1 00:00:00,567 --> 00:00:08,732 MA: Kamera läuft. Wir müssen vorher...Die Beata muss vor die Kamera, sich zu ihm kurz... 2 00:00:08,733 --> 00:00:09,266 IV: Achso.. 3 00:00:09,267 --> 00:00:11,299 MA: Und immer die Einleitung, sozusagen. 4 00:00:11,300 --> 00:00:12,232 IV: Also, ich muss zu ihm hin. 5 00:00:12,233 --> 00:00:28,799 MA: Ja. sozusagen. Weil es... Man sollte mit ihm im Bild sein... (???) 6 00:00:28,800 --> 00:00:40,666 IV: Guten Tag. Wir haben heute...Heute ist der 17. Juli 2014. Wir sind in der Gedenktätte, in der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg. 7 00:00:40,667 --> 00:00:48,399 Mein Name ist Beata Markiewicz. Ich werde ein Interview mit Herrn Jerzy Machowczyk aus Polen führen..hm. 8 00:00:48,400 --> 00:01:05,232 Jerzy Machowczyk ist am 31.Oktober 1923 geboren, In Kalisz, Polen. Und er wurde im August 1944 in das KZ Sachsenhausen eingeliefert hm.. 9 00:01:05,233 --> 00:01:14,999 Von dort ist er in das Flossenbürger Außenlager Brüx, registriert am 1. September 1944. 10 00:01:15,000 --> 00:01:29,199 Und er kam am 17. Oktober 1944 ins Außenlager Hersbrück und er wird in Dachau befreit. 11 00:01:29,200 --> 00:01:36,466 JM: Gut. Alles ist wahr. 12 00:01:36,467 --> 00:01:40,966 IV: Herr Jerzy, könnten Sie sich jetzt bitte selbst vorstellen. 13 00:01:40,967 --> 00:01:52,766 JM: Also ich heiße Jerzy Machowczyk, ich komme aus Kalisz, Polen...hmh. 14 00:01:52,767 --> 00:02:03,266 Bis zum Kriegsausbruch lebte ich in Kalisz, genauer gesagt bis Februar 1940. 15 00:02:03,267 --> 00:02:19,566 Im Februar flüchtete ich mit einer Freundin, die..., etwas älter als ich, über die grüne Grenze zum Generalgouvernement, 16 00:02:19,567 --> 00:02:25,432 weil Kalisz gehör... gehörte damals schon zum sog. Gauwartheland..uh. 17 00:02:25,433 --> 00:02:40,832 In Warschau lebte ich von 1940 bis zum 1. August 1944, also bis zum Ausbruch des Warschauer Aufstandes. 18 00:02:40,833 --> 00:02:48,699 in Warschau, da ich vor dem Krieg das Gymnasium abschloss, hatte ich das sog. kleine Abitur. 19 00:02:48,700 --> 00:03:05,566 In Warschau setzte ich die Lehre an der Staatlichen Fachschule für Elektrotechnik des 2. Grades fort. So wurde sie genannt. 20 00:03:05,567 --> 00:03:10,932 Die ich.. im Juni 1944 abschloss. 21 00:03:10,933 --> 00:03:24,999 Als ich in Warschau lebte, arbeitete ich selbstverständlich bei den Städtischen Verkehrsbetrieben als Elektriker in den Hauptwerkstätten. 22 00:03:25,000 --> 00:03:37,632 Am 1. August, am Tag des Beginns des Warschauer Aufstandes, wurde ich... Der Aufstand traf mich auf dem Poniatowski-Viadukt in Warschau. 23 00:03:37,633 --> 00:03:46,666 Von da aus gelangte ich mit Komplikationen zu einem der Gebäude in der Nähe des Viaduktes, 24 00:03:46,667 --> 00:03:51,432 das heißt... in der Czerwonego-Krzyża-Straße. 25 00:03:51,433 --> 00:04:00,432 Von dort aus wurden wir alle nach ein paar Tagen durch die deutsche Armee evakuiert. 26 00:04:00,433 --> 00:04:07,966 Eigentlich durch die SS zum Nationalmuse... Zum Gebäude des Nationalmuseums in Warschau. 27 00:04:07,967 --> 00:04:20,266 Ich war einige Tage im Gebäude des Nationalmuseums und von dort aus wurden wir in organisierter Gruppe... Das heißt 28 00:04:20,267 --> 00:04:29,466 wir gingen durch Warschau... Ähm zum sogenannten Grünen Markt in der Grójecka-Straße in Warschau. 29 00:04:29,467 --> 00:04:42,432 Natürlich ohne Eskorte... Die ganze Zeit waren wir unter strenger Bewachung, sozusagen, strenger Bewachung der Scharfschützen der deutschen Armee..hm.. 30 00:04:42,433 --> 00:04:59,399 Erst in der Nähe der Koszykowa-Straße in Warschau, wurden wir durch die..., eigentlich die russischen Kamiński-Gruppen übernommen. 31 00:04:59,400 --> 00:05:11,732 Und das waren eigentlich Banden, sie waren nicht mal eine reguläre Armee, sondern Banden. Wir wurden zum Grünen Markt in Ochota transportiert, 32 00:05:11,733 --> 00:05:19,599 von da aus wurden wir nach 24 Stunden mit dem Zug vom Westbahnhof in Warschau zum Übergangslager nach Pruszków gebracht. 33 00:05:19,600 --> 00:05:31,566 Vom Übergangslager in Pruszków kam ich mit einem Transport nach Erkner bei Berlin, nach... 34 00:05:31,567 --> 00:05:41,999 In Erkner bei Berlin war ein Übergangslager für die Zwangsarbeiter. Dort durchlief ich die übliche Quarantäne. 35 00:05:42,000 --> 00:05:50,032 Und als ich bereits auf der sauberen Seite war, kam an einem Tag die SS und nahm alle Männer mit. 36 00:05:50,033 --> 00:05:56,299 Wir wurden in Güterwaggons geladen und über Berlin kamen wir nach Sachsenhausen. 37 00:05:56,300 --> 00:06:07,899 In Sachsenhausen waren wir zwei Wochen lang in der Quarantäne. Nach zwei Wochen war die Selektion für die Abfahrt zum Arbeiten. 38 00:06:07,900 --> 00:06:19,466 Ich fand mich im Transport wieder, der nach Brüx kam. In Brüx war ein kleines Lager. 39 00:06:19,467 --> 00:06:27,699 Als ich damals ankam, war dieses Lager nicht ganz. fertiggestellt. Ähm.. 40 00:06:27,700 --> 00:06:36,232 Die ersten Schritte, die wir machten, waren... Es wurde gefragt, wer Elektriker ist. 41 00:06:36,233 --> 00:06:40,366 Aus der ganzen Gruppe, die ankam, traten etwa 10 Personen hervor. 42 00:06:40,367 --> 00:06:45,199 Von diesen zehn wurde ein kleines Elektriker-Kommando gebildet. 43 00:06:45,200 --> 00:07:00,099 Der Elektriker-Kapo war eigentlich ein Östereicher, von Beruf Teletechniker, ein Halbjude, weil vermutlich seine Mutter eine Jüdin war. 44 00:07:00,100 --> 00:07:11,799 Da ich schon sozusagen ausgebildeter Elektriker war, leitete ich die Elektroarbeiten. 45 00:07:11,800 --> 00:07:18,599 Der Aufenthalt in Brüx war eigentlich hmhmh... Wir haben Elektroinstallationen gemacht. 46 00:07:18,600 --> 00:07:26,366 Dort gab es keine besonderen Schläge oder sonstige Lagermißhandlungen. 47 00:07:26,367 --> 00:07:32,199 Es gab Gruppen, die außerhalb in den Braunkohlebergwerken arbeiteten. 48 00:07:32,200 --> 00:07:42,632 Während der ganzen Haftzeit in Brüx haben wir das Lager nie verlassen. Wir machten Elektroinstallationen oder setzten sie instand. 49 00:07:42,633 --> 00:07:54,266 Und so war es bis etwa Ende Oktober, vielleicht vor Ende Oktober, vielleicht Mitte Oktober. 50 00:07:54,267 --> 00:08:00,332 Eines Tages wurde das Lager aufgelöst und wir alle wurden hierher nach Flossenbürg überstellt. 51 00:08:00,333 --> 00:08:05,932 Das heißt, wir stiegen unten aus, wenn ich mich richtig erinnere, denn das ist schon, wie viele, siebzig Jahre her. 52 00:08:05,933 --> 00:08:17,666 Ich erinnere mich an den Weg nach oben zum Hauptlager. Ich erinnere mich, es war 5.00 Uhr, vielleicht 6.00 Uhr, weil es dämmerte. 53 00:08:17,667 --> 00:08:36,299 Es war schon.. Es war kalt, weil es Reif gab. Und wir kamen im Lager an. Im Lager wurden uns keine Baracken zugewiesen, gar nichts. 54 00:08:36,300 --> 00:08:51,066 Ich erinnere mich, auf dem Appell... Neben dem Appellplatz stand ein großes Zelt, einfach ein groß aufgebautes Zelt. 55 00:08:51,067 --> 00:08:52,632 IV: Was war das für eine Jahreszeit? 56 00:08:52,633 --> 00:08:53,132 JM: Wie bitte? 57 00:08:53,133 --> 00:08:54,166 IV: Was war das für eine Jahreszeit? 58 00:08:54,167 --> 00:08:54,999 JM: Oktober. 59 00:08:55,000 --> 00:08:55,466 IV: Oktober. 60 00:08:55,467 --> 00:08:57,099 JM: Oktober. 61 00:08:57,100 --> 00:09:05,399 JM: Und wir waren in dieser... Etwas in dieser Bara.., in diesem Zelt. 62 00:09:05,400 --> 00:09:20,232 Übrigens am nächsten Tag nach 24 Stunden gab es eine Selektion und ein Teil des Transports wurde nach Hersbruck und ein anderer nach Leitmeritz gebracht. 