den Deutschen befreundet sein, 285 00:19:02,167 --> 00:19:03,866 die solch schreckliche Sachen gemacht haben?“ 286 00:19:03,867 --> 00:19:08,432 Und da habe ich gesagt: „Na ja, aber sie sind ja genauso alt wie du und sie konnten doch...“ 287 00:19:08,433 --> 00:19:12,432 Ich kann das so also tun. Es ist ein Gefühl, ein Gefühl der Verantwortung. 288 00:19:12,433 --> 00:19:16,532 Und es ist ein Pflichtgefühl, einer Pflicht denen gegenüber, die – 289 00:19:16,533 --> 00:19:20,032 wir sprechen ja nicht für uns und in unserem Namen, 290 00:19:20,033 --> 00:19:23,599 wir sprechen eigentlich für diejenigen, die nicht mehr sprechen können. 291 00:19:23,600 --> 00:19:26,066 Deshalb fahre ich dahin, deshalb tue ich das. 292 00:19:26,067 --> 00:19:31,499 Es erschöpft uns, es ermüdet uns, es wirft uns zurück. 293 00:19:31,500 --> 00:19:37,666 Wir – wir sind wenige – wir stehen immer in Kontakt, obwohl wir jetzt in verschiedenen Teilen der Welt leben. 294 00:19:37,667 --> 00:19:41,799 Jetzt besteht ja auch die Möglichkeit, dass wir uns treffen, sie kommen her und wir fahren hin, 295 00:19:41,800 --> 00:19:44,032 und so sehen wir uns jetzt recht häufig. 296 00:19:44,033 --> 00:19:46,066 Im Gegenteil, sogar immer häufiger, 297 00:19:46,067 --> 00:19:50,499 denn wir alle sind nun längst erwachsen, unsere Pflichten, 298 00:19:50,500 --> 00:19:52,966 die familiären Pflichten, haben wir längst erfüllt. 299 00:19:52,967 --> 00:19:56,732 Unsere Kinder sind schon erwachsen, wir haben alle schon erwachsene Enkel, 300 00:19:56,733 --> 00:20:01,232 uns braucht keiner mehr, wir sind fast alle Witwen, 301 00:20:01,233 --> 00:20:05,399 wir sind allein, und so treffen wir uns immer häufiger. 302 00:20:05,400 --> 00:20:10,632 Und wir sprechen über alles Mögliche und schließlich... enden wir... immer beim Lager. 303 00:20:10,633 --> 00:20:16,199 Wir leben eben immer noch in den Lagern und machen das alle und alle so. 304 00:20:16,200 --> 00:20:18,532 Das ist also der Grund, weshalb ich das tue. 305 00:20:18,533 --> 00:20:23,999 IV: Nun, eigentlich auch Ihrem Verantwortungsgefühl ist es zu verdanken, 306 00:20:24,000 --> 00:20:26,532 dass wir dieses Interview drehen konnten. 307 00:20:26,533 --> 00:20:29,499 Ich möchte Ihnen, Frau Hošková, wirklich sehr dafür danken, 308 00:20:29,500 --> 00:20:31,832 dass Sie Ihre Erinnerungen mit uns geteilt haben, 309 00:20:31,833 --> 00:20:35,732 und ich gebe Ihnen zum letzten Mal die Möglichkeit, wenn Sie jetzt zum Abschluss noch etwas sagen möchten. 310 00:20:35,733 --> 00:20:40,632 HH: Ich glaube, das war so erschöpfend, dass ich mich an nichts mehr erinnere. 311 00:20:40,633 --> 00:20:42,499 IV: Gut, dann danke ich Ihnen noch einmal herzlich. 312 00:20:42,500 --> 00:20:46,767 HH: Bitte.