63 00:09:20,233 --> 00:09:26,166 Ich war in der Hersbrucker-Gruppe. Wir kamen in Hersbruck an. 64 00:09:26,167 --> 00:09:32,732 Und auf dem Appellplatz in Hersbruck wieder: Elektriker hervortreten. 65 00:09:32,733 --> 00:09:36,199 Also, selbstverständlich, wenn es heißt "Elektriker hervortreten", dann heißt es "Elektriker hervortreten." 66 00:09:36,200 --> 00:09:44,366 Und als wir als Elektriker hervortraten, bekamen wir Schaufeln und es kam der Befehl, Gräben für die Kabelleitungen auszuheben. 67 00:09:44,367 --> 00:10:00,366 Das war kaum Arbeit für Elektriker. Trotzdem gelang es mir, das Kommando zu verlassen und ich kam zum Transportkommando. 68 00:10:00,367 --> 00:10:06,832 Wie kam es dazu, dass ich zum Transportkommando kam? 69 00:10:06,833 --> 00:10:24,066 Neben diesem Ausheben arbeitete ich zusätzlich beim Bau der Eisenbahnlinie, der Zufahrt zum Stollen, der in die Berge getrieben wurde. 70 00:10:24,067 --> 00:10:30,632 Allerdings in den Stollen habe ich nie gearbeitet, nur außerhalb mit dem Drucklufthammer. 71 00:10:30,633 --> 00:10:45,332 In der Zwischenzeit erkrankte ich an Typhus. Und in Hersbruck war eine separate Station für die Typhuskranken, die zweigeteilt war. 72 00:10:45,333 --> 00:10:53,432 In dem einen Teil gab es Pritschen ohne Matratzen, nur nackte Bretter auf den Pritschen. 73 00:10:53,433 --> 00:11:00,266 Und der zweite Teil, der zweite hatte normale Pritschen für normale Menschen. 74 00:11:00,267 --> 00:11:09,399 Stellen Sie sich vor, dass ich bereits auf diesen Brettern gelegen habe, vermutlich bestimmt, wenn ich es so sage, zum Sterben. 75 00:11:09,400 --> 00:11:18,632 Aber irgendwie.. Ein junger Körper, irgendwie hielt ich es aus und von dieser Station der fast Sterbenden, fast Toten, 76 00:11:18,633 --> 00:11:22,566 kam ich in die Station der Genesenden. 77 00:11:22,567 --> 00:11:27,766 Und übrigens muss ich sagen, dass es dort damals am besten war, denn wir haben gar nicht gearbeitet. 78 00:11:27,767 --> 00:11:31,399 Und zum Essen gab es mehr, weil die Essensrationen unter allen Lebenden aufgeteilt wurden. 79 00:11:31,400 --> 00:11:37,699 Und diese, die auf den Brettern lagen, sie haben ja doch nichts gegessen, also haben wir ihre Rationen bekommen. 80 00:11:37,700 --> 00:11:49,066 Natürlich, während der ganzen Haftzeit in Hersbruck hmhm... Dann nach der Genesung vom Typhus kam ich zum Transportkommando. 81 00:11:49,067 --> 00:12:03,032 Und im Transportkommando arbeitete ich beim Transport von Kies und Zement zum Stollen. Wie lief es ab? 82 00:12:03,033 --> 00:12:16,066 In Hersbruck, wenn ich mich in diesem Moment erinnere, war in der Nähe, vielleicht der Amberger Straße, die untere Station der Bahnlinie. 83 00:12:16,067 --> 00:12:20,432 Und selbstverständlich, oben auf dem Berg war die Endstation. 84 00:12:20,433 --> 00:12:31,432 Die Bahnwaggons mit Kies oder Zement fuhren nach oben und ich schob sie weiter. 85 00:12:31,433 --> 00:12:47,599 Das heißt, andere Kollegen haben sie beladen und ich stieß diese Waggons ab. Dort arbeitete ich etwa bis März 1945. 86 00:12:47,600 --> 00:12:58,166 Und 1945 bekam ich am rechten Bein Phlegmone. Das Bein schwoll selbstverständlich an. 87 00:12:58,167 --> 00:13:03,699 Also.. Ich musste auf das Revier. Es gab kein anderes Revier.. Es gab keinen anderen Ausweg. 88 00:13:03,700 --> 00:13:08,632 Natürlich, was kann man mit Phlegmone machen, nur schneiden. Es gibt keine andere Wahl. Nur schneiden. 89 00:13:08,633 --> 00:13:18,399 Es ist klar, unter welchen Bedingungen geschnitten wurde.. Ohne OP-Saal, ohne jegliche Desinfektion. 90 00:13:18,400 --> 00:13:24,332 Ich erinnere mich an das stumpfe Skalpell, er hatte die größte Mühe damit. 91 00:13:24,333 --> 00:13:30,766 Übrigens: ich weiß nicht, wer das überhaupt geschnitten hat, ob das ein Chirurg, oder Sanitäter oder.... Das weiß ich nicht. 92 00:13:30,767 --> 00:13:39,766 Auf jeden Fall wurden diese Phlegmone geschni..., ausgeschn..., durchschnitten, mit einem Papierverband verbunden und ich kam ins Bett. 93 00:13:39,767 --> 00:13:48,132 Und übrigens bis zum heutigen Tag habe ich am rechten Bein drei Narben von diesen Phlegmonen. 94 00:13:48,133 --> 00:13:56,866 Und da lag ich im Revier. Natürlich musste ich mir Gedanken machen, damit es gut verheilt. 95 00:13:56,867 --> 00:14:02,832 Ich lag... Das Revier war so voll, dass wir zu zweit auf einem Bett lagen. 96 00:14:02,833 --> 00:14:11,866 Ich lag dort mit einem Warschauer Schlaukopf, der mir riet, irgendwie der Selektion zu entkommen.. Damit es einfach...Weil.. 97 00:14:11,867 --> 00:14:20,532 Jede Woche kam ein SS-Mann. Ich weiß nicht, ein Arzt oder jemand anderer und schickte die Gesunden zur Arbeit. 98 00:14:20,533 --> 00:14:27,399 Also die Situation war die, als meine Wunden heilten, 99 00:14:27,400 --> 00:14:31,899 riss ich den Verband von einer Wunde ab, damit sie wieder blutete. 100 00:14:31,900 --> 00:14:35,032 Man musste wieder..., man musste wieder verbinden. 101 00:14:35,033 --> 00:14:39,366 Und ein Kranker muss weiter liegen bleiben. 102 00:14:39,367 --> 00:14:48,532 Es gab natürlich Seuchen im Revier. Ist ja klar, im ganzen Lager.. Entweder Läuse, furchtbarer Dreck oder schreckliche Enge. 103 00:14:48,533 --> 00:14:55,599 Dort erlebte ich ein großes Abenteuer, dass äh... Auf einmal bekam ich Druchfall. 104 00:14:55,600 --> 00:15:01,332 Durchfall im Lager bedeutete Tod. Durchfall im Lager glich dem Tod. 105 00:15:01,333 --> 00:15:06,932 Mir war es sehr bewusst, denn ich kannte bereits die Lagerbedingungen. 106 00:15:06,933 --> 00:15:17,099 Aber auf meinem Weg habe ich damals einen Ukrainer getroffen, vermutlich auch einen Häftling, vielleicht einen Medizinstudenten, 107 00:15:17,100 --> 00:15:26,266 ungefähr in meinem Alter, vielleicht etwas älter, der mich mit ein paar Tabletten gerettet hat. 108 00:15:26,267 --> 00:15:32,032 Ich weiß nicht, wie er sie beschafft hat, jedenfalls bin ich wieder gesund geworden. 109 00:15:32,033 --> 00:15:39,566 Übrigens Durchfall, wenn jemand in der Baracke bemerkte, dass es Durchfall gibt, und das fiel auf, 110 00:15:39,567 --> 00:15:44,832 dann war es klar, was das im Lager überhaupt bedeutete. 111 00:15:44,833 --> 00:15:55,232 Und auf diese Weise habe ich im Revier Ostern 1945 erlebt. 112 00:15:55,233 --> 00:16:03,166 Und nach Ostern, eines Tages wurde das ganze Revier, das heißt, wurden diese, die sich noch bewegen konnten, 113 00:16:03,167 --> 00:16:12,699 in die Güterwaggons geladen und über Regensburg nach Dachau gebracht. 114 00:16:12,700 --> 00:16:22,366 In Dachau, damals im April.. Denn es war der 6. oder 7. April, auf jeden Fall Anfang April, 115 00:16:22,367 --> 00:16:30,366 da war bereits so eine Entspannung, genau genommen war es gar kein Lager mehr. 116 00:16:30,367 --> 00:16:37,366 Es gab eigentlich keine jungen SS-Männer mehr, es waren alte SS-Männer. 117 00:16:37,367 --> 00:16:44,732 Und dort, dort in Dachau wurden wir zu keiner Arbeit zugeteilt, wir waren in der Baracke. 118 00:16:44,733 --> 00:16:55,532 Ich war in der Baracke Nr. 18. Natürlich... Die Essensrationen waren furchtbar, denn ein Kilo Brot teilten wir durch zwölf. 119 00:16:55,533 --> 00:17:07,132 Also, das war das Essen für den ganzen Tag. Übrigens als die Amerikaner am 29. April kamen, ins KZ Dachau kamen, 120 00:17:07,133 --> 00:17:14,532 war ich in einem Zustand, dass ich eigentlich nicht aufrecht gehen konnte und ich kroch auf allen Vieren. 121 00:17:14,533 --> 00:17:27,332 Aber irgendwie päppelten uns die Amerikaner auf, bestreuten uns mit dem DTT-Pulver, entlausten und verpflegten uns. 122 00:17:27,333 --> 00:17:38,466 Und sehr schnell, sehr schnell war der Moment gekommen, als das Lager für die verhafteten SS-Männer freigegeben wurde. 123 00:17:38,467 --> 00:17:49,732 Natürlich, bereits nach dem Kriegsende wurden wir in die SS-Kaserne nach Freimann bei München gebracht. 124 00:17:49,733 --> 00:17:54,099 In Freimann haben wir bereits normal funktioniert. Es gab eine polnische Schule und eine polnische Kirche. 125 00:17:54,100 --> 00:17:58,599 Dort waren die Bedingungen eigentlich organisatorisch naja... 126 00:17:58,600 --> 00:18:09,132 ich hatte übrigens vor, dort zu studieren. Ich dachte sogar eine Zeit lang an die Technische Universität München. 127 00:18:09,133 --> 00:18:20,832 Aber an einem Tag überstellten uns die Amerikaner, einen Teil vom Lager, sie nahmen uns, um uns in ein anderes Lager zu bringen. 128 00:18:20,833 --> 00:18:28,032 Und sie brachten uns nach Coburg. Aber Coburg war bereits von Polen überfüllt... 129 00:18:28,033 --> 00:18:32,332 Da gab es keinen Platz mehr für uns, nicht mal in irgendwelchen Garagen. 130 00:18:32,333 --> 00:18:40,099 Wir lehnten uns dagegen auf und haben den Zug nicht verlassen. Es gab 51 Züge. 131 00:18:40,100 --> 00:18:46,766 Die Amerikaner leiteten den Zug zur ersten Bahnstation hinter Coburg. Wir standen da vielleicht zwölf Stunden. 132 00:18:46,767 --> 00:18:54,132 Ein Waggon wurde abgekoppelt und 50 Waggons fuhren nach Prag. Nach Pilsen, von Pilsen nach Prag. 133 00:18:54,133 --> 00:18:59,732 In Prag wurden wir zum anderen Bahnhof gebracht und dann kamen wir nach Koźle. 134 00:18:59,733 --> 00:19:06,166 Und eigentlich nicht freiwillig, kehrte ich im August 1945 in meine Heimat zurück. 135 00:19:06,167 --> 00:19:14,999 So schloss sich mein Armee- ähm Kriegsepos. 136 00:19:15,000 --> 00:19:17,132 IV: Auf jeden Fall hat er erzählt.. 137 00:19:17,133 --> 00:19:19,899 MA: {unverständlich} 138 00:19:19,900 --> 00:19:24,399 IV: Er hat alles erzählt, wie sein Weg ausgesehen hat. 139 00:19:24,400 --> 00:19:31,666 Verhaftung in Warschau, dann Übergangslager Pruszków nach Sachsenhausen, dann hier in Flossenbürg. 140 00:19:31,667 --> 00:19:35,132 In Flossenbürg, dann die Ankunft in Flossenbürg. Hersbruck, ganz kurz 141 00:19:35,133 --> 00:19:36,432 was er gemacht hat.. 142 00:19:36,433 --> 00:19:39,132 Dass er im Transportkommando gearbeitet hat.. hmhmh.. 143 00:19:39,133 --> 00:19:40,132 MA: Und er war Elektriker oder so... 144 00:19:40,133 --> 00:19:48,132 IV: Also.. er war zunächst mal als Elektriker gemeldet, aber sie haben dann, aber sie haben dann (???) Straßen gebaut... 145 00:19:48,133 --> 00:19:53,266 Und dann ist er in ein anderes Kommando gekommen, ins Transportkommando. Da haben sie Straße gebaut 146 00:19:53,267 --> 00:20:05,932 Und dann wurden sie, also nach Ostern 1945 wurden sie äh nach Dachau gebracht. 147 00:20:05,933 --> 00:20:06,199 MA: Ja. 148 00:20:06,200 --> 00:20:09,466 IV: Und in Dachau wurde er befreit. 149 00:20:09,467 --> 00:20:20,166 Und nach der Befreiung ist er noch in Freimann geblieben, bei München.. Und er wollte, er wollte auch hier bleiben, wollte hier studieren. 150 00:20:20,167 --> 00:20:25,732 Aber dann ist er über Pilsen und Prag nach Polen zurückgekommen. 151 00:20:25,733 --> 00:20:27,732 MA: Zurück.. 152 00:20:27,733 --> 00:20:29,966 Kannst du ihn etwas gezielt fragen.... 153 00:20:29,967 --> 00:20:30,932 JM: Und... 154 00:20:30,933 --> 00:20:32,966 MA: Über den Grund für die Verhaftung. 155 00:20:32,967 --> 00:20:35,399 Hat er sich politisch betätigt oder?... 156 00:20:35,400 --> 00:20:39,199 IV: Also, er hat gesagt, sie waren gerade auf einer Brücke in Warschau. 157 00:20:39,200 --> 00:20:43,899 Es war 2. äh 2. August und es hmh, es wurden mehrere... 158 00:20:43,900 --> 00:20:45,432 JM: 1. August. 159 00:20:45,433 --> 00:20:46,199 IV: 1. August? 160 00:20:46,200 --> 00:20:47,932 IV: 1. August war der Aufstand, der Beginn. 161 00:20:47,933 --> 00:20:51,132 JM: Ja. Und der Beginn der 1. August... 162 00:20:51,133 --> 00:20:52,532 IV: verhaftet... mhm. 163 00:20:52,533 --> 00:20:55,166 MA: Praktisch ohne Grund, durch Zufall oder? 164 00:20:55,167 --> 00:20:59,832 IV: Gab es einen Grund äh für die Verhaftung? Äh in... 165 00:20:59,833 --> 00:21:02,399 JM: Es gab keinen Grund. Pole. Pole. 166 00:21:02,400 --> 00:21:05,066 IV: Er war Pole. Mhm. 167 00:21:05,067 --> 00:21:08,866 MA: Also, es gab keine Arbeit im Widerstand oder politisch... 168 00:21:08,867 --> 00:21:13,366 IV: Waren Sie äh.im Widerstand oder im Warschauer Aufstand... 169 00:21:13,367 --> 00:21:14,999 JM: Nein, ich habe es nicht geschafft. 170 00:21:15,000 --> 00:21:25,199 IV: Er hat es nicht geschafft, im Aufstand dabei zu sein. Es wurden einfach alle verhaftet, die sich gerade dort aufgehalten haben.. hmhm.. 171 00:21:25,200 --> 00:21:29,732 MA: Vielleicht könnte er ein bisschen einfach über die Haftbedingungen erzählen. 172 00:21:29,733 --> 00:21:31,132 IV: Also über die Haftzeit? 173 00:21:31,133 --> 00:21:33,699 JM: Wenn es darum geht.. wenn es.. hmhm... 174 00:21:33,700 --> 00:21:36,766 MA: Was er erlebt hat... hmhm... Ob er wusste, was mit den Leuten passierte. 175 00:21:36,767 --> 00:21:40,799 Vielleicht auch, was er sich vorgestellt hat, was mit ihm passiert. 176 00:21:40,800 --> 00:21:46,332 Wie er das wahrgenommen hat...Im Lager sieht man auch andere.. 177 00:21:46,333 --> 00:21:48,399 Vielleicht erzählt er ein bisschen jetzt... 178 00:21:48,400 --> 00:21:50,099 Jetzt hat er ja viel Fakten erzählt... 179 00:21:50,100 --> 00:21:52,266 IV: Genau, genau.... 180 00:21:52,267 --> 00:21:56,266 MA: Wie es ihm ging, was er sonst gesehen und erlebt hat. Wie die Behandlungen waren. 181 00:21:56,267 --> 00:22:00,566 Ob es Unterschiede gab, vom polnischen Zwangsarbeiter zu anderen Inhaftierten. 182 00:22:00,567 --> 00:22:06,132 Also da ein bisschen vielleicht (???) wie er sich gefühlt hat... 183 00:22:06,133 --> 00:22:08,899 IV: Und jetzt speziell auch auf Flossenbürg bzw. Hersbruck? 184 00:22:08,900 --> 00:22:12,166 MA: Ja, aber vielleicht vorher über Brüx. 185 00:22:12,167 --> 00:22:14,799 JM: Ich kann noch sagen, was kann ich noch sagen, das ist äh... 186 00:22:14,800 --> 00:22:17,632 IV: Ich hätte ein paar Fragen, 187 00:22:17,633 --> 00:22:23,932 was die Haftzteit hier im KZ angeht äh. 188 00:22:23,933 --> 00:22:31,832 Wie sah der Alltag im Lager aus..äh. Was für Beziehungen herrschten zwischen den Häftlingen, wie wurden Sie behandelt? 189 00:22:31,833 --> 00:22:37,266 Was gab Ihnen Energie oder Kraft, das durchzustehen? 190 00:22:37,267 --> 00:22:40,899 Was dachten sie in den Tagen Ihrer Haftzeit? 191 00:22:40,900 --> 00:22:51,066 JM: Also wenn es um die Behandlung geht, dann sage ich: In Brüx.. Die Behandlung, ich kann nicht sagen... 192 00:22:51,067 --> 00:23:02,866 Wenn es um Brüx geht, diese paar Tage, denn es war sehr kurz, dort hatten wir ziemlich gute Bedinungen. 193 00:23:02,867 --> 00:23:07,266 Das heißt, zumindest das Elektriker-Kommando hatte ziemlich gute Bedingungen. 194 00:23:07,267 --> 00:23:14,466 Gut heißt es in diesem Sinne, dass wir weder geschlagen noch irgendwie mißhandelt wurden. 195 00:23:14,467 --> 00:23:23,366 Wir machten unsere Arbeit und fertig. Sogar dort in der Arb..., konnte man etwas mehr Essen organisieren, weil wir die Köche kannten. 196 00:23:23,367 --> 00:23:28,032 Denn in der Elektrik ging immer wieder etwas kaputt, was repariert werden musste, also... 197 00:23:28,033 --> 00:23:36,732 Und wenn es um Hersbruck geht, dann war Hersbruck ein typisches, typisches Konzentrationslager. 198 00:23:36,733 --> 00:23:44,532 Ich vermute, dass... Übrigens, die Haftbedingungen in Hersbruck waren furchtbar. 199 00:23:44,533 --> 00:23:56,166 Denn dort war es so, dass es ein Sumpfgebiet war. Da gab es diese Holzstege. Eine schreckliche Sache. 200 00:23:56,167 --> 00:24:05,432 Außerdem, ich war in zwei Baracken, denn..äh. Aber an die Barackennummerierung erinnere ich mich überhaupt nicht, 201 00:24:05,433 --> 00:24:09,732 denn ich habe es aus meinem Gedächtnis gelöscht. 202 00:24:09,733 --> 00:24:14,866 Ich erinnere mich nur daran, dass eine der Baracken, in der ich untergebracht war, zweistöckig war. 203 00:24:14,867 --> 00:24:24,932 Dort haben wir geschlafen.. Im Erdgeschoß war eine und im ersten Stock sozusagen eine zweite Baracke. 204 00:24:24,933 --> 00:24:36,899 Ich erinnere mich an den Blockältesten, der uns ohne Grund, aus dem Nichts heraus schlagen konnte. 205 00:24:36,900 --> 00:24:44,332 Es war ein großer Mann und er schlug zu mit einem Schaufelstiel. 206 00:24:44,333 --> 00:24:55,266 Also er schlug vor unseren Augen andere tot, vor allem in dem Moment, in dem Moment der Essensausgabe. 207 00:24:55,267 --> 00:25:01,332 Und es blieb immer irgendwo was übrig.. Und wir drängelten alle, um etwas mehr zu bekommen. 208 00:25:01,333 --> 00:25:04,466 Und dann machte er eben verschiedene Vorzeigestücke... Und.. 209 00:25:04,467 --> 00:25:09,666 Und es reichte, wenn jemand umfiel und er schlug ihn dann zu Tode. 210 00:25:09,667 --> 00:25:14,132 IV: Welche Nationalität hatte er? 211 00:25:14,133 --> 00:25:18,532 JM: Ich vermute, es war ein deutscher Krimineller. Ein Krimineller. 212 00:25:18,533 --> 00:25:20,299 Denn in der Regel war die Situation so, dass die Blockältesten in Hersbruck... 213 00:25:20,300 --> 00:25:30,366 Wenn ich mich erinnere, es waren Kriminelle. Und sie folterten die Menschen schrecklich. 214 00:25:30,367 --> 00:25:43,499 Und wenn es um die Beziehungen zwischen den Häftlingen geht.. Es gab nicht.. Es war kein Lager mit einer Tradition. 215 00:25:43,500 --> 00:25:55,699 Ein Lager, wo es alte Häftlinge gab.., die doch.., wo es Regeln gab, also ein Kodex verpflichtete. 216 00:25:55,700 --> 00:26:03,966 Es war eher ein Lager, wo jeder kämpfte, um zu überleben, um zu überleben. 217 00:26:03,967 --> 00:26:07,732 Und wenn es um Gedanken geht.. dann.. 218 00:26:07,733 --> 00:26:11,566 Ich erinnere mich an das Revier, als wir auf diesen Pritschen lagen, 219 00:26:11,567 --> 00:26:16,366 dann waren unsere Gespräche ganz albern. 220 00:26:16,367 --> 00:26:22,599 Denn es waren Gespräche darüber, was wir essen würden, wenn wir das Lager überstehen würden. 221 00:26:22,600 --> 00:26:25,132 Wie würden wir dieses Essen zubereiten und so. 222 00:26:25,133 --> 00:26:29,432 Es waren verschiedene Nationalitäten und sie erzählten sich über unterschiedliche... 223 00:26:29,433 --> 00:26:34,332 Wahrscheinlich aus dem Grund, dass der Mensch Hunger hatte und immer nur daran dachte. 224 00:26:34,333 --> 00:26:41,966 Aber, aber, aber irgendwelche freundschaftliche Beziehungen, wo man auf andere zählen konnte, 225 00:26:41,967 --> 00:26:52,399 absolut nicht.. Ich habe so etwas nicht erlebt. Das heißt, es gab so etwas nicht, dass jemand mit seiner Kraft kämpfte. 226 00:26:52,400 --> 00:27:04,066 Allerdings kämpfte er so, auf diese Weise, dass er möglichst sein Leben retten konnte. Äh... 227 00:27:04,067 --> 00:27:05,832 IV: Also Freundschaften zwischen... 228 00:27:05,833 --> 00:27:11,199 JM: Freundschaften gab es nicht. Es gab sie nicht. Stellen Sie sich Freundschaften vor, 229 00:27:11,200 --> 00:27:18,932 ich hatte größere Freundschaften aus Dachau oder Sachsenhausen, als Freundschaften aus Hersbr... 230 00:27:18,933 --> 00:27:30,866 Eigentlich traf ich nach dem Krieg keinen einzigen, mit dem ich..., mit dem ich in Hersbruck war. 231 00:27:30,867 --> 00:27:39,832 IV:Gab es denn Gespr... Waren Gespräche zwischen den Häftlingen in Hersbruck möglich? Mit anderen Polen oder mit...? 232 00:27:39,833 --> 00:27:48,499 JM: Ja. Das heißt natürlich.. Irgendwie sprechen, irgendwie sprachen wir schon. Das heißt, es gab.. Es gab Zeiten, Momente, 233 00:27:48,500 --> 00:27:55,299 das wir miteinander sprechen konnten, aber manchmal..., manchmal äh... 234 00:27:55,300 --> 00:28:03,299 Ich erinnere mich an Weinachten, an Heiligabend, als wir irgendwo in einer dunklen Ecke miteinander sprachen, 235 00:28:03,300 --> 00:28:06,199 als man zwei oder drei Polen getroffen hat. 236 00:28:06,200 --> 00:28:11,432 Und irgendwie wollte man diesen Heiligabend feiern.. In diesem, in diesem Jahr 1944. 237 00:28:11,433 --> 00:28:14,632 Also gab es solche Momente oder Kontakte, 238 00:28:14,633 --> 00:28:21,466 aber diese Kontakte waren eher.. , nicht freundschaftlich, nein, nein.. 239 00:28:21,467 --> 00:28:25,466 Es gab nichts vom Herzen, keine Gespräche vom Herzen. 240 00:28:25,467 --> 00:28:28,466 Nein, daran erinnere ich mich nicht...(???) 241 00:28:28,467 --> 00:28:29,966 IV: Also kämpfte jeder um sein eigenes Überleben? 242 00:28:29,967 --> 00:28:32,666 JM: Jeder eigentlich...(???) darum. äh 243 00:28:32,667 --> 00:28:41,466 IV: Wie war das Verhalten von Kapos oder Funktionshäftlingen? 244 00:28:41,467 --> 00:28:45,066 Denn Sie haben gerade den Deutschen erwähnt, yyh.. der.. 245 00:28:45,067 --> 00:28:48,132 JM: Das war der Blockälteste. Das war der Blockälteste. 246 00:28:48,133 --> 00:28:49,032 IV: Der Blockälteste. 247 00:28:49,033 --> 00:28:49,866 JM: Der Blockälteste. 248 00:28:49,867 --> 00:29:00,499 JM: Was die Kapos angeht, da äh.. Ich war eigentlich im Transportkommando in einer guten Situation, 249 00:29:00,500 --> 00:29:06,032 so dass ich keine Probleme mit dem Kapo hatte. 250 00:29:06,033 --> 00:29:09,032 Als ich bei der Expedition von Kies und Zement war, 251 00:29:09,033 --> 00:29:14,832 also wenn die Arbeit irgendwie ging, dann ging sie. 252 00:29:14,833 --> 00:29:19,966 Die Bedingungen waren in dem Sinne gut..., weil es kalt.. Es war Winter, 253 00:29:19,967 --> 00:29:23,366 da war es dort doch etwas kälter, weil es höher gelegen war. 254 00:29:23,367 --> 00:29:27,599 Und dieser Kies wurde aus einer speziellen Lokomobile beheizt. 255 00:29:27,600 --> 00:29:29,999 Und aus diesem Grund haben wir warme Füsse gehabt. 256 00:29:30,000 --> 00:29:35,432 Also waren das für ein Lager gewissermaßen erträgliche Bedingungen. 257 00:29:35,433 --> 00:29:39,666 IV: Gab es Fälle von Häftlingsmißhandlungen? Oder bei Ihnen persönlich? Oder.. 258 00:29:39,667 --> 00:29:40,366 JM: Ich wurde nicht mißhandelt... 259 00:29:40,367 --> 00:29:40,866 IV: Häftlinge. 260 00:29:40,867 --> 00:29:49,399 JM: Ich wurde nicht gefoltert, das sage ich entschieden, nein. Vielleicht fiel ich nicht auf, aber im allgemeinen, ja, natürlich. 261 00:29:49,400 --> 00:29:50,332 IV: Wie sah es aus? 262 00:29:50,333 --> 00:30:02,032 JM: In der Regel war es so, in der Regel war es so, dass entweder der Kapo oder der Blockälteste, häufiger sogar der Blockälteste, 263 00:30:02,033 --> 00:30:10,532 wie gesagt, wenn jemand in diesem Kommando arbeitete und hatte Kraft zu arbeiten, dann gab es keine besondere... 264 00:30:10,533 --> 00:30:17,432 Oder falls es Situationen gab, die zu Auseinandersetzungen führten, 265 00:30:17,433 --> 00:30:26,166 aber in der Baracke kam es schon mal vor, denn der Blockälteste hatte, hatte seine hm..Lieblinge... 266 00:30:26,167 --> 00:30:31,499 Manche mochte er nicht, denn jeder hatte doch seinen eigenen Charakter. 267 00:30:31,500 --> 00:30:38,666 Also wendete man dann die normalen, normales Lagerverfahren an. Es begann mit den Schlägen. 268 00:30:38,667 --> 00:30:44,799 Und wenn es.. Wenn es möglich war, den Schlägen auf irgendeine Weise zu entkommen, 269 00:30:44,800 --> 00:30:47,832 da hat man ein paar Schläge bekommen und es war halb so schlimm. 270 00:30:47,833 --> 00:30:58,566 Aber wenn jemand umfiel und keine Kraft mehr hatte, und mit jedem weiteren Tag waren wir doch immer schwächer.. 271 00:30:58,567 --> 00:31:07,666 Dann gab es Momente, dass sie entweder totgeschlagen oder so verletzt wurden, dass man sie ins Revier brachte. 272 00:31:07,667 --> 00:31:12,699 Das Revier in Hersbruck war groß, ungewöhnlich groß... 273 00:31:12,700 --> 00:31:20,432 Ich erinnere mich an die.. Kurz vor der Evakuierung, es waren schrecklich viele Menschen im Revier. 274 00:31:20,433 --> 00:31:26,499 Dort waren.. Dort waren auch die Verletzten aus den Stollen. Obwohl ich nicht weiß, ob sie aus den Stollen waren, 275 00:31:26,500 --> 00:31:32,999 wahrscheinlich gab es direkt in den Stollen in Hersbruck keine Arbeiter. Das scheint mir zumindest so. 276 00:31:33,000 --> 00:31:41,866 Ich traf sie nicht, die in den Stollen arbeiteten. Vielleicht doch, aber das weiß ich nicht. 277 00:31:41,867 --> 00:31:46,399 IV: Was gab Ihnen die Kraft, das Lager zu überleben? hmm... 278 00:31:46,400 --> 00:31:49,132 JM: Die Kraft gab mir vor allem..also... 279 00:31:49,133 --> 00:31:50,099 IV: Worüber haben Sie nachgedacht? 280 00:31:50,100 --> 00:32:05,166 JM: Vor allem hmh.. Die Kraft war so eine Geschichte, dass immer, um jedes Bewußtsein.., dass man es irgendwie überleben musste. 281 00:32:05,167 --> 00:32:13,999 Wenn man nicht.. Wenn man nicht verletzt wird, oder man fällt nicht auf, dass man erschlagen wird, 282 00:32:14,000 --> 00:32:20,499 dieses ganze Bewußtsein beruhte darauf, dass trotz dieses miserablen Essens, trotz allem, 283 00:32:20,500 --> 00:32:23,299 um irgendwie zu überleben. 284 00:32:23,300 --> 00:32:28,399 Und das gelang wahrscheinlich. Ich habe eben so einen Charakter, 285 00:32:28,400 --> 00:32:36,332 dass ich mir erklären konnte, weil.., weil es manche hier einfach psychisch nicht ausgehalten haben. 286 00:32:36,333 --> 00:32:44,232 Und es gab doch einfach unterschiedliche Fälle, dass sie in den Zaun liefen... 287 00:32:44,233 --> 00:32:49,999 Obwohl in Hersbruck vielleicht, in Hersbruck gab es keinen Hochspannungszaun. Ich glaube, den gab es nicht. 288 00:32:50,000 --> 00:32:56,932 Es war überhaupt, es war ein bisschen ein primitives Lager, unter uns gesagt, so dass... 289 00:32:56,933 --> 00:33:07,466 Wenn ich es mit anderen Lagern vergleiche, in denen ich war, dann war das ein Lager, das auf "Hurra" gebaut wurde. 290 00:33:07,467 --> 00:33:09,099 IV: Was bedeutet "auf hurra"? 291 00:33:09,100 --> 00:33:13,266 JM: Das bedeutet, dass man es schnell bauen musste, nicht wahr. 292 00:33:13,267 --> 00:33:22,032 Also wurde es nicht so gemacht wie z.B. in Dachau oder in Sachsenhausen, oder sogar hier in Flossenbürg. 293 00:33:22,033 --> 00:33:25,066 Dass es mit Absicht, mit einem Ziel gebaut und vorbereitet wurde. 294 00:33:25,067 --> 00:33:31,166 Meiner Meinung nach, wurde es einfach errichtet, weil äh. 295 00:33:31,167 --> 00:33:39,566 Wahrscheinlich wurden diese Lager, Außenlager aufgelöst, die näher waren, näher an den Fabrikbaustellen. 296 00:33:39,567 --> 00:33:49,066 Aus diesem Grund sage ich, dass es nicht so war wie die anderen Nazi-Konzentrationslager. 297 00:33:49,067 --> 00:33:52,966 IV: Wie kamen Sie nach Hersbruck? Wussten Sie, was für ein Lager das ist? 298 00:33:52,967 --> 00:34:06,466 JM: Woher denn? Überhaupt.. Als wir nach Flossenbürg kamen, sagte mein Vorarbeiter aus Brüx: 299 00:34:06,467 --> 00:34:10,232 "Halte dich an mich.. Wir gehen.. Wir fahren, fahren weiter zusammen." 300 00:34:10,233 --> 00:34:19,099 Aber was weiß ich? Es war ein Glücksfall. Und es kam so, dass ich nach Hersbruck kam und er nach Leitmeritz. 301 00:34:19,100 --> 00:34:21,899 Ich weiß nicht, was mit ihm weiter passierte. ich weiß absolut nichts. 302 00:34:21,900 --> 00:34:30,032 Ich weiß nicht mal, wie er hieß. Ich wusste nur, dass er Max hieß und wir nannten ihn Max, und Max. Er war Max. 303 00:34:30,033 --> 00:34:32,799 IV: Und dieser Vorarbeiter kam nach Leitmeritz? 304 00:34:32,800 --> 00:34:34,899 JM: Ja, nach Leitmeritz..hm.. Was weiter... 305 00:34:34,900 --> 00:34:36,232 IV: Mehr haben sie von ihm nicht gehört? 306 00:34:36,233 --> 00:34:38,132 JM: Nichts. Ich weiß gar nichts. hm.. 307 00:34:38,133 --> 00:34:47,466 IV: Sie kamen im Winter nach Hersbruck. Was für Lebensbedingungen waren im Lager, gerade im Winter? 308 00:34:47,467 --> 00:34:54,266 JM: Also. Die Bedingungen in den Baracken waren fürchterlich. Denn die Baracken waren gar nicht beheizt. 309 00:34:54,267 --> 00:35:00,799 Wir hatten in der Mitte eine Art Kamin, kleine Öfen, in denen wir geheizt haben, 310 00:35:00,800 --> 00:35:04,499 damit wir an diesen Öfen etwas sitzen konnten, nicht wahr. 311 00:35:04,500 --> 00:35:08,332 Oder am Abend, wenn man, wenn man in Schicht arbeiten musste. 312 00:35:08,333 --> 00:35:11,932 Tagsüber und nachts, denn wir haben in Schichten gearbeitet. 313 00:35:11,933 --> 00:35:18,799 Also, wenn wir etwas Heizmaterial besorgen konnten, dann haben wir es verheizt. 314 00:35:18,800 --> 00:35:24,866 Denn es fehlte absolut... Die Baracken waren nicht beheizt. Wir haben uns auf verschiedene Weise gewehrt. 315 00:35:24,867 --> 00:35:32,699 Zum Beispiel ich äh.. Das heißt von den Eltern, von den Eltern habe ich vielleicht einmal ein Paket aus Kalisz bekommen. 316 00:35:32,700 --> 00:35:41,132 Aber ich hatte in Stuttgart eine Freundin, mit der ich nach Warschau flüchtete. 317 00:35:41,133 --> 00:35:52,632 Sie ist von Warschau wieder nach Kalisz zurückgekehrt. Und weil sie sehr "rassig" war, ähm wie ich es..., wie das heißt.. Angeblich eine Arierin. 318 00:35:52,633 --> 00:36:00,899 So wurde zumindest erzählt. Also wurde sie vermutlich zu diesem Lebensborn mitgenommen, 319 00:36:00,900 --> 00:36:08,132 aber das heißt, ich nannte es Rassenlager. Ganz einfach..nach Stutt... , sie wurde nach Stuttgart mitgenommen. 320 00:36:08,133 --> 00:36:15,066 Sie arbeitete in Stuttgart bei einer Behörde. Sie sprach übrigens sehr gut Deutsch und ääh. 321 00:36:15,067 --> 00:36:25,266 Ihr wurde ein SS-Mann zugeteilt. Mit ihm hatte sie eine Tochter. 322 00:36:25,267 --> 00:36:30,999 Ich weiß nicht, ob... Wie es überhaupt... Ich habe es nie von ihr erfahren. 323 00:36:31,000 --> 00:36:35,166 Auf jeden Fall kehrte sie nie wieder nach Polen zurück. 324 00:36:35,167 --> 00:36:42,599 Ich hatte die ganze Zeit Kontakt mit ihr. Aber sie kam nie wieder zurück. 325 00:36:42,600 --> 00:36:50,932 Also, was mit ihr weiter passierte, weiß ich überhaupt nicht. Und ich habe von ihr die Pakete noch nach dem 21. Januar bekommen. 326 00:36:50,933 --> 00:37:01,032 Nach dem 25. Januar, als Kalisz bereits von der sowjetischen Armee eingenommen wurde, habe ich immer noch Pakete aus Stuttgart bekommen. 327 00:37:01,033 --> 00:37:08,299 Es waren Kleinigkeiten, unter anderem bekam ich von ihr einen Pullover, einen Schal, nicht wahr. 328 00:37:08,300 --> 00:37:14,099 Zum Beispiel schickte sie mir Aspirin, aber das wurde aus dem Paket herausgenommen. Die Aspirin bekam ich nicht... 329 00:37:14,100 --> 00:37:20,299 Also bekam ich keine Arzneimittel, obwohl sie mir welche schickte. 330 00:37:20,300 --> 00:37:30,032 Also.. So war es... Gegen die Winterkälte wehrten wir uns unterschiedlich. Das heißt.. Pap.. mit Papier von Zementsäcken unter der Hose. 331 00:37:30,033 --> 00:37:42,732 Natürlich konnte man dafür schreckliche Prügel bekommen, bis zum Tod. Aber das Risiko... Etwas für etwas. 332 00:37:42,733 --> 00:37:49,099 IV: Wie sah die Überwachung der Häftlinge durch SS-Männer aus? 333 00:37:49,100 --> 00:38:05,266 JM: Das heißt.. Es gab Luftangriffe.. Das heißt, eigentlich waren die Bewacher speziell zu uns..., speziell zu uns, 334 00:38:05,267 --> 00:38:11,132 zumindest in meinem Kommando wurden wir nicht besonders drangsaliert, von den Bewachern selbst. 335 00:38:11,133 --> 00:38:14,266 Und im Lager war es schon unterschiedlich. 336 00:38:14,267 --> 00:38:21,066 Wenn man auf einen SS-Mann traf, und es gefielen ihm weder Gesicht noch der Gang.. 337 00:38:21,067 --> 00:38:29,866 Oder, nicht wahr..hmh.. Man nahm die Mütze nicht ab oder andere Geschichten, dann wurde man auch gleich bestraft. 338 00:38:29,867 --> 00:38:33,499 Also es gab dort nicht dies, dies..hmh.. Es war normal. 339 00:38:33,500 --> 00:38:39,899 Es war im Risiko inbegriffen. Aber dies, solange es solche Geschichten gab, 340 00:38:39,900 --> 00:38:49,066 es war noch schlimmer, wenn es mit Schlagen anfing und mit Totschlag aufhörte. Und solche Geschichten gab es auch. 341 00:38:49,067 --> 00:38:57,666 In diesem Sinne... Das Lager in Hersbruck unterschied sich nicht von anderen Lagern, also... 342 00:38:57,667 --> 00:38:58,499 IV: In Disziplin? 343 00:38:58,500 --> 00:39:06,932 JM: Die Behandlung war identisch. {Reibt sicht an der Stirn} 344 00:39:06,933 --> 00:39:15,432 IV: Was dachten Sie während der Haftzeit im Lager bzw. in den Lagern über das Leben und den Tod? 345 00:39:15,433 --> 00:39:28,399 JM: Eigentlich, ehrlich gesagt, im Lager war ich auf den Tod vorbereitet. 346 00:39:28,400 --> 00:39:42,366 Ich muss zugeben, dass ich daran nicht dachte, wie an eine Tragödie, dass also.. Dass man manchmal dachte, überlegte, 347 00:39:42,367 --> 00:39:48,066 warum man schon in so jungem Alter diese Welt verlassen muss. 348 00:39:48,067 --> 00:39:56,466 Aber es gab nicht.. Es gab keinen psychischen Druck, irgendwelche Folterungen oder Ähnliches. 349 00:39:56,467 --> 00:40:01,899 Ich nahm es gelassen. Natürlich dachte ich daran, 350 00:40:01,900 --> 00:40:08,266 ich dachte die ganze Zeit daran, dass es mir doch gelingt, es zu überleben. 351 00:40:08,267 --> 00:40:19,232 Aber mir war es bewusst, dass ich in jedem Moment sterben kann. Und was.. , was ist noch schlimmer? 352 00:40:19,233 --> 00:40:27,232 Dieses Bewusstsein war in Dachau viel stärker, gegen Ende des Krieges, als man schon sehr schwach war. 353 00:40:27,233 --> 00:40:36,332 Ich erinnere mich, ich erinnere mich an einen Tag in Dachau, aber schon in Dachau. 354 00:40:36,333 --> 00:40:46,466 Als ich so schwach war. Neben unserer 18. Baracke war eine Priester-Baracke mit polnischen Priestern. 355 00:40:46,467 --> 00:40:50,599 Und diese Baracke war von den anderen getrennt. 356 00:40:50,600 --> 00:40:57,099 Ich erinnere mich, als plötzlich die Abtrennung umgelegt wurde. 357 00:40:57,100 --> 00:41:01,399 Es gab keine Reak.., keine Reaktion der Lagerverwaltung auf solche Aktionen. 358 00:41:01,400 --> 00:41:10,499 Und wir rannten zum ersten Mal los, um zu beichten und bei der Messe dabei zu sein. Daran erinnere ich mich. 359 00:41:10,500 --> 00:41:17,232 Und in diesem Moment dachte ich: Ich muss beichten, denn in jedem Moment kann man... 360 00:41:17,233 --> 00:41:25,966 Dort war die Sterblichkeit nach der Befreiung viel höher als die Sterblichkeit im Lager. 361 00:41:25,967 --> 00:41:36,499 Es war eine schreckliche Geschichte. Aber das verschuldeten die Amerikaner, denn die ersten Soldaten, die nach, nach Dachau kamen 362 00:41:36,500 --> 00:41:42,199 und volle SS-Lebensmittellager mit Schweinefleischkonserven und Brot vorfanden... 363 00:41:42,200 --> 00:41:48,332 Jeder Häftling bekam einen Laib Brot und eine Konserve, eine große 800g Dose. 364 00:41:48,333 --> 00:41:51,199 Und es war klar, was passierte. {schüttelt den Kopf} 365 00:41:51,200 --> 00:42:00,966 Die Leichen waren gestapelt, an jeder Baracke waren Leichenstapel für, für, für das Krematorium. 366 00:42:00,967 --> 00:42:04,332 Das Krematorium konnte die Menge nicht verarbeiten. Übrigens äh, als ich... 367 00:42:04,333 --> 00:42:09,166 Als wir im Oktober hierher nach Hersbruck kamen, 368 00:42:09,167 --> 00:42:15,532 da konnte das Krematorium es auch nicht schaffen, weil die Leichen draußen brannten. 369 00:42:15,533 --> 00:42:22,399 Es war ein furchtbarer, es war ein furchtbarer Gestank.. Der ganze Rauch. Es passierten fürchterliche Dinge. 370 00:42:22,400 --> 00:42:29,732 Und Leichen brannten auf dem Stapel, auf den Stapeln, draußen. Daran erinnere ich mich. 371 00:42:29,733 --> 00:42:38,266 IV: Haben Häftlinge während der Haftzeit in Hersbruck, äh Informationen von außen bekommen, oder...? 372 00:42:38,267 --> 00:42:43,732 JM: Auf gar keinen Fall. {schüttelt den Kopf}. Auf gar keinen Fall haben wir was gewusst. 373 00:42:43,733 --> 00:42:53,499 Die erste Sache, von der wir erfuhren, dass etwas vor sich geht, 374 00:42:53,500 --> 00:43:01,899 war, als Nürnberg bombardiert wurde, es war schon 1945. 375 00:43:01,900 --> 00:43:09,732 Und ein Teil der Häftlinge wurde nach Nürnberg zum Beseitigen von Schutt gebracht. 376 00:43:09,733 --> 00:43:12,599 IV: Also haben die Häftlinge von der Bombardierung Nürnbergs erfahren? 377 00:43:12,600 --> 00:43:19,566 JM: Über die Bombardierung, also.. Ich habe die Bombardierung Berlins in Sachsenhausen erlebt. 378 00:43:19,567 --> 00:43:24,566 Es war in der Nacht, die Briten haben gebombt. Es war alles sehr hell. 379 00:43:24,567 --> 00:43:29,032 Also in Sachsenhausen konn..., konnte man eine Zeitung bei diesem Leuchten lesen. 380 00:43:29,033 --> 00:43:39,566 Ein zweites Ereignis ist in meiner Erinnerung geblieben. Es war schon Ostern 1945, es kam... 381 00:43:39,567 --> 00:43:44,666 Denn in der Nähe des Lagers war die Eisenbahnlinie. 382 00:43:44,667 --> 00:43:59,866 Es kam ein Zug mit Urlaubern von der Front. Und dieser Zug wurde von zwei amerikanischen Flugzeugen angegriffen... 383 00:43:59,867 --> 00:44:05,766 Es war am Tag.. Und ich erinnere mich, dass dieser Zug bombardiert wurde. 384 00:44:05,767 --> 00:44:07,566 Es waren zwei Moskito-Flugzeuge. 385 00:44:07,567 --> 00:44:13,399 Und die dritte Sache, als wir hierher zum Lager gingen, im Oktober, über He.. 386 00:44:13,400 --> 00:44:23,899 Hier über Flossenbürg flog eine ganze Staffel, es gab, ich weiß es nicht, vielleicht 50 bombardierende Flugzeuge..bomb... 387 00:44:23,900 --> 00:44:25,932 Amerikanische Bomber flogen irgendwohin. 388 00:44:25,933 --> 00:44:30,932 Ich weiß nicht, in welche Richtung, aber sie flogen in einem charakteristischen... 389 00:44:30,933 --> 00:44:38,066 Es war kalt, also die Abgase... Es sah wirklich aus... Aber es waren nur irgendwelche Fragmente. 390 00:44:38,067 --> 00:44:47,266 Es gab gar keine Zeitung. Selbst wenn es welche im Paket gab, oder wenn etwas in Zeitungen eingewickelt war, wurden sie entfernt. 391 00:44:47,267 --> 00:44:50,966 Also wussten wir absolut nichts. Absolut nichts. 392 00:44:50,967 --> 00:44:53,132 IV: Wurden Sie in Dachau befreit? 393 00:44:53,133 --> 00:44:54,266 JM: Ja. 394 00:44:54,267 --> 00:44:55,266 IV: Von den Amerikanern? 395 00:44:55,267 --> 00:44:56,366 JM: Ja. Äh... 396 00:44:56,367 --> 00:45:04,099 IV: Wie haben Sie es wahrgenommen, diesen Moment der Befreiung? 397 00:45:04,100 --> 00:45:07,099 Wie haben Sie die Befreiung in Dachau wahrgenommen? 398 00:45:07,100 --> 00:45:16,299 JM: Also.. Eigentlich.. Die ersten Tage der Befreiung, das heißt, ich hatte gar keine Kraft, bis zum Appellplatz zu kommen 399 00:45:16,300 --> 00:45:22,232 und es zu sehen. Denn es sah sehr charakteristisch aus, diese, diese Befreiung. 400 00:45:22,233 --> 00:45:30,766 Warum? Denn es kam ins Lager ein amerikanischer Willis mit nur einigen wenigen Soldaten. 401 00:45:30,767 --> 00:45:33,599 Es ist doch keine große Armee gekommen. 402 00:45:33,600 --> 00:45:40,332 Es fuhr ein einziger Willis durch das Haupttor auf den Appellplatz in Dachau und so wurde das Lager befreit. 403 00:45:40,333 --> 00:45:45,266 Natürlich gleich danach kamen, kamen, kamen mehrere Soldaten. 404 00:45:45,267 --> 00:45:47,099 Aber ich hatte keine Kraft, dorthin zu gehen. 405 00:45:47,100 --> 00:45:55,399 Die einzige Sache, die mir kam war die, dass es endlich vorbei ist. Endlich ist es vorbei. 406 00:45:55,400 --> 00:46:01,766 Und als wir noch das Brot bekommen haben, dann war es schon was. 407 00:46:01,767 --> 00:46:12,666 IV: Welche Erinnerungen äh haben Sie noch an die KZ-Haft? 408 00:46:12,667 --> 00:46:18,132 Wenn Sie an die Lager denken, woran denken Sie in erster Linie? 409 00:46:18,133 --> 00:46:28,732 JM: hmh.. Welche Erinnerungen? Das heißt, generell versuche ich, versuche ich, so wenig wie möglich zu reden. Mich sehr wenig zu erinnern. 410 00:46:28,733 --> 00:46:38,032 Also, im Moment holen es meine Enkel aus mir heraus. Also, der ältere Sohn, der hierher kommt, holt es aus mir heraus. 411 00:46:38,033 --> 00:46:41,866 Und verschiedene Fragmente, nicht wahr. Aber ich bemühe mich, nicht daran zu denken. 412 00:46:41,867 --> 00:46:55,632 Übrigens, seit etwa den 1970ern, vielleicht seit den 1980ern, hatte ich bereits Kontakte zu hierher.. 413 00:46:55,633 --> 00:47:02,166 Zu deutschen Organisationen, nicht wahr, aus der BRD. 414 00:47:02,167 --> 00:47:16,432 Ich nahm an vielen solchen Veranstaltungen teil äh, in denen wir diesen, diesen Untaten gedachten, nicht wahr.., also. 415 00:47:16,433 --> 00:47:22,899 Das heißt, die deutschen Vertreter zeigten Reue, wie und warum es so war. 416 00:47:22,900 --> 00:47:29,632 Wir strebten es an, damit es endlich.., naja.. Ich bin überhaupt der Meinung, 417 00:47:29,633 --> 00:47:37,866 dass Aufmachen bestimmter Wunden, dass Reizen bestimmter Fragmente äh der Geschichte 418 00:47:37,867 --> 00:47:41,266 überhaupt schädlich für die Gesellschaft ist. 419 00:47:41,267 --> 00:47:46,799 Und ich behaupte, dass, wenn eine Versöhnung möglich ist, 420 00:47:46,800 --> 00:47:54,832 wenn die Verständigung unter verschiedenen Bedingungen möglich ist, oder auch unter keinen Bedinungen, 421 00:47:54,833 --> 00:48:04,499 dann sollte man sich immer die Hand reichen. Das ist meine Meinung und ich handelte gewissermaßen immer danach 422 00:48:04,500 --> 00:48:06,332 und es gelang in gewisser Weise. 423 00:48:06,333 --> 00:48:16,099 Dass die Verständigung ein besserer Weg ist als die Feindschaft, als Heraustreten..in.., als sich in die Augen zu springen. 424 00:48:16,100 --> 00:48:25,832 Ich weiß, sich diese Eigenschaften vorzuwerfen... Die einen sind so, die anderen anders... 425 00:48:25,833 --> 00:48:30,732 Man muss eine Brücke finden, gewisse Verständigung. 426 00:48:30,733 --> 00:48:38,232 Auch, auch ich, .. Also das ist eine Wunde, eine Wunde, die nicht mehr zuheilt, 427 00:48:38,233 --> 00:48:46,966 aber die gestillt werden kann, dass man nicht an sie denkt. Ich habe manchmal (???) 428 00:48:46,967 --> 00:48:52,499 Am Anfang waren diese Fragmente in der Nacht, besonders diese Träume waren völlig anders. 429 00:48:52,500 --> 00:48:58,699 Jetzt kommt es seltener vor, nur manchmal kommen gewisse Fragmente, an die ich mich erinnere. 430 00:48:58,700 --> 00:49:11,632 Aber ich laufe davon. Ich laufe davon. Und deswegen vielleicht behalte ich ziemlich lang..., ziemlich lange ein psychisches Gleichgewicht. 431 00:49:11,633 --> 00:49:12,399 {lacht} 432 00:49:12,400 --> 00:49:23,232 IV: Gibt es ein drastisches oder dramatisches Ereignis, das Sie vergessen oder nie daran denken möchten? 433 00:49:23,233 --> 00:49:38,699 JM: Uuuu... Das heißt, für mich war ein drastisches, ein drastischer Moment, in dem.. Was ich selbst erlebt habe, habe ich erlebt. 434 00:49:38,700 --> 00:49:56,599 Aber ein drastischer Moment war die Geschichte, als aus Brüx ein sowjetischer Kriegsgefangener flüchtete. Weil es dort einige sowjetische Kriegsgefangene gab. 435 00:49:56,600 --> 00:50:00,966 Ein sowjetischer Gefangener flüchtete und wurde selbstverständlich gefasst. Das war ja klar. 436 00:50:00,967 --> 00:50:06,999 Das Sudetenland, es war klar, dass es dort gar keine Frage war, gar keine Rede. 437 00:50:07,000 --> 00:50:16,299 Und für mich ist das.. Ich erinnere mich immer, wie er gehängt wurde, wie er gehängt wurde. Wie er gehängt wur... 438 00:50:16,300 --> 00:50:23,232 Das war, das war nicht angenehm und dies, und dies ist mir in Erinnerung geblieben. 439 00:50:23,233 --> 00:50:31,266 Denn ich.. Denn dieser Max versuchte mich zu überreden, dass wir aus dem Lager flüchten, und wir hatten Möglichkeiten. 440 00:50:31,267 --> 00:50:35,399 Aus Brüx konnte man leicht fliehen, sehr leicht war es. 441 00:50:35,400 --> 00:50:39,166 Und bei unseren Bedingungen, denn wir waren Elektriker, es war möglich, 442 00:50:39,167 --> 00:50:47,399 es war möglich, die Stromversorgung abzuschneiden, einfach alles auszuschalten und es hätte kein Licht gegeben. 443 00:50:47,400 --> 00:50:53,199 Aber ich sagte zu ihm, weil er behauptete, dass es hier doch Tschechien ist und dass du ein Slawe bist, 444 00:50:53,200 --> 00:50:57,299 Also irgendwie durch.. Ich erklärte ihm, ich sagte: "Hier ist kein Tschechien. 445 00:50:57,300 --> 00:51:00,999 Hier kommen wir nicht weit und wir werden gefasst. 446 00:51:01,000 --> 00:51:09,966 Hier ist Sudetenland, hier ist.., hier ist Deutschland. Und hier schaffen wir es nicht. Und bis Polen ist es zu weit." 447 00:51:09,967 --> 00:51:11,366 IV: Also haben Sie sich für keine Flucht entschieden? 448 00:51:11,367 --> 00:51:22,999 JM: Nein. Nein. Vielleicht... Aber vielleicht habe ich wieder rationell gedacht. Ich dachte rationell, nicht aus Feigheit heraus, nur rationell. 449 00:51:23,000 --> 00:51:33,366 Das Risiko war zu hoch, denn man musste kalkulieren, ob es überhaupt eine Chance gibt. Und hier gab es gar keine Chance. 450 00:51:33,367 --> 00:51:38,466 IV: Haben Sie nach dem Krieg Enttäuschung oder gar Hass gegenüber Deutschland gespürt? 451 00:51:38,467 --> 00:51:43,499 JM: Also, das heißt, eine gewisse Zeit ja. Gewisse Zeit hatte ich es. 452 00:51:43,500 --> 00:51:59,666 Aber ich muss eins sagen: Übrigens wollte ich nach dem Abschluss studieren, 453 00:51:59,667 --> 00:52:03,999 nach dem Abitur wollte ich an der Technischen Universität in Danzig studieren. 454 00:52:04,000 --> 00:52:10,866 Also hatte ich mit der westlichen Kultur immer etwas größeren Kontakt. 455 00:52:10,867 --> 00:52:17,899 Ich erlebte am Anfang der Besatzung Verschiedenes, nicht wahr. 456 00:52:17,900 --> 00:52:29,299 Meine Schulfreunde, die Volksdeutsche wurden..hmh. Ich hatte mit ihnen verschiedene Konflikte. 457 00:52:29,300 --> 00:52:38,732 Einige Male bekam ich Schläge ins Gesicht. aber..{schluckt} Also der Besatzer, nicht wahr, es war schwer.. 458 00:52:38,733 --> 00:52:50,332 Und am Anfang, das heißt, unmittelbar nach dem Krieg, gab es eine bestimmte Wunde, sie war da.. Also..(???) Aber das ist im Laufe der Zeit... 459 00:52:50,333 --> 00:52:56,899 Dann knüpfte ich Kontakte zu.., besonders Kontakte zum Maximilian-Kolbe-Werk. 460 00:52:56,900 --> 00:53:06,732 Als ich mich völlig dieser Tätigkeit hingab, war ich Vertrauensmann vom Maximilian-Kolbe-Werk in Wrocław. 461 00:53:06,733 --> 00:53:15,132 Und als ich 90 wurde, sagte ich: Schluss. Schluss mit Ehrenamt. Man muss sich erholen. 462 00:53:15,133 --> 00:53:18,266 IV: Also engagierten Sie sich im Maximilian-Kolbe-Werk? 463 00:53:18,267 --> 00:53:28,199 JM: Ja, natürlich. Ich fuhr nach Deutschland, ich fuhr nach.. Ich war Vertrauensmann für die ganze Breslauer Gruppe. 464 00:53:28,200 --> 00:53:32,499 IV: Mhm. Haben Sie sich noch in anderen Organisationen engagiert? 465 00:53:32,500 --> 00:53:37,232 JM: Das heißt... Was die Organisationen angeht, äh der Kriegsveteranen? 466 00:53:37,233 --> 00:53:38,066 IV: Zum Beispiel Kriegsveteranen. 467 00:53:38,067 --> 00:53:42,966 JM: Das heißt.. Ich war.. Ich bin Mitglied im Verband der Kriegsinvaliden. (???) 468 00:53:42,967 --> 00:53:48,599 Denn ich habe Berechtigungen eines Kriegsveteranen. Aber als einfaches Mitglied. 469 00:53:48,600 --> 00:53:58,932 Außerdem engagierte ich mich ein wenig im Verband Ehemaliger Politischer KZ-Häftlinge. 470 00:53:58,933 --> 00:54:07,366 Allerdings kommt es momentan zum Erliegen, denn es gibt niemanden, der arbeitet, es gibt keine Leute mehr. Also geht es zu Ende. 471 00:54:07,367 --> 00:54:19,932 Am, am längsten arbeitete ich bei Maximilian-Kolbe, mit Frau Elisabeth Erb. Also die ganze Zeit und später auch. 472 00:54:19,933 --> 00:54:25,599 IV: Vielleicht erzählen Sie ein bisschen über Ihre Familie. Wie haben Sie kennengelernt... 473 00:54:25,600 --> 00:54:30,566 JM: Also.. meine Familie.. Das ist schon in der Nachkriegszeit. 474 00:54:30,567 --> 00:54:32,099 IV: Ja, die Nachkriegszeit. 475 00:54:32,100 --> 00:54:37,166 JM: Also, meine Frau habe ich getroffen, als ich nach Kalisz zurückkehrte. 476 00:54:37,167 --> 00:54:45,832 Da ich keine Schulabschlusszeugnisse hatte, und in Warschau konnte ich sie nicht bekommen. 477 00:54:45,833 --> 00:54:53,599 Ich konnte nur die Anerkennung der Schulzeit während der Besatzung beantragen. Aber das dauerte lange. 478 00:54:53,600 --> 00:54:58,799 Ich entschied mich, bei den Eltern in Kalisz zu bleiben und ein Jahr lang in einem Elektrowerk zu arbeiten. 479 00:54:58,800 --> 00:55:04,066 Und gleichzeitig wollte ich ein verkürztes Gymnasium besuchen. 480 00:55:04,067 --> 00:55:11,299 Das heißt, während eines Jahres machte ich zwei Klassen, mit Mathematik-Physik-Profil. 481 00:55:11,300 --> 00:55:21,999 Ich habe es gemacht und während der Schulzeit lernte ich meine Frau kennen. Ich lernte meine Frau kennen und dann ging ich zum Studieren. 482 00:55:22,000 --> 00:55:28,699 Ich machte die Aufnahmeprüfung an der Technischen Universität in Warschau und Lodz. An beiden haben ich sie bestanden. 483 00:55:28,700 --> 00:55:32,732 Ich entschied mich für Lodz, denn es war näher zu meinen Eltern. 484 00:55:32,733 --> 00:55:42,366 Ich hatte dort größere Möglichkeiten für die Unterkunft. Meine Frau, das heißt nicht meine Frau, sondern damals noch meine Freundin, denn.. 485 00:55:42,367 --> 00:55:48,332 Der Begriff ist heutzutage "Freundin", ist in Kalisz geblieben, weil sie bereits arbeitete, nicht wahr. 486 00:55:48,333 --> 00:55:55,899 Denn sie war nur mit ihrer Mutter. Übrigens wohnte sie in Warschau. In Warschau war die Wohnung zerstört, das Gebäude zerstört. 487 00:55:55,900 --> 00:56:02,032 Und sie zogen dann nach Kalisz, weil sie mit Kalisz irgendwie verbunden waren. Sie arbeitete in Kalisz. 488 00:56:02,033 --> 00:56:07,499 Später ging sie auch zum Studieren nach Lodz. Wir haben in Lodz studiert. 489 00:56:07,500 --> 00:56:10,399 Sie arbeitete und studierte gleichzeitig Jura. 490 00:56:10,400 --> 00:56:15,132 Und 1951 haben wir geheiratet. 491 00:56:15,133 --> 00:56:21,766 Und 1951 habe ich die Technische Universität in Lodz abgeschlossen, Fakultät Elektrik, und bekam die Arbeitszuweisung nach Wrocław. 492 00:56:21,767 --> 00:56:32,532 Und in Wrocław arbeitete ich mehr als 40 Jahre. Zuerst in der Bauaufsicht, dann in der Projektabteilung. 493 00:56:32,533 --> 00:56:35,232 Ich war Abteilungsleiter der Elektrosparte in der Projektabteilung. 494 00:56:35,233 --> 00:56:46,599 Und 1984 ging ich in den Ruhestand. Und meine Frau ist auch schon Rentnerin. {reibt sich die Augen} 495 00:56:46,600 --> 00:56:52,732 Während des Kriegszustandes engagierte sich meine Frau sehr in der Arbeit. 496 00:56:52,733 --> 00:56:57,299 Meine Frau arbeitete nicht als Juristin, weil sie kein Parteimitglied war, 497 00:56:57,300 --> 00:57:04,499 aus dem Grund konnte sie keine anständige Stelle in der Justiz bekommen. 498 00:57:04,500 --> 00:57:10,399 Sie absolvierte zusätzlich Bibliothekswesen und arbeitete in der Bibliothek. 499 00:57:10,400 --> 00:57:24,532 Sie ging in Rente und dann engagierte sie sich ehrenamtlich während des Kriegszustandes im Wohlfahrt-Komitee beim Erzbistum in Wroclaw. 500 00:57:24,533 --> 00:57:30,232 Und sie arbeitete in diesem Komitee bis 2007. Gott sein Dank. 501 00:57:30,233 --> 00:57:36,366 Ich habe ihr später geholfen, aber das war schon später, denn ich ging 1984 in Rente. 502 00:57:36,367 --> 00:57:42,066 Und so vergeht irgendwie das Leben. 503 00:57:42,067 --> 00:57:42,232 IV: Haben Sie... 504 00:57:42,233 --> 00:57:53,532 JM: Ich habe zwei Söhne. Ich habe zwei Söhne. Einer ist Elektroingenieur, der zweite ist Elektrotechniker. 505 00:57:53,533 --> 00:58:08,399 Ich habe eine Enkelin, die Mathematikerin ist und zwei Enkel. Einer ist Programmierer, das heißt Programmierer. 506 00:58:08,400 --> 00:58:19,332 Und der zweite ist äh eigentlich Personaler. So.. Beide haben studiert. Beide arbeiten. 507 00:58:19,333 --> 00:58:29,332 Dieser Progra... Programmierer arbeitete 6 Jahre lang in Edinburgh. Als Programmierer arbeitet er aktuell in Warschau. 508 00:58:29,333 --> 00:58:34,399 IV: Hmh.. Haben Sie eine persönliche Botschaft? 509 00:58:34,400 --> 00:58:36,166 JM: Eine Botschaft? 510 00:58:36,167 --> 00:58:37,299 IV: Eine Botschaft. 511 00:58:37,300 --> 00:58:51,666 JM: Für mich ist die Botschaft diejenige... Man muss das Leben immer, immer anständig leben. Das ist meine Botschaft. 512 00:58:51,667 --> 00:58:59,532 Diese Botschaft ist sehr ähnlich mit der Botschaft von Herrn Bartoszewski, der sagt, es ist es wert, anständig zu sein. 513 00:58:59,533 --> 00:59:14,332 Und ich sage: Man muss das Leben anständig leben. Und das ist für mich so ein..., so eine.., so etwas, was ich immer als das ansehe, 514 00:59:14,333 --> 00:59:24,099 dass, wenn man anständig lebt, dass im Leben vieles gelingt. {lacht} 515 00:59:24,100 --> 00:59:27,132 IV: Mhm.. Danke..hmh. 516 00:59:27,133 --> 00:59:42,432 IV: Ich habe ihn zum Schluß gefragt, ob er eine Botschaft hat. Er hat gesagt, also für ihn ist das Wichtigste, das Leben anständig zu führen. Für ihn ist Anständigkeit im Leben der höchste Wert. 517 00:59:42,433 --> 00:59:46,799 Und wenn man anständig lebt, bekommt man alles. 518 00:59:46,800 --> 00:59:54,699 Also..er hat sehr detailliert erzählt zu allen Fragen. 519 00:59:54,700 --> 00:59:55,566 MA: Über Alltag Hersbruck? 520 00:59:55,567 --> 00:59:57,699 IV: Ja.. Alltag in Hersbruck Hersbrück. 521 00:59:57,700 --> 01:00:02,532 Also, sehr flüssig, sehr geistreich und mit sehr schönem Wortschatz, 522 01:00:02,533 --> 01:00:05,899 also es war wirklich ein sehr schönes Interview. 523 01:00:05,900 --> 01:00:08,899 MA: Gut.. Wenn du zufrieden bist... 524 01:00:08,900 --> 01:00:16,100 IV: Also ich bin sehr zufrieden. Er hat über Nachkriegszeit (???)